Rückkehr nach Chennai

IMG_7350Meine Rückkehr nach Chennai verlief nicht ganz wie gewünscht. Der erste Flug hatte Verspätung, was dazu geführt hätte, dass ich den zweiten Flug verpasst hatte. Nach einigem Suchen fanden sie einen Ersatzflug für mich, via Abu Dhabi (“Bitte beachten Sie dass zur Zeit Ramadan ist und daher Essen, Trinken und Rauchen während des Tages nicht gestattet ist”) und Bangalore erreichte ichIMG_7347 Chennai endlich mal bei Tageslicht morgens um 6 Uhr. Ich legte mich erst mal schlafen im Hotel, bevor ich dann im Büro alle begrüsste.

 

 

IMG_7352Im Hotel begrüssten mich die Angestellten wieder freundlich und erkundigten sich nach meinen Ferien und meiner Familie. Der Koch freute sich am Sonntag, als er mir endlich mal wieder etwas zaubern durfte (an Arbeitstagen ist mein Frühstück sehr kurz); ich bestellte French Toast bei ihm. Was er servierte, haute mich einmal mehr vom Hocker: Verziert mit karamelisierten Feigen und Mangostücken, Nutella, Konfitüre IMG_7383und Nüssen lagen zwei Stücke French Toast neben Schlagsahne. Einfach himmlisch! Ich kann von Glück reden, dass ich bisher nur ca. 1 kg zugenommen habe! Aber da ich mich jetzt für einen weiteren Lauf am 24. Juli (und einen firmenübergreifenden Schwimmwettkampf am 16. Juli) angemeldet habe, werde ich mein Training wieder richtig aufnehmen müssen 😀

 

Es folgte ein sehr gemütliches Wochenende mit Aus-/Nachschlafen und einrichten. Die folgende Woche war intensiv, es wartete viel Arbeit auf mich.

Am Samstag wachte ich früh auf und war daher auch früh im Büro. Ich hatte mich für eine Extraschicht entschieden, um den Stapel, der sich während meiner Abwesenheit gebildet hatte, zu verkleinern. Leider hatte sich die Premierministerin des Staates angekündigt, was die Strassen vor dem Chennai Trade Center völlig verstopfte. Das liegt zwischen meiner Arbeitsstelle und meinem Zuhause. So konnte mein Uber-Fahrer nicht innert nützlicher Frist ins Büro kommen. Mein Glück, dass ein befreundeter Kollege eben auch das Büro verlassen wollte und anbot, mich nach Hause zu bringen. Erst auf dem Weg in die Tiefgarage dachte ich daran, dass ich vielleicht fragen sollte, was das Transportmittel ist, aber in diesem Fall war das Motorrad definitiv die bessere Wahl. Meine ganze Motorraderziehung ignorierend (Tschuldigung Mami) setzte ich mich ohne Helm, nur mit Shirt und Ballerinas hinter meinen Kollegen, der uns einen sicheren Weg durch den Verkehr suchte. Zwischendurch fühlte ich mich als ob ich mich klein machen müsste. Links die Wand als Abschrankung, rechts ein Bus; beim Überholen streifte ich die Tasche des Passagiers, der auch mit dem Bus mitreiste, aber nur ca. zur Hälfte im Bus war (was hier nicht selten zu sehen ist in diesen überfüllten Bussen). Unser Weg führte zum Teil über den Kiesgraben am Strassenrand (solange man darauf fahren kann, zählt es als Strasse) oder auch über den Gehsteig. Der Gehsteig fühlte sich am Anfang wie eine Überholspur an, war dann aber nicht mehr so toll als wir auf die Strasse zurück wollten, weil ein Verkäufer mit seinem Stand den ganzen Gehweg blockierte. Aber auch diesen Absatz von gut 20 cm meisterte mein Fahrer überraschend problemlos. Nach 50 Minuten (und doch noch etwas schnellerem Tempo gegen Ende) erreichten wir das Hotel, das ja nur ca. 6 km entfernt war. Alles in allem eine interessante Erfahrung, ich fühlte mich sicherer als bei manchen Fahrern im Auto!

IMG_7389Immer mal wieder finden hier im Büro irgendwelche Anlässe statt. Diese Woche war es ein Ethnic Wear Day, wo jeder in traditionellen/pompösen Kleidern kommen konnte. Glücklicherweise wusste ich im Voraus nichts davon, aber so speziell wären meine Kleider eh nicht gewesen. Jedenfalls hatte das Cultural Team Committee die glorreiche Idee, dass ich (dank welcher Erfahrung auch immer) die schönsten Kleider bestimmen soll. Also schlich ich den ganzen Tag lang immer mal wieder “unauffällig” durch das Büro, suchte die wenigen Teilnehmenden (d.h. die, deren Kleidung mir im Vergleich mit einem normalen Arbeitstag auffiel), versuchte den Namen herauszufinden und durfte gegen Ende des Tages dann die Preise (Schokolade) austeilen. Es schien mir niemand meine Wahl übel zu nehmen, nur mein Team, weil sie keine Schokolade erhielten. Aber das lässt sich ändern!

