Jodhpur – Teil 1

(22./23. März 2016)
Endlich mal wieder ausschlafen, ich war so richtig in den Ferien angekommen! Wir erklommen die letzten Höhenmeter von unserer Unterkunft bis zur Festung und genossen ein Frühstück im Schatten, die Temperatur war schon wieder ziemlich warm. Das Innere war imposant und zeugte von viel Reichtum. Raphael liess sich einen Turban binden, Claudia schoss weiterhin Fotos von Schnäuzen und Gesichtern aller Art und Navin erzählte uns alles über die Ausstellungsobjekte was er wusste. Ich musste als Fotosujet mit einer indischen Familie herhalten, das trotz der vielen anderen Touristen hier.


Neben den ausgestellten Waffen, Gemälden und anderen Prunkstücken in prachtvoll dekorierten Räumen freute ich mich vor allem über die vielen Eichhörnchen, die überall umher eilten. Von dort oben sahen wir auch endlich die blaue Stadt, wie Jodhpur auch genannt wird. Früher waren alle Häuser blau angestrichen, auch heute sind es noch viele, so dass blau nach wie vor die vorherrschende Farbe ist, was aber besser von oben her zu sehen ist.
Da wir noch einiges einzukaufen hatten, brachte uns eine Rikshaw zur Blue City Mall. Wir hatten uns die grösser vorgestellt und fanden auch nur ein Bruchteil von dem was wir suchten. So assen wir nur ein kleines Mittagessen vom Essstand vor dem Gebäude und dann ging es wieder zurück ins Stadtzentrum.

Nach meiner Mittagsruhe im klimatisierten Zimmer ging es auf Einkaufstour beim lokalen Markt, da reihte sich ein Stand an den anderen. Wir ergatterten Farbbeutel, weisse Shirts und Flipflips (50 INR = 0.75 CHF pro Paar). Raphael hatte vorher schon Plastiksäcke und Klebeband für den Schutz der Kamera organisiert.

Die Serviertochter im Restaurant freute sich uns wiederzusehen, wir freuten uns über ein weiteres sehr leckeres Abendessen. Den Rest des Abends genossen wir auf unserer Dachterrasse mit eiskalten Drinks und mit traumhafter Aussicht.

Unser Frühstück holten wir uns an einem Samosastand, wo die Verkäufer sich über Touristenbesuch freuten und auch die Zubereiter stolz zeigten, wie sie Samosas füllten, Chilibomben vorbereiteten und Karfoffelbälle rollten. All dies wurde dann in einer grossen, mit heissem Öl gefüllten Pfanne frittiert.


Wir standen mittendrin und genossen die Leckereien. Ein Inder sprach mich an, Navin redete dann weiter mit ihm, wir folgten ihm dann in die Lagerhalle voller Stoffe. Raphael meinte noch, ohne Navin würden wir hier nicht hineingehen. Der Besitzer fragte uns ob wir zwei Minuten Zeit hatten und wir setzten uns. Zusammen mit seinem Gehilfen zeigte er uns eine Decke nach der anderen, präsentierte Stickereien und Nähereien.


Er ist Besitzer eines Textilgrosshandels namens Jain Textiles, das 8500 Näherinnen beschäftigt und Designer wie Hermes und Armani beliefert. 75% der Materialien werden von Hand verarbeitet, nur natürliche Farben werden verwendet. Stolz zeigte er uns Magazine, die über seine Firma berichteten. Während der ganzen Präsentation war sein Stolz, seine Freude über das was er macht zu sehen. Es war sehr interessant ihm zuzuhören, wenn er die vielen verschiedenen Stoffe zeigte und die Inhaltsstoffe erklärte.

Wir sahen Decken, an denen Frauen vier Jahre lang arbeiteten. Eine Decke, die zwei Jahre lang genäht wurde, war hier für USD 75 erhältlich; eine 4jährige für USD 110. Eine Decke (2x2m), die innert 15 Tagen aus Yak Wolle gewoben wurde, wird bei Hermes angeblich für ca. 3200 EUR verkauft, hier bekamen wir sie für USD 150. Die Decke, die Armani für 2800 EUR verkauft, kostet hier 195 USD. Für diesen Preis konnte man sich den Flug hierhin noch dazu leisten!

Eigentlich waren wir nur sehr zögerlich in diese Halle gekommen, wer hätte gedacht dass uns dieser Mann mit seinem Stolz über seine Arbeit gute zwei Stunden lang unterhalten würde!

Wir schlenderten weiter durch den Markt in den engen Gassen, so wie ich mir einen Markt in Indien vorstellte: Stände mit offenen Gewürzen, viele Menschen, Motorräder, Rikshaws, Lärm und Hitze. Entsprechend wurde es mir dann auch mal zuviel und ich kehrte ins Hotel zurück für ein Nickerchen.


Am Abend waren schon kleine Festlichkeiten auf den Strassen zu sehen. An vielen Ecken waren Feuerstellen eingerichtet, die oberste Schicht war jeweils Kuhdung, das brennt am besten anscheinend. Rundherum war der Boden mit Farben bemalt. Je nach Platz liefen die Menschen um das Feuer herum, um gesegnet zu werden. An einem Platz war das Feuer unter Stromkabeln errichtet worden, es schien niemanden zu stören.


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Nach einigen Festlichkeiten entschieden wir uns für ein neues Restaurant, ebenfalls mit Dachterrasse. Schnell stellten wir fest, dass wir die einzigen Gäste sind, was auch gut war, denn der Besitzer musste seinen Freund nochmals einkaufen schickenund holte den Küchenchef mit Gehilfen als Unterstützung. Wir hatten die Gelegenheit, in die Küche zu schauen, ein kleiner Raum mit drei Kochplatten, kleiner Kühlschrank und Tisch. Raphael schaute den Männern über die Schultern und tanzte mit ihnen; das verkürzte uns die lange Wartezeit. Wie die meisten Restaurant hatte auch dieses keine Alkohollizenz, darum war das Bier auch nicht auf der Speisekarte, auch auf der Rechnung stand dann jeweils etwas anderes. Das Essen war wie erwartet nicht überragend, aber wir waren auch sehr verwöhnt.

Nach den letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag (Wann begann das grosse Feiern? Wo gibt es am meisten Farbe?) legten wir uns voller Vorfreude schlafen…. Morgen ist Holi!!

