Jodhpur – Teil 1

(22./23. März 2016)
Endlich mal wieder ausschlafen, ich war so richtig in den Ferien angekommen! Wir erklommen die letzten Höhenmeter von unserer Unterkunft bis zur Festung und genossen ein Frühstück im Schatten, die Temperatur war schon wieder ziemlich warm. Das Innere war imposant und zeugte von viel Reichtum. Raphael liess sich einen Turban binden, Claudia schoss weiterhin Fotos von Schnäuzen und Gesichtern aller Art und Navin erzählte uns alles über die Ausstellungsobjekte was er wusste. Ich musste als Fotosujet mit einer indischen Familie herhalten, das trotz der vielen anderen Touristen hier.


Neben den ausgestellten Waffen, Gemälden und anderen Prunkstücken in prachtvoll dekorierten Räumen freute ich mich vor allem über die vielen Eichhörnchen, die überall umher eilten. Von dort oben sahen wir auch endlich die blaue Stadt, wie Jodhpur auch genannt wird. Früher waren alle Häuser blau angestrichen, auch heute sind es noch viele, so dass blau nach wie vor die vorherrschende Farbe ist, was aber besser von oben her zu sehen ist.
Da wir noch einiges einzukaufen hatten, brachte uns eine Rikshaw zur Blue City Mall. Wir hatten uns die grösser vorgestellt und fanden auch nur ein Bruchteil von dem was wir suchten. So assen wir nur ein kleines Mittagessen vom Essstand vor dem Gebäude und dann ging es wieder zurück ins Stadtzentrum.

Nach meiner Mittagsruhe im klimatisierten Zimmer ging es auf Einkaufstour beim lokalen Markt, da reihte sich ein Stand an den anderen. Wir ergatterten Farbbeutel, weisse Shirts und Flipflips (50 INR = 0.75 CHF pro Paar). Raphael hatte vorher schon Plastiksäcke und Klebeband für den Schutz der Kamera organisiert.

Die Serviertochter im Restaurant freute sich uns wiederzusehen, wir freuten uns über ein weiteres sehr leckeres Abendessen. Den Rest des Abends genossen wir auf unserer Dachterrasse mit eiskalten Drinks und mit traumhafter Aussicht.

Unser Frühstück holten wir uns an einem Samosastand, wo die Verkäufer sich über Touristenbesuch freuten und auch die Zubereiter stolz zeigten, wie sie Samosas füllten, Chilibomben vorbereiteten und Karfoffelbälle rollten. All dies wurde dann in einer grossen, mit heissem Öl gefüllten Pfanne frittiert.


Wir standen mittendrin und genossen die Leckereien. Ein Inder sprach mich an, Navin redete dann weiter mit ihm, wir folgten ihm dann in die Lagerhalle voller Stoffe. Raphael meinte noch, ohne Navin würden wir hier nicht hineingehen. Der Besitzer fragte uns ob wir zwei Minuten Zeit hatten und wir setzten uns. Zusammen mit seinem Gehilfen zeigte er uns eine Decke nach der anderen, präsentierte Stickereien und Nähereien.


Er ist Besitzer eines Textilgrosshandels namens Jain Textiles, das 8500 Näherinnen beschäftigt und Designer wie Hermes und Armani beliefert. 75% der Materialien werden von Hand verarbeitet, nur natürliche Farben werden verwendet. Stolz zeigte er uns Magazine, die über seine Firma berichteten. Während der ganzen Präsentation war sein Stolz, seine Freude über das was er macht zu sehen. Es war sehr interessant ihm zuzuhören, wenn er die vielen verschiedenen Stoffe zeigte und die Inhaltsstoffe erklärte.

Wir sahen Decken, an denen Frauen vier Jahre lang arbeiteten. Eine Decke, die zwei Jahre lang genäht wurde, war hier für USD 75 erhältlich; eine 4jährige für USD 110. Eine Decke (2x2m), die innert 15 Tagen aus Yak Wolle gewoben wurde, wird bei Hermes angeblich für ca. 3200 EUR verkauft, hier bekamen wir sie für USD 150. Die Decke, die Armani für 2800 EUR verkauft, kostet hier 195 USD. Für diesen Preis konnte man sich den Flug hierhin noch dazu leisten!

Eigentlich waren wir nur sehr zögerlich in diese Halle gekommen, wer hätte gedacht dass uns dieser Mann mit seinem Stolz über seine Arbeit gute zwei Stunden lang unterhalten würde!

Wir schlenderten weiter durch den Markt in den engen Gassen, so wie ich mir einen Markt in Indien vorstellte: Stände mit offenen Gewürzen, viele Menschen, Motorräder, Rikshaws, Lärm und Hitze. Entsprechend wurde es mir dann auch mal zuviel und ich kehrte ins Hotel zurück für ein Nickerchen.


Am Abend waren schon kleine Festlichkeiten auf den Strassen zu sehen. An vielen Ecken waren Feuerstellen eingerichtet, die oberste Schicht war jeweils Kuhdung, das brennt am besten anscheinend. Rundherum war der Boden mit Farben bemalt. Je nach Platz liefen die Menschen um das Feuer herum, um gesegnet zu werden. An einem Platz war das Feuer unter Stromkabeln errichtet worden, es schien niemanden zu stören.


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Nach einigen Festlichkeiten entschieden wir uns für ein neues Restaurant, ebenfalls mit Dachterrasse. Schnell stellten wir fest, dass wir die einzigen Gäste sind, was auch gut war, denn der Besitzer musste seinen Freund nochmals einkaufen schickenund holte den Küchenchef mit Gehilfen als Unterstützung. Wir hatten die Gelegenheit, in die Küche zu schauen, ein kleiner Raum mit drei Kochplatten, kleiner Kühlschrank und Tisch. Raphael schaute den Männern über die Schultern und tanzte mit ihnen; das verkürzte uns die lange Wartezeit. Wie die meisten Restaurant hatte auch dieses keine Alkohollizenz, darum war das Bier auch nicht auf der Speisekarte, auch auf der Rechnung stand dann jeweils etwas anderes. Das Essen war wie erwartet nicht überragend, aber wir waren auch sehr verwöhnt.

Nach den letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag (Wann begann das grosse Feiern? Wo gibt es am meisten Farbe?) legten wir uns voller Vorfreude schlafen…. Morgen ist Holi!!

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