Auch das folgende Wochenende verbrachte ich teilweise im Büro (nur zur Zeit, Hilfe ist im Anmarsch!). Ich geniesse die Ruhe dort. Nur Putzfrauen und Wachmänner (nicht ganz soo klischehaft) sind im Büro, ausserhalb der Saison auch kaum andere Mitarbeiter. So kann ich in Ruhe meine Arbeit machen, mit sehr wenig Störung, ausser wenn die Angestellten mal wieder laut plaudernd in meine Nähe kommen um die Schreibtische zu putzen. Es ist eine mir unbekannte Wissenschaft, nach welchem Muster sie hier die Böden putzen. Die Gänge sind Platten, die nass aufgenommen werden. Dies machen sie während der normalen Arbeitszeit schon regelmässig; am Wochenende wird dann (meine Meinung!) der Raum fast geflutet und nach gefühlten Stunden getrocknet. So dass ich keine Möglichkeit habe, trockenen Fusses bzw. ohne den Boden wieder zu verdrecken zur Toilette und zurück zu gelangen. Das resultiert darin, dass der Boden am Ende schlimmer aussieht als zuvor. Aber manchmal scheint es wirklich nur eine Beschäftigungstherapie zu sein, so viele Leute wie hier umherschwirren für Sicherheit und Reinigung sind für europäische Verhältnisse eher zuviel. Hier soll es so sein, dass diese Leute eher wenig Gehalt erhalten und daher auch mehrere Jobs haben, um über die Runden zu kommen. Aber diese grosse Menge an Menschen muss ja auch eine Arbeit haben, so werden viele Leute zu simplen Jobs angestellt, so trägt jede Firma ihren Teil dazu bei. Wie zum Beispiel im Einkaufszentrum, wo in jedem Lift jemand sitzt/steht und die Knöpfe drückt; oder bei den Rolltreppen um sicherzustellen, dass jeder weiss wie diese zu gebrauchen sind (nein, das ist hier nicht selbstverständlich). Andere Länder, andere Sitten.

Auch an diesem Wochenende gönnte ich mir einen Kinobesuch. Von zu Hause aus mit der Metro zwei Stationen bis zum Einkaufszentrum, 150 m laufen bis zum Eingang, Kino, Snacks und das ganze wieder zurück für ganze INR 400 (knapp CHF 6). Da staunen sogar die Inder, vor allem, wenn ich voller Selbstverständlichkeit ein TIcket am Automaten löse. Für mich ist es nur eine kleine Motivation, dass ich doch noch etwas alleine machen kann, ohne auf jemanden angewiesen zu sein. Nur schade, dass manchmal sogar auf dem Weg von der Metrostation zum Einkaufszentrum nach einem Foto gefragt werde. Manchmal kann das echt nerven, aber manchmal ist es auch witzig.

 

Regen und Amtsgeschichten

Kurz vorneweg: Ich bin wieder in der Schweiz, hatte nur den Blog nicht fertiggestellt und war mit anderem beschäftigt. Hier mein Bericht für die Zeit vom 17. Mai bis 1. Juni 2016.

 

Endlich regnete es! Aber wenn es regnet, dann richtig! Ein Zyklon mit dem interessanten Namen 91B passierte die Region und brachte Gewitter und sturmartige Regen. Innert wenigen Stunden hatten sich bereits einige kleine Seen überall gebildet. Am Strassenrand staute sich das Wasser, das nirgends abfliessen konnte. Die sonst schon chaotischen Zustände auf den Strassen wurden durch die Einengung noch verschärft. Allerdings hatten auch einige Mitarbeiter bereits Probleme, ins Büro zu kommen. Die Menschen in Chennai hatten noch die Überschwemmungen vom Dezember 2015 in frischer Erinnerung, wo viele einiges verloren hatten; das schürte viel Angst.
img_6975.jpgimg_6973.jpgDer Fluss, der sonst gerade soviel Wasser führte, dass es zum Waschen der Kleider etc. reichte, war gut gefüllt. Im Bürogelände sammelte sich das Wasser in den Plätzen zwischen den Bürogebäuden. Diejenigen, die draussen arbeiteten, trugen übergrosse Regenkleidung. Zweiradfahrer ebenfalls, oder sie erschienen patschnass im Büro.
IMG_6982Für uns war es eine willkommene Abkühlung, die Temperaturen waren endlich wieder unter 30 Grad. Wir suchten uns den Weg zum Restaurant durch die Tiefgarage, zwischen unzähligen Zweirädern und Autos durch, die kleinen Tümpel umgehend, die sich bereits gebildet hatten.
Es stellte sich heraus, dass das Dach im Büro auch nicht ganz dicht war. Neben meinem Platz am Fenster tropfte es, über Damien’s Arbeitsplatz schien das Wasser in den Deckenplatten zu bleiben. Am Ende des Tages hatte ich in meinen Eimern bis zu 7 cm Wasser gesammelt, zum Vergnügen aller im Büro.
Für meine Anmeldung und Visaverlängerung hier musste ich persönlich auf einem Amt vorbeigehen. Früh genug hatte ich es angekündigt, die interne Bereitstellung der notwendigen Dokumente kostete aber einiges an Zeit und Nerven. Irgenwann hatten wir dann alles beisammen und ich machte mich auf einige Stunden Warten bei den Behörden gefasst.
Das Amt war eher versteckt zwischen einigen Häusern, die vielen Security draussen verrieten das wahre Gesicht. So viele Ausländer hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Nach zwei Stunden warten (1.5 Stunden nach meinem offiziellen Termin) kam ich an die Reihe und übergab meine Dokumente. Es fehle ein Firmenstempel auf drei Dokumenten, aber sie werden meinen Antrag bearbeiten, ich solle in 4 Stunden wieder kommen.
Also ging ich zurück ins Büro für einige Stunden und dann wieder zurück für mein Termin am späten Nachmittag. Mit einem Uberfahrer mit wenigen Ortskenntnissen und kaum Englisch schafften wir es irgendwie, iphone und maps.me sei Dank. Es waren zum Teil immer noch die gleichen Wartenden wie am Morgen. Ich plauderte mit einigen, sie hatten sich auch eine längere Mittagspause gegönnt und waren auch erst seit Kurzem wieder hier. Für einige ist es bereits schon die dritte Verlängerung, manchmal waren sogar zwei Tage Bearbeitungszeit notwendig. Nach fast zwei Stunden halte ich dann die Anmeldung und die Verlängerung in den Händen, trotz fehlendem Stempel. Also alles gut.  Eigentlich eher ereignislos und langweilig, ehrlich gesagt.
IMG_7017 (1)

