Bangalore, Chennai, Kumbakonam

(Samstag, 30. November 2019 bis Sonntag, 8. Dezember 2019)

Wieder zurück in Indien.

Das Wochenende verbrachten wir bei Freunden in Bangalore, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Andere Freunde kamen nach 20 Uhr, um 21 Uhr wurden Snacks geliefert und alle (ausser ich, ich konnte nicht warten) assen erst um 23 Uhr, bevor dann um Mitternacht überall Decken ausgelegt wurden, damit alle irgendwo schlafen konnten. Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt.

Am Sonntag zum Frühstück gab es Dosa. Kavya bestellte fertigen Dosateig, der dann wirklich eine halbe Stunde später geliefert wurde. Später waren wir noch etwas unterwegs und besuchten Freunde in deren neuen Wohnung, diese bestellten Milch, um Chai zu kochen. Auch hier wieder eine Lieferung am Sonntag innerhalb von 30 Minuten. Wir genossen die kühlen Temperaturen in Bangalore bei leichtem Regen. Abends dann wieder zurück in der ersten Wohnung, Kavya hatte extra Paneer Butter Masala gekocht! Ich konnte nicht warten und ass schon mal etwas davon, die anderen assen wieder kurz vor Mitternacht.

Es ging zurück nach Chennai, zurück zum normalen Alltag. Die nächsten Tage verbrachte ich also im Home Office, mit Besuchen im Gym so ziemlich jeden Tag. Ich hatte gelernt, wo ich die Klimaanlage einschalten kann, glücklicherweise reichte es manchmal auch, überall die Fenster offen zu lassen. Und Gym war notwendig, das Essen ist immer noch sehr sehr lecker!

Am Mittwoch kam eine Frau zu uns nach Hause und malte mir in zwei Stunden prachtvolle Mehendi an die Hände, Arme und Füsse. Weitere zwei Stunden stillsitzen später konnte ich das getrocknete Henna abkratzen. Mit Freunden trafen wir uns zum Abendessen, indisches Buffet in einem Hotel. Wenn ich schon mal da bin, dann geniessen sie es im schicken Hotel.

Freitag gab’s noch einen neuen Sari für mich; neue Hochzeit, neuer Sari. Es folgte das obligate Essen im Hilton, es waren immer noch einige Leute da, die ich kannte, wir plauderten über deren Kinder, Hochzeiten und andere Feste.

Am Samstag früh kam Bernhard und ein Chauffeur brachte uns während einer langen, 6 stündigen Fahrt nach Kumbakonam, wo die Hochzeit von Abinaya und Arun statt fand. Das Hotel war nur wenige Minuten von der Festhalle entfernt, beides war um einen Tempelteich gebaut, wo einige Kleider wuschen, andere sich badeten. Ich traute mich nicht, dort zu schwimmen.

Am ersten Abend fand hier der Empfang statt. Mit vielen Freunden aus meinem ehemaligen Team plauderten wir, klickten Fotos und assen mit Händen vom Bananenblatt. Die Mutter der Braut freute sich riesig, mich wiederzusehen. Ich wunderte mich einmal mehr, wie viele Eltern meiner Freunde ich schon kannte (mind. drei mir bekannte Elternpaare waren anwesend). Die Braut trug einen grauen, mit Steinen verzierten Sari und sah sehr hübsch aus. Den Bräutigam kannte ich nicht, wusste aber, dass sie ihn sich ausgesucht hatte (also keine arrangierte Hochzeit). Viele Fotos später spazierten wir unter den vielen Blicken der lokalen Bewohner zurück ins Hotel.

Sonntag früh aufstehen, eine Freundin half mir in den Sari, während neben mir die Braut eingekleidet, geschmückt und geschminkt wurde. Sie könne sich nicht vorstellen, wie sie mit dem ganzen Gewicht den Kopf lange hoch halten könne, meinte sie. Haarverlängerungen, Blumen, Schmuck und mehr war in ihre Haare geflochten worden. Ich gesellte mich wieder in die grosse Halle, wo einer der Spirituellen seine Show vorführte. Schnelle Sprechchöre im alten Tamil, gemischt mit Gesängen, dazu rhythmische Musik einer kleinen Band auf der Bühne, und das alles über grosse Lautsprecher in ohrenbetäubender Lautstärke. Auf den unzähligen Plastikstühlen sassen viele Besucher, Frauen in farbigen Saris, Männer in weissem Dothi (eine Art Tuch um die Hüften) und Kurta (langes Hemd). Onkel, Tanten, Cousins, Freunde der Familie, Nachbarn und weitere Besucher füllten die Halle. Zwischendurch kam Abi raus, setzte sich mit ihren Eltern auf die kleine Bühne und musste einige Rituale über sich ergehen lassen. Ich war nicht die einzige, die nichts verstand, aber doch immerhin gespannt zuschaute.

Nach dem Frühstück vom Bananenblatt im unteren Stock hatte Abi sich umgezogen und ihr Zukünftiger sass neben ihr, rundherum enge Freunde und Familie, die immer mal wieder bei Ritualen mithalfen, oder die Kleidung oder Frisur richteten. Der Höhepunkt war, als der Bräutigam der Braut eine Kette um den Hals knotete, das gilt als Zeitpunkt der Heirat. Alle, die älter als das Brautpaar waren (ich inklusive), durften farbiges Reis aufs Brautpaar werfen. Die beiden mussten dann 7 mal um das kleine Feuer auf der Bühne laufen, dass sie einander als Ehepartner für die nächsten 7 Leben akzeptierten. Hatte ich schon erwähnt, dass immer einer mit Videokamera und zwei mit Fotokameras mit grossen Leuchtschirmen dabei waren? Es muss alles aufgezeichnet sein.

Wir knipsten weitere Fotos mit dem Team und mit dem Brautpaar auf der Bühne, bevor wir uns für die lange Heimfahrt verabschiedeten. Ein Zwischenhalt gab es für ein grosses Thali zum Mittagessen, das mir jeglichen Hunger für den Rest des Tages nahm. Wir erreichten Chennai kurz vor Sonnenuntergang (also ca. 17 Uhr) und verbrachten den Rest des Abends beim zweiten von drei Cricketspielen Indien gegen West Indies (Indien verlor heute leider).

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