Kumbulgar Fort – Ranakpur

(21. März 2016)
Erneut Frühstück auf dem Dach (Chai Masala und Cheese Masala Omlett), dann packten wir unsere Sachen und liefen zu einem Treffpunkt, wo unser Fahrer uns abholte. Deepak hatte den Auftrag, uns mit drei Zwischenstopps nach Jodhpur zu bringen. Bald stellte sich jedoch heraus, dass das dritte Ziel einen Umweg von 6 Stunden bedeutete, weshalb wir vom Plan abwichen.
Die Fahrt zum ersten Punkt war schon interessant, wir fuhren durch Wüstengegenden, sahen Häuser aus Stroh und Frauen in farbenprächtigen Kleidern, Ziegen, Hunde, Kühe, Reisfelder, Wasserpumpen – es war spannend!

An einem Zwischenhalt für Chai beobachteten wir Affen, die über die Bäume tollten, aus sicherer Entfernung.

Kurz vor dem ersten Ziel hielt Deepak und bestellte Mittagessen für uns, so dass es bereit war wenn wir zurück kamen. Nach der nächsten Kurve kam das imposante Bauwerk in Sicht und weckte Erinnerungen an die chinesische Mauer. 

  
Wir passierten das Tor mit gültigen Tickets (wie immer massiv günstiger für Einheimische) und sahen zur Festung auf dem Hügel hoch. Diese Steigung war für mich endlich mal wieder etwas körperliche Betätigung, in dieser Hitze aber noch anstrengender. Die Aussicht auf das umliegende Land jedoch belohnte uns für alles! Das Innere der Festung beeindruckte mich weniger, verglichen mit dem Äusseren und der Aussicht. Erwähnenswert ist aber meiner Meinung nach, dass nur ein kleiner Teil geöffnet war, wir aber trotzdem lange umher liefen und mindestens ich mich bereits verlaufen hätte, wären da nicht die vielen Schilder.

   
 In der Zwischenzeit wurde unser Mittagessen gekocht, wir genossen hausgemachtes nordindisches Essen, serviert von einem Rajistani und seinem Sohn. Wir drei Schweizer waren uns einmal mehr einig, dass wir ein indisches Kochbuch brauchen.

Ich durfte die Toilette in einem Zelt benutzen, das sie an Touristen vermieten, für INR 500 (7.50 CHF) pro Tag. Auf ca. 4 Quadratmetern war ein Bett und hinter einem durchsichtigen Vorhang eine WC Schüssel, davor ein Eimer mit Wasser zum Waschen und Spülen. Zweckmässige Einrichtung, was braucht man mehr.

Weiter ging die Reise in unserem klimatisierten Auto. Unterwegs plauderten wir mit dem Fahrer. Auch wenn sein Englisch nicht perfekt war, konnten wir uns doch gut mit ihm unterhalten. Er war einer der wenigen Inder, der unseren Sarkasmus und unsere Witze verstand; das bestätigte, dass er schon lange als Fahrer für Touristen arbeitete – erfolgreich. Das Auto war mit GPS ausgerüstet. Als dann mal der Chef anrief, erklärte uns Deepak, dass er schneller als 100 km/h gefahren war und dies beim Chef eine Meldung hervorgerufen hatte, woraufhin dieser anrief und mahnte. Um unsere Sicherheit mussten wir uns also keine Sorge machen.

Der nächste Halt war bei einem der ältesten und grössten Jain Tempel. (Jain ist eine Religion, wo die Mitglieder keinem Lebewesen Gewalt antun dürfen.) Ohne Schuhe und mit drei Tickets (Einheimische waren diesmal sogar gratis) betraten wir das eindrückliche Marmorgebäude. 1444 Säulen stützen die bis zu 20 m hohen Dächer; eine davon war schief, denn nur Götter können Perfektes kreieren. Wir hatten Glück, der höchste Priester des Tempels gab uns eine Führung, erklärte uns mehr über das mehr als 600 jährige Bauwerk, das während 63 Jahren erbaut wurde und zeigte uns die versteckten Geheimnisse und Schönheiten. Mich beeindruckte der Tempel extrem, das Detailgetreue, Symmetrische, Verspielte. Ich genoss es einfach nur da zu sitzen und die bearbeiteten Steine anzuschauen, während Raphael mit der Kamera kaum genug bekam.

Apropos Fotos: Kamera kostete extra und ich musste daher mein Telefon draussen lassen. Ich werde bald den Link zu den Fotos von Claudia und Raphael posten. 

Beim Parkplatz wartete nicht nur Deepak, auch viele Affen sassen dort, es sah amüsant aus.  

Wir erreichten Jodhpur nach Sonnenuntergang und schleppten unser Gepäck durch die engen, überfüllten Gassen zu unserer Unterkunft. Von unserer Dachterrasse aus war die hell beleuchtete Festung zum Greifen nahe, ich war sprachlos bei dieser Aussicht.

Hungrig suchten wir ein Restaurant und fanden eines, das vor allem von den zahlreichen Touristen besucht wurde und auch wieder sehr leckeres Essen servierte, begleitet von einer weiteren atemberaubenden Aussicht. 

Udaipur

(19. März 2016)

Frühmorgens brachte uns ein Hoteltaxi an den Flughafen, um 6.20 Uhr verliessen wir Chennai und nach einem längeren Zwischenstopp in Mumbai und der schlimmsten Fluglandung erreichten wir Udaipur, auch bekannt als Weisse Stadt. Wir waren froh, am Boden zu sein, ich hatte schon lange nicht mehr (oder das erste Mal?) Leute schreien gehört während dem Flug, so stark waren die Turbulenzen. Auch die Landung war eher holprig und unsanft. 

Ein Fahrer brachte uns in die Innenstadt, ich merkte den Schlafmangel im warmen Auto und schlief, bis wir in dichteren Verkehr kamen, was ruppigere Fahrweise bedeutete.   