Ich hatte früh angekündigt, wann ich das Hotel verlassen werde und auch gesagt, wann ich wieder zurück bin. Im Restaurant waren sie dann doch etwas überrascht, als ich meinen letzten Abend erwähnte und fingen an, miteinander zu diskutieren. Ich unterbrach, dass ich keinen Abschiedskuchen wolle, da ich ja zurück komme, wurde jedoch nicht angehört. So brachten sie nach dem Dessert einen Kuchen mit der Aufschrift “Bon Voyage”, alle standen bereit und applaudierten. Jemand drückte mir sogar eine Gitarre in die Hand, mehr als etwas an den Saiten zupfen konnte ich nicht. Sogar Gummizeugs brachten sie für mich, weil ich diese Leckereien immer vom Buffet geklaubt hatte.

Der Heimflug verlief ohne Probleme. Lustig wurde es erst, als ich in Zürich Geld aus dem Geldautomaten holen wollte und so komische grüne Scheine rauskamen. Ich hatte die neuen Banknoten noch nicht gesehen und war kurz etwas überrascht. Sonst freue ich mich sehr über die angenehmen Temperaturen, etwas (viel) Regen und gemütlich draussen spazieren oder Velo fahren.
Ich bin einige Tage zu Hause, gönne mir nach dem Gigathlon eine Woche Urlaub in New York und fliege dann am 23. Juni wieder zurück nach Chennai.

 

Langeweile und VVIP Status im Krankenhaus

Was soll ich sagen, die letzten zwei Wochen waren nichts besonderes… Vorab: es geht mir immer noch gut! 🙂

Am Montag früh flog ich nach Bangalore, traf mich dort mit dem für uns in der Schweiz zuständigen Partner und indischen Kollegen und verbrachte den Abend ruhig in der Lounge mit Aussicht auf das Cricketstadion nebenan. Dienstag war arbeitstechnisch eher ruhig, ich war alleine in Bangalore und verkroch mich in einem Zimmer um in Ruhie zu arbeiten und begrüsste zwischendurch Kollegen, die ich seit November nicht mehr gesehen hatte.

IMG_6928Am Mittwoch hatten wir weitere Treffen und genossen ein Abendessen mit einem Coach aus Deutschland. Interessant, dass ich um die halbe Welt reisen muss, um Gesichter zu Namen zu sehen, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite.

Früh am Donnerstag flogen wir nach Chennai zurück, ich zeigte dem Partner das Büro in Chennai und stellte ihm unsere Leute vor. Das Team in Chennai, mittlerweile auf stolze 27 Personen angewachsten, genoss leckeres Eis und hörte einer kurzen Rede zu. Nach einem Abendessen auf dem Dach des Hilton war dann der Partner auch schon wieder weg und ich arbeitete am Freitag soviel wie möglich auf, was ich diese Woche nicht machen konnte. Abends sahen wir uns Jungle book an, ein sehr empfehlenswerter Film!

Die folgenden 6 Tage waren nur Arbeit, nichts speziell erwähnenswertes meiner Meinung nach, daher werde ich Euch das ersparen 🙂 Das einzig Erwähnenswerte war Freitag, der letzte Tag von Pete, dem Irländer. Im Restaurant gab es eine Torte zum Abschied und wir posierten (mal wieder) für Selfies 🙂

Interessant wird dann erst das Wochenende:

Da mein Rücken, der mich ja immer beschäftigt hat, nicht besser wurde, entschied ich mich für einen Arztbesuch a Samstag Morgen. Mit dem Vorhaben, einem indischen Physiotherapeuten mit meinem Steuerenglisch zu erklären, was mir fehlt bzw. gut tut, ging ich also ins Spital zurück.

Ich fragte mich zur Physio durch, um mir dort sagen zu lassen, dass ich erst eine Verordnung von einem Orthopäden brauche. Das ist ja eigentlich nichts Neues, in der Schweiz umgehe ich dies nur (fast) jedesmal. Also in ein anderes Gebäude an eine andere Empfangsstelle, wo ich mein Problem schilderte. Zu welchem Arzt ich denn wolle, wurde ich gefragt. Als ob ich hier einen Arzt kenne. Mir wurde der Chefarzt empfohlen, dazu musste ich INR 2000 (CHF 30) bezahlen und bekam einen VVIP Stempel auf meine Akte aufgedruckt.
img_6954.jpgMir wurde jemand zugeteilt, der mich zum “Gründer und Mentor” (so das Schild vor seiner Türe) brachte. Nach kurzer Wartezeit wurde ich zu ihm gelassen, er und seine persönliche Assistentin fragten erst mal woher ich sei, welche Region der Schweiz, was meine Eltern beruflich machen. Dann erzählte er mir, dass er auch in Zürich und Deutschland arbeite. Erst dann begann der Untersuch, bei dem er seinen Verdacht auf einen verschobenen Wirbel äusserte. Ob er mich persönlich zum MRI begleiten solle, fragte er. Ich verneinte und bekam eine andere Begleitperson zugeteilt. Erster Stopp war selbstverständlich erst mal die Kasse, wo ich INR 14’000 bezahlen musste für ein MRI.
Dort wurde eine Zeit auf meinen Zettel geschrieben und ich fürchtete schon, über eine Stunde warten zu müssen. Aber bereits nach 10 Minuten musste ich mich ausziehen und einen pinken Krankenhausumhang überziehen. Weiter ging es ins MRI, das wirklich so aussieht wie im Fernsehen. 15 Minuten unbeweglich bei lärmenden Geräuschen gingen erstaunlich schnell vorbei. Nach einer weiteren halben Stunde (und ja, alle meine Wertsachen waren noch da) hatte ich meine Bilder und einen Bericht, aber meine Begleitperson verloren, trotz meinem VVIP-Status 😉 ich fand den Weg zurück zum Chefarzt erstaunlicherweise ohne Verlaufen. Was dann folgte, war eher ein Schock für mich. Auf den Bildern sah er eine verschobene Bandscheibe, die auf den Nerv drückt. Der Arzt empfahl sofortige Operation, Entfernen der Bandscheibe und Einsetzen einer künstlichen. Zwei, drei Tage im Krankenhaus, 4 Tage Erholung, 3 Monate keinen Sport und das alles für USD 10’000. Die Ärzte hier in Indien seien die Besten, sie lernen auch in der Schweiz, Deutschland und den USA. Mich amüsierte seine Art, die Behandlung durchzuführen, er sprach mehr zu seiner Assistentin als  zu mir, die dann niederschrieb, was er diktierte ” I have advised….”. Meine Fragen, was denn das genau bedeutete etc. wurden nicht ganz zu meiner Zufriedenheit beantwortet, vermutlich waren hier nicht alle so neugierig wie ich oder sahen den Chefarzt als nicht zu hinderfragende Autoritätsperson an.
Mich jedenfalls hatte seine Diagnose klar aus dem Gleichgewicht geworfen, ich lehnte zwar das Angebot für die sofortige Operation ab, vergass aber nach einer Verordnung für Physiotherapie zu fragen, sondern ging direkt ins Büro, um etwas Ablenkung zu haben. Die Ablenkung war jedoch nicht sehr erfolgreich und so war ich nach 4 Stunden bereits wieder auf dem Heimweg, für einen ruhigen, gemütlichen TV Abend.
arztbericht
Mich amüsierte der Arztbericht, daher hier ein Teil für Euch. Interessant sind der Anfang und der Schluss, aber auch der Rest ist ungewohnt für unsere Verhältnisse.

Am Sonntag genoss ich einen sehe gemütlichen Tag mit einem bekannten Hindifilm namens 2 States, der die Unterschiede zwischen Nord- und Südindern zeigt. Ansonsten machte ich nicht viel, ausser von meinem Schweizer Hausarzt die Bestätigung einholen dass eine Operation nicht notwendig ist. Sehr beruhigend!

 

Regen! DAS Thema am Montag! Für mich sogar wichtiger als die heutigen Wahlen 🙂

IMG_6931Beim Frühstück erzählte mir Rakhi dass es vergangene Nacht geregnet hatte. Die Wolken deuteten auch auf Regen hin, aber zu oft war ich “enttäuscht” worden in den letzten 4 Monaten. Als ich das Restaurant verlassen wollte, sah ich es: nasse Strassen. Es regnete! Es war schön, mal wieder Regen zu sehen, da erste Mal seit ich im Januar nach Indien kam. Ich musste das vom Dach aus sehen und genoss den Ausblick über die Stadt, leicht verhangen, zum Teil mit Regen, an anderen Orten hatte es wieder aufgeklart, einfach nur schön!

Vor dem Mittag ging ich wieder ins Krankenhaus zurück für die Physiotherapie. Das heisst erst mal zur Therapeutin, die schreibt mir einen Zettel, mit dem muss ich zur Kasse, bezahlen, erst dann kann die Behandlung stattfinden. Der Arzt hatte keine Übungen, sondern eine Art Ultraschall verschrieben, mal schauen wie das wirkt. Jedenfalls konnte ich am Nachmittag problemlos 1.5 Stunden in den Fitnessraum, das tat auch sehr gut! Und ich gönnte mir ein leckeres Abendessen dafür: Butter-Naan und Paneer-Butter-Masala.

Neue Mitarbeiter und Arztbesuche

Wieder zurück im Büro, nach 4 Tagen (1 Arbeitstag) Abwesenheit, verlief eigentlich problemlos. Nur musste ich mir eingestehen, dass es mit dem Team nicht so klappte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir hatten mit 6 Personen für die Deutschschweiz angefangen im Januar. Die erste kam schon in der zweiten Woche nicht mehr, angeblich familiäre Notfälle. Eine zweite kündigte nach zwei Monaten, weil sie im Sommer verheiratet wird und noch einiges vorbereiten und regeln muss. Als dann Mitte März die dritte ihre Papiere niederlegte (wie man hier so schön sagt), begann ich mir Sorgen um die zu erledigende Arbeit zu machen. Ich brachte diese Bedenken diese Woche auf und so setzte sich schnell etwas in Bewegung und mir wurden 8 Personen für ein temporäres Projekt sowie 7 Personen für die alltägliche Arbeit zugeteilt. Eine solch schnelle Reaktion war ich mir nicht gewohnt und musste dies erst mal setzen lassen. Diese Mitarbeiter haben vor einigen Monaten hier angefangen, haben im US team gearbeitet und soeben ihre erste Hauptsaison (mit viel Überzeit) abgeschlossen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht…

Es begann nun schnell die kurzfristige Planung, die Einarbeitung der Neuen. Für das Projekt war das kein grosses Problem, aber für die 7 neuen mussten vollständig eingelernt werden. Zu meinem Glück übernahm Thomas diese Arbeit, für ihn hiess es die nächsten Tage stundenlang erzählen und erklären. Leider konnte von diesen neuen nur eine Person etwas deutsch, was das Ganze nicht vereinfachte. Wie gesagt, es bleibt spannend und herausfordernd!

Am Montag Abend genossen wir ein Fondue im Hotel. Thomas hatte eine Mischung von zu Hause mitgebracht, welche wir nun den Köchen übergaben. Sie weigerten sich (verständlicherweise), die Pfanne auf den Tisch zu stellen, so mussten wir den Teller alle paar Minuten wieder zurück in die Küche zum aufwärmen geben. Aber es war lecker, ich genoss es sehr!