Den letzten Kilometer zum Hotel mussten wir zu Fuss zurücklegen, der Fahrer weigerte sich (verständlicherweise) wegen zu engen Strassen. Wir fragten uns zum Hotel durch und begannen uns zu wundern, in welcher Absteige wir untergebracht wurden. 
Raphael und Claudia warteten schon auf uns im Hotel, von Innen sah es sehr gemütlich aus und neben einem (zu kurzen Bett) gab es noch eine Sofaecke am Boden, die wir sofort als Schlafecke übernahmen. Eine Runde Schlaf später spazierten wir zu viert durch die Stadt, die Venedig nicht unähnlich ist. Herzige Brücken über den Fluss, Häuser am See, Treppen die ins Wasser gehen… Nur die Menschen, die sich und ihre Kleider im Wasser wuschen, erinnerten uns daran, dass wir in Indien waren.

   
 Die engen Strassen bedeuteten keineswegs weniger Verkehr. Autos, Lastwagen und Rikshaws kämpften sich den Weg vorbei an windigen Motorrad- und Scooterfahrern, immer mal wieder spazierte eine Kuh gemütlich dazwischen, alle anderen ignorierend. Es kann durchaus vorkommen, dass alles blockiert ist und keiner mehr vorwärts kommt. Wir standen daneben, fanden keinen Weg zu Fuss und warteten neugierig. Die anderen Fussgänger begannen lautstark mitzureden, Zweiräder umzuleiten und auf wundersame Weise löste sich das Chaos dann wieder irgendwie. 
Wir waren bereits ziemlich hungrig und suchten Raphael’s Restaurant, mussten aber dann lernen, dass es bereits seit Monaten geschlossen war. Das was wir dann fanden, hatte leider keinen Fernseher, so dass wir nach einem sehr leckeren Essen schnell ins Hotel zurückgingen um via Livestreaming das Cricketspiel zwischen Indien und Pakistan zu sehen. Navin gab sich alle Mühe, uns die Regeln zu erklären, aber bei uns Mädels war es zu spät. Ich erfuhr erst am nächsten Morgen dass Indien (mal wieder) gewonnen hatte.
Ich hatte sehr gut geschlafen und freute mich umso mehr auf das Frühstück auf der Dachterrasse. Bei erstaunlich angenehmen Temperaturen (im Schatten) liefen wir durch die engen Gassen bis zum City Palace. Dieser Palast diente als Wohnstätte für die Herrscher früherer Zeiten, beherrbergt auch ein Museum und wird noch regelmässig für (Hochzeits-)Feste genutzt. Wir waren beeindruckt über die imposante Festung über dem See, der Aussicht sowie die üppige Innenausstattung.  

 In einer Seitenstrasse gönnten wir uns Essen von kleinen Ständen, frisch von der Pfanne, heiss, lecker und nur etwas scharf. Wir waren eine Attraktion da, einige Männer wollten Fotos mit uns drei Weissen. Für einmal war ich nicht die Hauptattraktion. Am letzten Stand gab es noch Kulfi, indisches Glace, perfekt für diese heissen Temperaturen. Ausserdem kauften wir noch Sonnenbrillen. Wir wurden angewiesen, günstige Brillen an Holi zu tragen. Navin handelte Mengenrabatt aus und wir bezahlten 500 Rupien (7.50 CHF) für vier Brillen. 
Udaipur hat sehr viele Seen, die alle künstlich erstellt wurden. Eine Bootstour war also ein Muss. Während die anderen Mitfahrer ihre Kamera oft auf uns richteten, bestaunten wir den Lake Palace, das Oberoi Hotel und weitere imposante Bauwerke am und im See. Viel zu schnell war die erfrischende Runde vorbei. 
Eine Rikshaw brachte uns zu einem anderen See. Während Navin mit dem Fahrer über das gesteige Spiel plauderte, ergriff Claudia neben dem Fahrer die Gelegenheit und steuerte das Gefährt durch den Verkehr, inklusive extensiver Nutzung der Hupe. Wir genossen es alle.
Langsam kämpfte ich wegen Müdigkeit und Erkältung mit der Hitze und war froh, als wir im Schatten Chai und Momos bestellten. Lecker und erfrischend. Trotzdem freute ich mich, als wir für ein Nickerchen ins Hotel zurück gingen, bevor wir dann ein weiteres Restaurant mit herrlicher Dachterrasse ausprobierten. Das Essen (Linsen, Pilze mit Maiskölbchen und Kichererbsen mit verschiedenen indischen Broten) war einmal mehr sehr gut. Im Fernsehen verfolgten wir ein weiteres Cricketspiel, die Regeln waren nun klarer, auch für uns Mädels.

Arbeiten, lernen, essen, geniessen

Am 8. März war Tag der Frau, das wird hier ausgiebig gefeiert! Im Büro gab es Blumen und Kärtchen für alle Frauen und viele Männer schüttelten uns die Hände und wünschten uns Happy Women’s Day. Für mich eher aussergewöhnlich, wenn nicht gar etwas übertrieben. Im Hotel ging es dann ähnlich weiter, es warteten Pralinen mit einer Nachricht auf mich. Lecker!

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Wir waren am gleichen Tag im Büro aus unserem Sitzungszimmer ins Grossraumbüro umgezogen, eine Ecke für uns Schweizer. Jetzt konnten wir endlich unsere Arbeitsplätze einrichten und waren nicht mehr so separat von allen anderen. Ich begann die Wand neben mir sinnvoll zu nutzen und das Team begann uns Worte in Tamil beizubringen, jeden Tag war mindestens ein neuer Zettel. Nicht ganz einfach! 

Am Wochenende nutzten wir die Gelegenheit, dass wir jetzt eine grössere Gruppe waren und bestellten in einem der besten (und teuersten) Restaurant in Chennai (Peshwari) ein Naan für 6 Personen! Lecker!! Kostenpunkt: teure 1500 Rupien (22 CHF)

 Anschliessend hatten wir eine Reihe im Kino reserviert, 6 gut gelaunte Schweizer mit einem Inder in einer Spätvorstellung von London Has Fallen, es war lustig! Um den Abend abzurunden, wollten wir einen Drink in unserer Hotelterasse geniessen. Als Gäste des Hotels konnten wir gratis eintreten, da ich mittlerweile das halbe Management des Hotels kenne, brachte ich auch unseren indischen Freund ohne Kosten durch die Eingangskontrolle.

Ich hatte diese Woche reklamiert, dass die Wäsche nicht sauber ist bzw. mehr Flecken aufweist nach der Wäsche als vorher. Das brachte mir ein Treffen mit dem Verantwortlichen des Zimmerservice ein sowie eine persönliche Zustellung des letzten Kleidungsstückes durch ihn und den Verantwortlichen der Wäscherei. Dass es ein BH war, wäre in der Schweiz schon amüsant gewesen, hier in Indien musste ich mir das Lachen klar verkneifen.

Sonst war die Woche eher unspektakulär mit viel Arbeit und langen Abenden im Büro.

Am Freitag besuchten wir ein Grillresraurant auf Empfehlung unseres Teams. Der Tischgrill wurde in eine Lücke des Tisches gestellt, mitsamt glühenden Kohlen. Darauf servierten sie Spiesse mit Fisch, Crevetten, Lamm, Poulet, Paneer-Käse, Pilze, Ananas, …… alles sehr lecker.  

Wir waren die einzigen Weissen, entsprechend scharf war das Essen. Ich hatte eine frühen Flug gebucht für den nächsten Tag und verliess das Restaurant mit einem müden Kollegen. Uber brachte uns nach Hause, wegen erhöhter Nachfrage kostete es ganze 500 Rupien (7.50 CHF) für 30 Minuten Fahrt, das Dreifache des Preises. Ich packte meine Sachen für eine Woche Ferien und freute mich!

Mahabilipuram, Surfen und Rugby

Am letzten Februar Wochenende genossen wir mal wieder einen ruhigen Samstag, jeder für sich und dann trifft man sich trotzdem wieder zum Abendessen, aber alles sehr flexibel.

Am Sonntag früh kamen Raphael und Claudia, Freunde aus der Schweiz, in Chennai an. Sie sind seit Juli auf Reisen und im März bleiben sie in Indien. Ich holte sie am Flughafen ab und brachte sie ins Hotel zum Frühstück. Das Buffet machte sie fast sprachlos. Bis dann war auch der Rest der Gruppe aus den Federn und wir fuhren in Richtung Süden. Unterwegs holten wir noch Dominic ab, ein indischer Kollege. Er hat für uns das Tagesprogramm organisiert. Mahabilipuram, oder auch Mamallapuram, liegt ca. 50 km südlich von Chennai an der Küste und beherbergt einen der wichtigsten archäologischen Fundorte Südindiens mit zahlreichen Baudenkmälern, die auch zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Wir bezahlten den Eintrittspreis von INR 250 (<4 CHF) für Ausländer und INR 10 für Inder und besichtigten die fünf Rathas und den Küstentempel.

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Die Tempel, die je aus einemIMG_6278 Stück Stein gehauen sind, waren imposant anzusehen. Ich versuchte einen Guide abzuwimmeln, indem ich in französisch zu den Kollegen aus der Romandie sprach. Das half leider nichts, er sprach dann zu meinem Erstaunen einfach in französisch weiter. Bei einer Aussentemperatur von ca. 35 Grad mit kaum Schatten gaben wir jedoch bald mal auf und verzogen uns in ein lokales Fischrestaurant, wo wir Fisch, Shrimps und Krabben bestellten. Die Krabben machten es uns nicht einfach, wir mussten hart kämpfen für einige kleine Bissen. Aber es war sehr lecker!
Dann folgte das Highlight des Tages: Am Strand von Kovalam erreichten wir die Sufschule und liessen uns zeigen, wie man bei einer Welle am sichersten auf dem Brett bleibt. Nur eine kurze Einführung später waren wir schon im Wasser, fast jeder mit einem Surflehrer, der uns anstiess, so dass wir die Welle auch sicher reiten konnten. Sogar ich war froh um die Hilfe, war es doch viel einfacher so. Alle von uns konnten nach einigen Versuchen auf dem Brett stehen und mehr als eine Welle reiten, es machte riesig Spass und war auch sehr anstrengend!

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Aber wir genossen das nasse Vergnügen, bis wir erschöpft am Strand sassen und zusahen, wie Thomas von der letzten Welle sprang, kopfüber in den Sandboden. Die Verletzung sah schlimmer aus als sie schlussendlich war, aber bei einer Kopfverletzung ist nicht zu spassen, auch wenn es nur eine Schürfung und nur eine leichte Gehirnerschütterung war. Trotzdem war es Zeit für uns, nach Hause zu gehen, die Heimfahrt dauerte auch sonst noch genügend lange.

Während wir in den nächsten Tagen arbeiteten, erkundeten die Besucher aus der Schweiz etwas mehr die Stadt und erzählten uns abends vom Erlebten am Blumenmarkt und Hauptbahnhof. Wir erfuhren auch, dass eine Riksha pro m 1.2 Rupien kostet (wenn denn das Taxameter funktioniert :-P)

Ein welscher Kollege wird während seinem Aufenthalt von seiner Freundin begleitet. Anstelle am Hotelpool zu sitzen, hilft sie einer französisch-schweizerischen Organisation, die eine Schule mit Kindergarten betreibt, die von Kindern aus dem Slum besucht wird. So erfahren wir beim Abendessen auch mal ganz andere Geschichten und hatten am Wochenende die Gelegenheit, mit den Kindern in die amerikanische Schule zu gehen, wo sie Rugby spielten. Diejenigen Kinder, die in der Schule am fleissigsten sind, dürfen jeweils am Samstag mit dabei sein. Das Alter war schwer zu schätzen, wir merkten aber bald, dass wir (mit unserem Vergleich zu Schweizer Kindern) weit daneben lagen! Ich hätte die Jungs etwa auf 8-10 Jahre geschätzt, sie waren aber 12-14 Jahre alt. Alle eher klein und dünn.

Die amerikanische Schule ist vor allem für Ausländer, aber auch Inder, die eine zweite Staatsbürgerschaft und das nötige Kleingeld (ca. 30’000 USD) für die Schulgebühren haben, können sich bewerben. Es war für uns speziell, an einem Ort so viele Weisse zu sehen, trotz Samstag waren einige Eltern und Kinder vor Ort. Mir gefiel natürlich der Pool am besten, dass er menschenleer war, machte ihn noch schöner!