Am Dienstag war ich bis nach 21 Uhr in einem Telefongespräch, das kam zum Glück nur sehr selten vor, aber wegen der Zeitverschiebung und den Mitarbeitern hier im Büro zu liebe (sie müssen sonst auf mich verzichten) war es manchmal das Einfachste. Im Restaurant hatten sich schon alle anderen eingefunden, es war Franziska’s letzter Abend, nach 5 Wochen ging sie zurück in die (kalte) Schweiz.

Und weiter ging es am Mittwoch mit einem Teamessen mit allen Mitarbeitern im Schweizer Team. Nur schade, dass es zwei Restaurants mit dem gleichen Namen gab. Einige der Mitarbeiter landeten im falschen. Eigentlich hatte Anthony ja auch im anderen reservieren wollen, aber das war ein anderes Thema. Wir genossen einen gemütlichen Abend bei leichter Sommerbrise (bei immer noch heissen 30 Grad), bis die Kleider mal wieder am Körper klebten und ich es irgendwie schaffte, dass jeder in einem Taxi nach Hause sass, wenn auch nicht in dem, das ich vorgesehen hatte und so endete es damit, dass ein Taxi leer blieb. Naja, unglücklich, aber lieber so als umgekehrt und ich lernte auch so für nächste Feste.

Am Ende der Woche verabschiedeten wir eine langjährige Mitarbeiterin im Support Team; sie war von Anfang an (seit 2.5 Jahren) für die Schweiz verantwortlich gewesen und eine meiner ersten Ansprechspersonen in diesem Projekt. Es gab (wie immer bei irgendwelchen Anlässen) Kuchen, Geschenke und viel Geplauder.

Vergangene Woche war ich dann leider krank, ich hatte zum dritten Mal seit ich hier bin starke Halsschmerzen. Da Damien am Tag zuvor bereits im Spital war, beschloss ich mich, ihn am Mittwoch morgen zu begleiten und einen Arzt meinen Hals anschauen zu lassen. Das Spital war mit einem in der Schweiz vergleichbar. Ich musste ein Formular ausfüllen, bezahlte INR 600 (ca. 10 CHF) und wurde dann zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt geschickt. Nach 15 Minuten Wartezeit in einem fast leeren Zimmer sah sich der Arzt meinen Hals an, die Türe zum Warteraum offen. Immer wieder kam eine Schwester herein, die sich übrigens alle mit Sister ansprachen, gegenseitig und auch der Arzt. Dieser bescheinigte mir eine leichte Halsentzündung und verschrieb mir Medikamente. Glücklicherweise musste ich seine Schrift nicht entziffern, es kam mir vor als ob die Ärzte hier noch unleserlicher schreiben als die unseren. Ich jedenfalls erhielt eine saubere Abschrift für meine Krankenmappe (die ich bei mir behalten musste) und durfte mit dieser zur Apotheke im Erdgeschoss, wo ich für INR 113 (weniger als CHF 2) meine Medikamente erhielt für die nächsten 3 Tage. Zurück im Hotel ruhte ich den Rest des Tages.

Leider fühlte ich mich am nächsten Tag nicht besser, im Gegenteil, also wieder zurück in das Krankenhaus, wo mir mitgeteilt wurde, dass alle HNO-Ärzte in einer Operation seien bis am Mittag. Im Hotel wurde mir dann ein Arzt ins Zimmer geschickt, ein Hausbesuch für INR 1500 (CHF 22). Er verschrieb mir weitere Medikamente, erklärte mir in schnellem indischem Englisch was wie nicht in Ordnung war und freute sich über meine Einrichtung im Hotelzimmer. Kurz darauf brachte mir jemand vom Empfang meine weiteren Medikamente. Ich war also für die nächsten Tage versorgt und das halbe (wenn nicht das ganze) Personal im Hotel wusste, dass ich krank war.

Nach einigen Tagen Bettruhe wagte ich mich am Samstag wieder kurz aus dem Haus, in einer Seitenstrasse füllte ich meine Vorräte (Cola und Cracker) auf, in der Lounge ass ich etwas mit den Jungs, die sich um mich sorgten. Langsam fühlte ich mich wieder lebendig. Am Sonntag war dann endlich auch das Kopfweh viel besser.

 

Eigentlich hatte ich kein Foto für diese zwei eher unspektakulären, aber doch nervlich sehr aufreibenden Wochen, aber zum Thema Krankenhaus fiel mir dieses Foto wieder ein, das wir woanders in Chennai gemacht hatten. Immerhin etwas für Euch: Schaut bitte auf den Namen des Spitals…. 🙂

hospital

Kerala: Alleppey / Fort Kochi

(Samstag 16. – Sonntag 17. April 2016)

Eine lange Fahrt stand uns bevor, darum waren wir früh bereit. Wir fuhren wieder von den Bergen hinunter, über enge Strassen z.T. mit Gegenverkehr auf unserer Spur. Unterwegs hielten wir für einen Tee und etwas Süssigkeiten, etwas aufgeweckt ging dann die Fahrt weiter nach Kochin. Dort besuchten wir ein lokales Museum mit vielen Skulpturen in einem alten Gebäude, für mich eher langweilig, ich wartete nach meiner schnelleren Runde draussen auf die anderen beiden. Auf der Weiterfahrt rief der Verantwortliche des Hausbootes an, der Fahrer gab das Telefon an mich weiter für die Frage, wann wir dort eintreffen würden. Genau diese Frage hatte ich dem Fahrer auch schon gestellt, er wusste es aber nicht. Naja, wir liessen es auf uns zukommen.
Eine gute Stunde später erreichten wir endlich den Punkt, wo unsere Kayakguides auf uns warteten. Wir packten unser Gepäck ins grosse Boot und fuhren zu unseren Kayaks.