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Die Kinder wärmten sich auf dem Feld auf, rannten freudig umher und warfen Bälle, während französische Expats und indische Leiter die Punkte zählten. Zwei unserer Jungs versuchten sich beim Mitspielen, was bei den Kindern für Lachen sorgte. Nach zwei Stunden in der Sonne (mir war es im Schatten schon warm genug beim rumsitzen) hatten auch die Kinder genug und holten sich eine Portion Reis mit Gemüse, das sie am Boden sitzend von Hand verzehrten. Uns beobachteten sie neugierig, als wir es ihnen gleich taten. Einige Mutigere wagten sich vor, fragten uns nach dem Namen und nach Selfies. Unser koreanisch-französicher Freund hatte dann schnell den Spitznamen Jacky Chan und sie rissen sich um Fotots mit ihm. Ich war doch sehr erstaunt, als die älteren Mädchen uns zum Abschied zwei Küsschen gaben, vermutlich hatten sie das bei der französischen Leiterin gelernt. Für Inder ist es jedenfalls sehr aussergewöhnlich.

Ich ging am Abend mit einer Freundin einkaufen, dass ich auch mal lokale Kleidung habe, in der die warmen Temperaturen doch besser zu ertragen sind.

IMG_6340Am nächsten Morgen hatte ich mit indischen Freunden zum Tee am Strand abgemacht. Die Strasse gleich davor war gesperrt, Autofreie Zone war ausgerufen worden (analog Slow up in der Schweiz). Wir tranken Chai, spazierten über den Sand, schauten den Fischern zu und selbstverständlich musste ich noch die Füsse ins Wasser halten – was wie immer damit endete, dass meine Hose nass wurde. Aber Meer ist Meer!

 

Zurück im Hotel frühstückten wir ausgiebig, den Rest des Tages genoss ich faul im Zimmer und am Pool, so richtig erholsam!

Tempel und Gebrechen…

 

Die letzten zwei Wochen waren etwas speziell.

Nach meiner intensiveren Trainingseinheit (für meine aktuellen Verhältnisse!) reklamierte mein Rücken und eine (erneute) Entzündung hinderte mich an weiterem Sport. Mit Schmerzmitteln und Ruhe klappte es dann aber gut, so dass ich (noch?) nicht die Erfahrung in einem indischen Spital machen musste.

Am Wochenende war es dann auch etwas ruhiger, vor allem auch weil die zwei welschen Kollegen über’s Wochenende weg waren. So genoss ich eine Pediküre am anderen Ende der Stadt (hier laufen die Frauen in Sandalen/barfuss herum und meine lädierten Läuferzehen wollte ich so niemandem zumuten), fand Sandalen in meiner Grösse und sonnte mich etwas am Pool.

Zum Abendessen hatte sich der Basler ein Afghanisches Restaurant ausgesucht, das wir bereits kennen. Ich bin immer noch vorsichtig, welche Restaurants ausserhalb Hotels für uns magenverträgliches Essen servieren, daher bleiben wir oft in uns bekannten Restaurants. Im Anschluss gingen wir ins Kino, Spotlight, ein mittlerweile Oskar-prämierter Film. Ich bin immer noch froh um Untertitel im Englischen, habe ich doch immer noch Mühe mit Akzenten und Slang. Andererseits lerne ich es nie, wenn ich immer lesen kann.

Am Sonntag fuhren wir nach Mylapore, ein Quartier in Chennai wo es zwei interessante Tempel gibt. Auf der Fahrt überholten wir einen Leichenwagen, der Tote lag im offenen Kofferraum, gut sichtbar und mit Blumen geschmückt. Andere Länder, andere Sitten.

Am Kapaleeswari Tempel gaben wir unsere Schuhe ab und betraten barfuss das Gelände. Ein Mann wollte sich als Führer aufdrängen, als er hörte dass ich die Namen der Gottheiten kenne, liess er uns in Ruhe. Vermutlich war die Hälfte falsch was ich meinem Kollegen erzählte, aber der Mann verstand zum Glück kein Deutsch.


Die Tempel waren farbig geschmückt, nebenan fand auch noch eine Tanzdarbietung statt, wo junge Mädchen zu traditioneller Musik tanzten, ganz verkrampft um ja keine Fehler zu machen. Nur schade, dass genau dann der Strom ausfiel und somit auch die Musik. Wenn wir doch nur wüssten, wo die Musik aufgehört hatte….

Wir spazierten durch die Strassen, an Essensständen vorbei, und zogen viele Blicke auf uns. Beim nächsten Tempel sahen wir dann endlich mal ein anderes weisses Gesicht.


Zum Abschluss fuhren wir in ein lokales Restaurant, bestellten unser Essen und assen vom Bananenblatt, unter den wachsamen Augen der Angestellten, die gar nicht auf die Idee kamen, uns Besteck zu bringen. Es war lecker und absolut magenverträglich!

Die folgende Woche war ich wieder angeschlagen, diesmal von einer starken Erkältung, vermutlich durch die Klimaanlagen überall, vielleicht aber auch weil ich endlich etwas abschalten konnte. Ich merkte, dass die Trainings erfolgreich waren, unser Team hat erstaunlich viel gelernt, aber viel Arbeit kam noch nicht zu uns. So war es auch ok, dass ich einmal früher nach Hause zurückkehrte und mich schlafen legte. Am nächsten Morgen im Restaurant wurde ich aber dann gefragt, weshalb ich das Abendessen verpasst hatte…. Ich werde wirkllich gut umsorgt!

Diese Woche war wieder ein Geburtstag im Team, also wieder ein Kuchen im Büro. Und am Freitag war der letzte Tag eines Kollegen aus der Romandie, darum kochte das Team für uns (bzw. die Mütter). Wir konnten also leckere lokale Spezialitäten probieren, die auch an unser Schärfeniveau angepasst waren.


Anscheinend hatten sie knapp einen Drittel der üblichen Ration an Chili verwendet. Wie immer feierten wir mit obligaten Selfies und einem weiteren Kuchen.


Ach ja, apropos Kuchen: Das Schneiden von Kuchen wurde nicht hier erfunden. Jeder schneidet mal irgendwie ein Stück aus dem Kuchen heraus, in irgendeiner Form. Und anschliessend soll das Geburtstagskind das Stück anderen anbieten, die ein Stückchen abbrechen und dem Geburtstagskind in den Mund legen, als Zeichen der Liebe dem anderen gegenüber. Das zeigt einmal mehr nicht nur die Nächstenliebe und der Umgang miteinander, sondern auch dass der Sauberkeit der Hände mehr vertraut wird als dem Besteck.

Update Chennai Marathon

Endlich, die Resultate 😁 (unter meinem “indischen” Namen :-P)


Wir waren nicht mal so schlecht, mein Kollege wurde sogar 60. overall !!

Kollegen aus unserem Team erreichten das Ziel in 2:24 h, fast am Ende des Feldes…
Was ich Euch jedoch auch nicht vorenthalten möchte ist der Sieger der Männer…… 

Hotelalltag und anderes

Nun bin ich seit gut drei Wochen hier in Indien… Ich habe mich gut eingelebt, habe mein eigenes Hotelzimmer nach meinem Geschmack eingerichtet, das klappt sehr gut, auch wenn die Handtücher jeden Tag wieder am falschen Ort hängen, aber das sind ja Kleinigkeiten.

Das Personal hier ist sehr freundlich, sie kennen uns bereits! Wenn ich zum Frühstück komme, weiss ich, wer schon da war und wie lange er schon weg ist. Einige kenne ich schon sehr gut, trotzdem fragt mich der Manager regelmässig, ob ich zu meinen Frühstücksflocken und frischen Ananas nicht noch etwas anderes dazu haben möchte, sie können nicht verstehen, dass ich mein Frühstück (während der Woche) einfach und in 10 Minuten fertig habe.

Eines Abends im Restaurant meinte eine der Servierdamen, dass heute Südindische Nacht sei, es werden südindische Spezialitäten serviert, daher bringe sie mir ein Kerala Parotta, die ich ja so gerne mag. Das ist Aufmerksamkeit! Beim Verabschieden schüttelte sie mir die Hand und meinte, wir sehen uns morgen zu Kornflakes, Ananas und Apfelsaft. Das scheint hier eine Spezialität zu sein, dass sie aufmerksam die Kunden studieren und so die Wünsche der Gäste schnell erfüllen können.

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Einen der Restaurantmanager lernte ich bereits im November kennen. Diese Woche meinte er, dass er mal wieder einige Tage frei habe und nach Delhli gehe. Ich wusste, dass er dieses Jahr heiratet (sie arbeitet auch im Hilton), daher sprach ich ihn darauf an. Freudig erzählte er mir von der Ringzeremonie (eine Art offizielle Verlobung), die in den nächsten Tagen stattfand, und auch vom geplanten Hochzeit im Oktober. Vielleicht klappt es ja und ich bin noch/wieder in Indien im Oktober….

Auf dem Weg zum Restaurant muss ich durch die Bar laufen, da kommt mir manchmal schon der Kellner entgegen und meint, meine Kollegen seien immer noch draussen beim Bier, es sei noch niemand im Restaurant.

Vor dem Hoteleingang sind diejenigen, die für die Autos zuständig sind. Auch dort kennen sie mich (und meine Zimmernummer) bereits, sie rufen das Auto wenn sie mich nur sehen. Als ich eines Abends noch aus war und spät zurück kam, war einer ganz besorgt und noch am nächsten Morgen fragte er mich, ob ich genügend Schlaf hatte. Ich habe es aufgegeben, sein Alter schätzen zu wollen, das ist nicht sehr einfach. Aber er ist auf jeden Fall sehr jung!

Manchmal  komme ich mir selber etwas ungeduldig vor, aber wenn das Auto vorfährt, warte ich nicht, bis jemand mir die Türe aufhält oder den Sitz so einstellt, dass die vierte Person von uns hinten einsteigen kann. Dann nehme ich das selber in die Hand und dann kommen sie angerannt “Mam, let me help you” und schon habe ich ein schlechtes Gewissen.

Allgemein hat es sehr viele Angestellte hier im Hotel und viele, auch die Empfangsdamen und der Türsteher für den Club, kennen uns und grüssen uns freundlich. Einerseits schön, andererseits auch mühsam, denn so werde ich schon frühmorgens unzählige Male gefragt, wie es mir gehe und ob ich einen strengen Tag vor mir habe.

Die Jungs haben auch Gefallen am Mückenmann gefunden. Seine Aufgabe ist es, Mücken zu erledigen, mit einem elektrischen Mückentöter, der jedesmal ein Zischgeräusch macht, wenn eine Mücke stirbt. Aber wenn die Jungs ihn ansehen, dann versteckt er sein Gerät und lächelt, so in etwa “Nein, wir haben keine Insekten hier”.

Der Fitnesstrainer hat Gefallen an mir gefunden, wie es aussieht. Mit den Jungs spricht er gar nicht, auch wenn alle drei häufiger im Fitness sind als ich. Mich lässt er kaum gehen, will mir Tipps geben und einen ganzen Trainingsplan aufstellen, dabei hat er noch nicht mal eine Fitnessausbildung (und vermutlich nicht viel mehr Wissen als ich in dem was ich im Fitness mache). Aber ich habe gesehen, dass er auch mit anderen Frauen spricht, also ignoriert er nur Männer (und das rigoros, dann sitzt er nur vor dem Fernseher auf einem der Velos).

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Wir sind hier also schon sehr bekannt und werden nach Strich und Faden verwöhnt!

Am Abend werden wir vier jeweils von einem Fahrer abgeholt, der nicht zum Hotel gehört, aber vom Büro organisiert wird. Leider können diese nicht immer (gut) englisch und so geschah es diese Woche zweimal, dass ich einen Kollegen ans Telefon bitten musste, um mit dem Fahrer in Tamil zu sprechen. Nach dem ersten Mal lernte ich “Neenga enge irukeenga” (wo bist du), bis ich realisierte dass ich ja die Antwort nicht verstehe. Darum brachten sie mir bei zu sagen “innum 5 minutes la ground floor ku varen” (wir treffen uns in 5 Minuten im Erdgeschoss). Diesen Satz werde ich nächste Woche ausprobieren. Jedenfalls hatte ich gemeldet, dass ich mit den Fahrern nicht kommunizieren kann, was dazu führte, dass der Fahrer am Freitag anrief, dann kam der Kollege vorbei der den Fahrer organisiert hat und schlussendlich riefen sie vom Empfang an, ich solle mich melden, wenn ich gehen möchte, sie würden mich zum Fahrer bringen. Ob das als Verwöhnen, Bevormunden oder Gastfreundschaft bezeichnet wird ist Ansichtssache, aber auf jeden Fall meinen sie es gut!