Zu zweit pro Boot paddelten wir los, durch die engen Kanäle, an Häuschen vorbei, wo Menschen am Wasser sich und Kleider wuschen und plauderten. In der Pause gab es frische Kokosnuss sowie eine Fotosession mit dem zahmen Hausadler. Und weiter paddelten wir, mit mehr und weniger Schwierigkeiten beim geradeaus fahren, durch grosse Mengen an Seegewächs, das das Paddeln noch anstrengender machte. Die umliegenden Reisfelder lagen tiefer als der Kanal, daher muss das Wasser immer wieder von den Feldern zurückgepumpt werden. So gelangt viel Dünger in den Kanal, was auch das Unkraut schnell und übermässig gedeihen liess. Zwischendrin schwammen immer wieder leere Flaschen und anderer Abfall. Der Guide zeigte uns Mango, Cashew und andere Bäume, während wir vor Anstrengung und wegen der feuchten Hitze schwitzten.
 

Irgendwann erreichten wir dann unsere Unterkunft für die Nacht, ein Hausboot. Nach einer kurzen Dusche mit kaum Wasser wurden Tee und frittierte Bananen serviert, wir genossen die Fahrt auf dem Kanal mit der leichten Brise. Unterwegs hielten wir an und kauften frische Riesencrevetten. Wir hatten es so verstanden, dass es sonst zu wenig Abendessen geben könnte. Weit gefehlt! Wir lasen bis nach Sonnenuntergang, bis es zu dunkel wurde, dann wurde das Essen aufgetischt: Fisch, Poulet, Reis, Chappati, Linsen, Kartoffeln, Bohnen, Bananen – wie immer sehr lecker, aber zuviel.
Müde legten wir uns ins Zimmer, Franziska und ich warteten sehnlichst auf die langsam einsetzende Kühlung der Klimaanlage und genossen das leichte Schaukeln des Bootes.

Klappern aus der Küche und stampfende Schritte weckten mich. das Boot schaukelte zwischendurch etwas mehr, vermutlich wenn einer der drei Männer vom oder aufs Boot sprang. Die Klimaanlage wurde um 6 Uhr ausgeschaltet, wir spürten den Temperaturanstieg schnell.
Das Frühstück wurde wieder draussen serviert, Omelett, Toast, Ananas und mit Bananen und Kokos gefüllte Pancakes. Lecker! Auf der Fahrt zur Anlegestelle genossen wir den Fahrtwind in den bereits wieder sehr warmen Temperaturen.

IMG_6869Unser Fahrer erwartete uns an Land und brachte uns nach Fort Kochi, ein Quartier der Stadt Kochi, wo der Einfluss der Spanier in der Bauweise der Häuser erkennbar ist. Wir besichtigten eine grosse Kirche und zogen die chinesischen Fischernetze wieder aus dem Meer. Bald wurde es uns zu heiss, viel zu heiss. Angeblich gab es in ganz Fort Kochi kein Restaurant mit Klimaanlage und uns lief der Schweiss schon, wenn wir nur im Schatten standen. So liessen wir uns in ein Café in Kochi bringen, das schon fast wieder zu sehr gekühlt wurde. Manchmal haIMG_6872be ich ein schlechtes Gewissen, aber ich habe echt Mühe, diese heissen, feuchten Temperaturen zu ertragen. Es wäre vermutlich etwas anderes, wenn wir nur am Strand liegen würden, aber um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu besichtigen war es fast unerträglich.

Wir spazierten noch etwas an der Strandpromenade entlang und liessen uns danach an den Flughafen bringen. So konnten wir noch etwas lesen, bis unser Heimflug startete.

In Chennai wurden wir vom Hotelfahrer abgeholt, im Hotel warteten unsere Kollegen mit neuer Begleitung, ein Kollege aus Irland wird unsere Truppe für 4 Wochen ergänzen. Wir bleiben multikulturell.

Kerala: Munnar

(Mittwoch, 13. bis Freitag 15. April 2016)

Am späten Mittwoch Abend wollten wir zu dritt nach Kerala fliegen. Am Flughafen in Chennai genossen wir noch ein schnelles Abendessen, bis wir ausgerufen wurden, als letzte das Flugzeug zu besteigen. Es war lustig, unsere Schweizerischen und Französischen Namen mit indischem Akzent zu hören. Nach einer guten Stunde Flugzeit erreichten wir Kochin, wo wir uns zu Fuss zum Hotel aufmachten. Glücklicherweise war wenig Verkehr, trotzdem ernteten wir drei Ausländer vermutlich einige fragende Blicke im Dunkeln auf der Strasse. Das Hotel war weniger als 1 km vom Flughafen entfernt und in erstaunlich gutem Zustand, für den Preis den wir zahlten. Nach einem Milchshake waren wir bereits im Bett.
Pünktlich holte uns unser Fahrer am nächsten Morgen ab, es ging in Richtung Munnar, in die Berge. Wir hielten an einigen Möchtegernwasserfällen, die wegen der Trockenzeit kaum Wasser führten; Regenzeit sollte im Juni beginnen.