Im Büro hatten wir diese Woche eine Fotosession, damit wir das Team auch in der Schweiz präsentieren können. Auch hier zeigte sich wieder deutlich: Inder lieben Fotos! Wir hatten viel Spass! 😉


Viele hatten mich nach den Temperaturen und Klima gefragt. Es ist hier zur Zeit sehr angenehm. Tagsüber 33 Grad, nachts ca. 22 Grad. Ich verbringe aber 99% meiner Zeit in klimatisierten Räumen, nur vom Büro zum Mittagessen bin ich mehr als 50 m draussen, daher kann ich sagen es ist angenehm. Es wird jetzt allerdings wärmer, April/Mai werden Spitzentemperaturen von 46 Grad erreicht! Das wird sich dann ganz anders anfühlen, dann werde ich wohl kaum mehr draussen sein wollen.

Dieses Wochenende sind die Jungs nach Pondicherry gefahren. Ich hatte mich für ein ruhiges Wochenende im Hotel entschieden und sagte ab. Am Samstag etwas arbeiten, Sonntag Massage und Kino, aber das Wichtigste: Ich. Die Jungs sind super und wir verstehen uns sehr gut, aber von frühmorgens bis spätabends in Gesellschaft und Rücksicht nehmen bzw. arrangieren, das hängt an. Darum mein Ego-Wochenende für mich. Hat sehr gut getan!

Das hier gab’s zum Abendessen am Sonntag, in einem Nordindischen Restaurant in der Shopping Mall:

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Ach ja, die definitiven Resultate von Chennai Marathon habe ich noch nicht gefunden….

Pre-Season Bash!

(1.-7. Februar 2016)

Auch in der zweiten Trainingswoche hiess es wieder, viel technisches Steuerwissen zu vermitteln. Mittlerweile hatte ich Unterstützung aus Basel erhalten, er brannte darauf, die Neuen kennenzulernen und zu unterrichten. Für mich war es sehr wertvoll, da ich mich noch mehr um Organisatorisches und Administratives kümmern musste und so besser Zeit dafür fand.
Das Team machte immer noch fleissig mit und forderte uns indem sie alles hinterfragten bis sie es verstanden. Als wir zum Beispiel erklärten, dass unbewegliches Vermögen (Häuser) dort besteuert werden, wo es liegt, weil eben ein Haus nicht mitgenommen werden kann wie z.B. ein Auto oder Geld, meinte einer, dass in den USA auch Häuser gezügelt werden. Ihr seht, das Training hier ist anspruchsvoll.
Speziell für uns sind auch die personellen Angelegenheiten. So wurden wir am Montag angefragt, ob eine noch in der selben Woche zwei Tage frei haben könnte für die Hochzeit ihres Cousins. Da es ziemlich kurzfristig und während des Trainings war, gewährten wir ihr einen Tag, sie musste daher in der Nacht anreisen. Kurz darauf bat eine andere um einen freien Nachmittag, weil ihre Familie die Familie der möglichen Braut des Bruders besuchte. Das sei so üblich bei einer arrangierten Hochzeit. Erst danach erfuhr ich, dass die zu Verheiratenden (mindestebs in diesem Fall) das letzte Wort hatten. Immerhin…

An einem Tag hatten gleich zwei Teammitglieder Geburtstag und so organisierten wir einen Kuchen und genossen den mit dem Team, das hat so hier Tradition. Daran kann ich mich gewöhnen! 🙂

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Ich hatte am Freitag ziemliche Kopfschmerzen und entschied mich gegen Ausgang. Die Jungs hingegen liessen sich ins 30 km entfernte Novotel (1.5 h Fahrt!) bringen für eine Pool Party mit InterNations, eine Organisation für Expats, das hatten uns Kollegen vorgeschlagen. Es muss eine lange Nacht geworden sein;-)
Für Samstag war der PreSeasonBash angekündigt. Pünktlich (bzw. viel zu früh für indische Verhältnisse) warteten wir vor dem Büro auf die (klimatisierten) Reisebusse, die die ca. 200 Mitarbeiter im Steuerbereich an den Strand (ca. 50 km entfernt) bringen sollten. Nach zwei Stunden Fahrt (während der ich die ersten Tanzschritte lernte) erreichten wir den Platz am Meer. Meine welschen Kollegen kamen mir zuvor, schnell waren wir drei im kühlen Nass, herrlich! Das war aber nicht Teil des Plans und so wurde es etwas komplizierter für eine kurze Dusche. Es gab nur Duschmöglichkeiten am Pool, aber im Bikini durfte ich nicht durch das Resort laufen. Mit einem Tuch bedeckt folgte ich den Jungs vorbei an den Gästepavillons, wir sind ja flexibel 🙂

Zurück bei der Gruppe hatten Spiele begonnen, Wassertransport über die Köpfe, Zaubertricks, etc. Ein Spiel war nur für die Manager, die nach vorne mussten für eine Art Podiumsdiskussion. Sie hatten sich entschieden, uns Schweizer Manager nicht aufzubieten, so dass wir nicht Angst haben müssen, unser Gesicht zu verlieren, wenn wir nicht alles verstehen, weil ja fast alle mit indischem Akzent sprechen. Das wäre mir noch egal gewesen, aber ich war doch froh, nicht mit Mikro etwas zum Thema “Was google nicht weiss, aber ich weiss” erzählen zu müssen.

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Anschliessend begann endlich die Tanzmusik, manchmal Hindi, manchmal Tamil, dann mal wieder Englisch, eine bunte Mischung also. Wie einige vielleicht wissen, ich tanze sehr gerne! Aber meistens tanze ich für mich alleine. Das war hier eher ungewöhnlich, hier wird in Kreisen getanzt, zum Teil mit Choreografie, manchmal ohne, aber alle stehen im Kreis. Manchmal ist jemand mitten drin, aber nie jemand ausserhalb. So zogen sie mich zum Teil quer über die Tanzfläche in ihren Kreis, hauptsache ich tanzte nicht alleine. Ich lernte also viele neue Leute kennen, einige neue Tanzschritte und war nach einigen Stunden ziemlich erschöpft und durchgeschwitzt.

Der ganze Event fand draussen statt, unter freiem Himmel, gleich neben dem Sandstrand. Die Temperaturen waren ca. 25 Grad, auch noch nachts. Dank der leichten Brise war es jedoch angenehm. Gegen 18 Uhr ging dann die Sonne unter, trotzdem tanzten noch alle munter weiter! Wir sind nahe am Aequator, daher sind alle Tage in etwa ähnlich.. Die Sonne geht um 6 Uhr auf und um 18 Uhr unter.