IMG_6758
Ein spannender Stopp war ein Gewürzgarten, wo uns viel über die Gewächse und ihre ayurvedischen Wirkungen bei allen möglichen Gebrechen erklärt wurde. Ich war schon nicht mehr so ganz bei der Sache, sondern kämpfte gegen die Hitze. Nach einem kurzen Einkauf im eigenen Laden waren wir froh, wieder im klimatisierten Auto zu sitzen. Für einen Snack mit Samosa und Veg Puffs hielten wir bei einer der vielen Bäckereien an der Strasse, es war so lecker, dass wir noch Samosas mit auf den Weg nahmen.
Der Halt beim Elefantenpark war sehr kurz, uns allen gefiel die Behandlung der angeketteten Elefanten nicht.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Hotel, ca. 10 km vor dem Städtchen Munnar. Der Fahrer meinte, wir könnten morgen alles Sehenswerte abklappern, wir sollen uns heute noch ausruhen. Nach einer Stunde Ruhe waren wir jedoch schon wieder auf den Beinen, die angenehmen Temperaturen und die Möglichkeit etwas zu laufen brachten uns nach draussen. Direkt vom Hotel aus ging eine Seitenstrasse steil nach oben, in den Wald hinein. Bald kamen wir an Häusern vorbei, die Bewohner winkten uns freundlich lächelnd zu, die Kinder begleiteten uns eine Weile. Als wir bei einem violetten Häuschen vorbei kamen, winkte uns die Familie hinein, wir sollen mit ihnen Vishu feiern, Kerala Neujahr.

IMG_6780Wir setzten uns auf ihre Terrasse und sie brachten uns Früchte und Wasser. Mit der 18jährigen Tochter konnten wir uns gut verständigen, sie lernte Englisch an der Schule. Ihr 27jähriger Bruder war etwas schwerer zu verstehen, aber nicht weniger stolz, uns das Haus zu zeigen. Die Eltern stellten sicher, dass es uns an nichts mangelte. Dann, endlich, der Regen setzte ein. Seit drei Monaten sehe ich zum ersten Mal wieder Regen. Ich genoss das Schauspiel, den kühlen Wind, die feinen Spritzer, die ich im Haus neben dem Fenster abbekam. Die Eltern sammelten das Regenwasser und füllten ihren Speicher auf.
IMG_6769Damien ergriff die Gelegenheit und liess sich zeigen, wie man einen Dothi, der traditionelle Rock der Männer, richtig bindet. Sogar wir Frauen durften es versuchen. Es endete mit ganz viel Selfies auf allen Seiten, bevor wir uns mit Blumen in den Haaren und einer Schachtel Kardamon als Geschenk auf den Heimweg machten. Sogar die Nachbarn begleiteten uns eine Weile.
In diesen kühlen Temperaturen setzten wir uns lesend nach draussen, einfach herrlich. Sogar im Zimmer war es wärmer als ausserhalb, so blieben wir an der wirklich frischen Luft bis wir hungrig waren. Wie es sich für Ferien gehört, waren wir auch sehr früh im Bett.

 

 

Herrlich, diese frische, kühle Luft. Wir sollten unser Büro hier nach Munnar verlegen!

IMG_6800Der erste Stopp am Freitag diente dazu, unsere Plätze am zweiten Stopp zu reservieren, um nicht anstehen zu müssen. Ich zeigte brav meine PAN-Karte (indischer Steuerausweis), woraufhin ich echt gefragt wurde, ob ich Inderin bin.
Beim Nationalpark waren wir dann froh um diese Reservation, wir sparten uns so ca. eine Stunde anstehen für Tickets und eine weitere Stunde beim Warten auf den Bus. Nach 10 Minuten Fahrt waren wir angekommen, voller Vorfreude spazierten wir den Berg hoch, sahen Bergziegen auf und neben der Strasse, bis wir nach ca. 15 Minuten am Ende des Parks ankamen. Also gab es doch keine Tiger und Elefanten hier zu sehen.

IMG_6804So begnügten wir uns mit dem Ausblick und damit, einer muslimischen Schulklasse von 17jährigen Jungen als Unterhaltung und Fotosujets zu dienen. Eigentlich wollten sie gar nicht mit uns Frauen sprechen, sie hielten genügend Abstand ein und scharten sich um Damien. So war die Busfahrt zurück doch sehr amüsant.
Wieder holten wir uns Snacks in einer lokalen Bäckerei, auch hier waren wir drei die einzigen Ausländer.
Der nächste Stopp war ein Damm mit Stausee, wo es einen Echopunkt hat. Für den hätten wir aber ein Pedalo mieten müssen, wir verzichteten und spazierten stattdessen wieder einige Meter bei diesen herrlichen Temperaturen.

 

Im Teemuseum zeigte uns ein Mitarbeiter die Fabrikanlagen und erklärte, welche Blätter für welchen Tee verwendet und wie diese verarbeiten wurden. Es gab Schnitzel- sowie Siebanlagen und weiteres, wir durften immer mal wieder am Resultat riechen.

IMG_6835 IMG_6830 IMG_6832
Die anschliessende traditionelle Tanzdarbietung überzeugte uns gar nicht, so dass wir die darauffolgenden Kampfszenen ausliessen und stattdessen zu Fuss durch die Strassen schlenderten und Bananenchips, Gewürze und Schokolade einkauften. Irgendwann holte uns unser Fahrer ein, er war vermutlich verzweifelt, als er uns nicht mehr im Theater fand.
Nach den letzten Einkäufen des Tages assen wir in einem Kellergewölbe zu Abend, es war leckerer als wir erst dachten. Nur war die anschliessende, knapp einstündige Heimfahrt für ca. 15 km zuviel, wir fielen erneut erschöpft ins Bett.

SpeedTrust, Yoga, Kochen und vieles mehr

Nach dem Urlaub stand eine strengere Woche an, an einem Abend blieb ich bis 9 Uhr im Büro für ein Projekt. Der Fahrer wartete noch zum Glück, mein Team hatte keine Freude an meiner Aussage, dass ich auch laufen könnte, mittlerweile kenne ich ja den Weg. Den Temperaturen wegen war ich aber froh um den Fahrer, es ist auch nachts noch 27 Grad. Wegen der Luftfeuchtigkeit fühlt es sich aber immer um mindestens 3 Grad wärmer an. Und die heissen Temperaturen stehen erst noch an, der Sommer hat erst angefangen….