Irgendwann war es dann Zeit zu gehen, wir stiegen wieder in Busse und wollten heimwärts. Der Fahrer hielt nach kurzer Zeit bereits an und musste nach dem Weg zurück auf die Schnellstrasse fragen. Für uns gab es dann einen Film auf Tamil, so dass wir nicht merken sollten, dass er unterwegs anhielt um für sich Abendessen zu kaufen. Pech gehabt, dass die zwei vordersten nur sehr wenig Tamil verstanden. Nach wenigen Stunden erreichten wir auch endlich wieder unser Hotel, auf verschiedenen Wegen 😉
Sonntag war dann ein ruhiger Tag, wir verbrachten ihn mit Fitness und im Einkaufszentrum, teils gemeinsam, teils jeder für sich. Einmal mehr nutzten wir Uber um (spontan) auswärts zu essen und einmal mehr konnte ich dem Fahrer den Weg zum Hotel erklären, ich werde langsam aber sicher zu einem der fast 5 Millionen Einwohner…

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The Wipro Chennai Marathon

(Sonntag, 31. Januar 2016)

Wie bereits erwähnt hatten wir uns spontan noch für diesen Wettkampf angemeldet. Eigentlich hätte er im Dezember stattfinden sollen, aber wegen des Hochwassers wurde er verschoben. So hatten wir “Glück”, dass noch zwei Startplätze für 10 km zu vergeben waren, für die Damien und ich natürlich gerne einsprangen. Insgesamt sollten fast 70 Läufer von EY dabei sein.

Also hiess es früh aufstehen, Laufkleider anziehen und im Dunkeln durch die Stadt fahren bis zum Meer. Die Strecke führte dem Strand entlang, aber auf der Hauptstrasse. Unser Fahrer liess uns knapp 1 km vom Start entfernt aussteigen, näher durfte er nicht fahren. Wir folgten den anderen Läufern, fast alle mit dem offiziellen blauen Shirt. Das sollte ja heiter werden… Wir liefen an Obdachlosen vorbei, die noch neben der Strasse schliefen, eine andere Welt! Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt erreichten Damien und ich das Kriegsdenkmal beim Start und suchten unsere Teamkollegen. Als Erinnerung: Wir suchten also einige Inder mit blauen Shirts, ich kannte ja auch noch nicht alle, nur 4-5 der Teilnehmer. Immerhin waren wir beide etwas grösser und auffälliger als der Durchschnitt, so dass wir sie (bzw. sie uns) dann kurz vor dem Start noch fanden.

Der Start für 10 km war um 7 Uhr, die Marathonläufer waren bereits um 4 Uhr gestartet, der Halarathon hatte um 4.30 Uhr begonnen.

Ich war so in etwa die einzige, die sich Sorgen machte, ob sie im richtigen Block stand. Wir standen alle im Block C (55-65 Minuten), direkt hinter mir stand der Pacemaker für 90 Minuten… Aber wir sind ja zum Spass hier 🙂
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Nach einigen obligaten Selfies (hab ich schon erzählt das Selfies hier der Volkssport ist?) kam der Countdown mit dem anschliessenden Start um 7 Uhr, kurz nach Sonnenaufgang bei angenehmen Temperaturen. Damien startete ganz vorne, ihn sahen wir schnell nicht mehr.

Unterwegs war es auch immer noch spannend. Ich sah noch einige wenige andere Weisse, aber eine klare Minderheit! Inder sind eher keine Läufer, kämpften sich aber tapfer durch, mal spurtend und dann nach 50 m liefen sie wieder. Ich sah Läufer mit (langen) Jeans, ohne Schuhe, mit Stirnband, mit Turban, am Telefon, fast alles war vertreten. Zweimal stand eine Musikgruppe an Rand, einmal eine jubelnde Schulmädchengruppe. Ich hatte Mitleid mit den Motorrad- und Autofahrern, die diese Strasse überqueren wollten und mit laufendem Motor warteten, bis sie die Strasse überqueren konnten, vermutlich warteten sie ziemlich lange. Immer mal wieder sah ich am Strassenrand schlafende Obdachlose, sie kümmerte es nicht, dass hier Tausende vorbeiliefen.

 

Mein Rennen begann nicht schlecht, nach einem Drittel begann ich dann zu leiden, das hörte erst auf als ich ein freies ToiToi (geschlechtergetrennt selbstverständlich) aufsuchte und mir Schwämme über dem Kopf ausgedrückt wurden (die werden hier nicht verteilt). Es war trotz der frühen Morgenstunde schon feuchtwarm, aber das soll keine Ausrede sein, ich hatte klar zu wenig (gar nicht) trainiert.

Jedenfalls konnte ich im letzten Drittel noch etwas zulegen und erreichte das Ziel schweissgebadet und mit hochrotem Kopf nach 67 Minuten.

Damien wartete seit ca. 20 Minuten 😉 Einige wildfremde Läufer machten Selfies mit uns (wir fühlten uns wie Stars:-p), so dass wir zu einer ruhigeren Ecke auswichen, wo sich nach und nach mehr EY Mitarbeiter dazugesellten.


Nach unzähligen Fotos (mit EY und Fremden!) suchten Damien und ich unseren Fahrer für den Heimweg. Wir hatten keine Ahnung wo wir waren und wo er war, so drückten wir das Telefon einem Fremden in die Hand, der mit dem Fahrer in Tamil sprechen konnte. Nachem wir das zweimal gemacht hatten, fanden wir den Fahrer und erreichten das Hotel noch pünktlich bevor das Frühstücksbuffet abgeräumt wurde. Als wir dann noch herausfanden, dass im Hotel eben erst ein Spa eröffnet wurde, wurden wir längere Zeit nicht mehr gesehen…..

 

Ich hatte diesen Bericht etwas zurückbehalten, weil ich noch die Resultate abwarten wollte, vor allem weil ich wissen wollte, wieviele Personen teilgenommen hatten. Ich hatte Zahlen zwischen 5’000 und 35’000 gehört (16’000 war für mich aber die wahrscheinlichste). Die definitiven Zahlen werde ich nachmelden müssen….. Es waren auf jeden Fall viele!!!