Am Freitag gönnte ich mir einen freien Nachmittag, ich wollte Alexia ins Slum begleiten. Der Uber-Fahrer sprach kein Englisch und sein GPS Gerät ging nicht, aber wir schafften es irgendwie und erreichten den Treffpunkt. Alexia zeigte mir die Krippe, wo die Kinder bald Mittagessen erhalten sollten und den Verkaufsladen, wo die Taschen, die von den Frauen im Slum geknüpft wurden, verkauft wurden. Ich war über die Qualität der Taschen überrascht, sie sahen wirklich gut aus.

Mit allen Helfern assen wir am Boden sitzend zu Mittag, es gab Reis und Frittiertes. Danach begleiteten wir Camille auf ihrem Rundgang. Camille ist eine Freiwillige aus Frankreich, die mit einer wohltätigen Organisation für 1 Jahr in Chennai als Krankenschwester tätig ist. Sie hilft bei allem was so anfällt, betreut aber vor allem die Kranken im Slum. Ich hatte sie beim Rugby bereits kennengelernt. Heute sah ich sie beim Sortieren der Medikamente. Viele wurden von Touristen dagelassen, die verteilt sie bei Bedarf gratis an die Slumbewohner. Auf dem Weg zu einer Patientin wurden wir in eine andere Hütte gerufen, auch diese Patientin fühlte sich nicht wohl, Verdacht auf Diabetes. Das ist eine der häufigsten Krankheiten hier, durch den vielen stark gesüssten Tee in Indien. Bei der zweiten Patientin sassen wir (Camille, eine Übersetzerin, Alexia und ich) in der Hütte am Boden, die Tochter der Patientin, die durch einen Unfall ihre Beine verloren hatte, sass auf dem Bett, die Mutter am Boden. Sie hatte heute Morgen ihre Diabetesmedikamente nicht genommen, Camille war entsprechend unzufrieden. Die Tochter plauderte währenddessen mit uns über alles Mögliche.

Der Weg zu Fuss zurück im Slum war brütend heiss. Ich traute mich nicht, ein Foto zu machen, wir fielen als Weisse schon genügend auf, immer mal wieder schüttelte mir jemand lächelnd die Hand. In den ca. 7 Quadratmeter grossen Hütten, die manchmal eher Unterständen ähnlich sahen, wohnte jeweils eine Familie, zum Teil noch mit Grosseltern. Strom war vorhanden, entsprechend gab es einen Ventilator und einen Fernseher. Gekocht wurde mit Gas, Wasser war ausserhalb der Hütten zu holen. Die Einrichtung war karg, wer ein Bett hatte, hatte bereits viel. Hier auf kleinster Fläche leben 18‘000 Menschen, die sich das wenige Geld mit Rikscha fahren und putzen verdienen. Der Monatslohn für eine Familie hier ist INR 6000 (ca. CHF 90).

Am späteren Nachmittag kamen die Kinder aus der Schule zurück und wir halfen den Kleinsten bei den Aufgaben. Sie mussten Englische Wörter lernen und Tamil schreiben. Wir schauten, dass sie sich konzentrierten und versuchten das Resultat so gut wie möglich zu überprüfen.

img_6624.jpg img_6628.jpg

Die französische Organisation namens SpeedTrust unterstützt mit Hilfe von Association Happy Kids aus der Schweiz Kinder aus dem Slum. Für CHF 350.- pro Jahr kann einem Kind so Schulbildung ermöglicht werden. Es werden Langzeit-Partnerschaften unterstützt, so dass das Kind die gesamte Schulzeit von 10 Jahren absolvieren kann. Die Familien werden sorgfältig ausgewählt und müssen das Kind unterstützen, d.h. es kann dann nicht auf die jüngeren Kinder aufpassen, sondern geht täglich in die Schule und macht die Hausaufgaben. Dies wird regelmässig überprüft. Wenn das Kind dann erfolgreich ist, kann es die gesamte Familie aus dem Slum holen und in anderen/besseren Umständen leben.

Falls jemand interessiert ist, hier die Links zu beiden Organisationen:

http://speedtrustindia.com/fr/soutien-a-la-scolarite.html

http://association-happykids.org/happykidseng/index.php

Ich werde diese Organisation unterstützen, für mich hat es ja jetzt auch noch eine persönliche Note. Wer dies auch machen will, hat meine Unterstützung. Wenn jemand nach Chennai kommen will und sich selber ein Bild vor Ort machen will, ist jeder herzlich willkommen. Ich bin ja auch immer mal wieder da 😉

Zum Abschluss des Tages hatte ich Schokolade für alle mitgebracht, bevor wir uns wieder ins Auto setzten und zurück nach Hause fuhren. Ich freute mich auf klimatisierte Räume.

Für den nächsten Morgen hatte Alexia eine Yogastunde für uns alle organisiert. Wir lernten Ohm, den Urlaut und ersten Buchstaben bei jedem Hindugebet, zu singen, lernten den Sonnengruss und andere anstrengende (Kraft-/Dehn-)Übungen und entspannten uns am Schluss zu ruhiger Musik. Ich war nicht die einzige, die dabei einschlief. Für die nächsten zwei Tage waren unsere Muskeln (an unterschiedlichen Stellen) schwerer und träger, aber es hatte allen gefallen.

IMG_6635Am Sonntag wollten wir endlich mal die Metro ausprobieren, die direkt vor unserem Hotel hielt. Unser Ausländerbonus galt auch hier, sofort kam ein Mitarbeiter und half uns die Tickets zu lösen. Die Metro hatte erst vor ca. 8 Monaten geöffnet, entsprechend war sie auch noch nicht so gut besucht wie z.B. Busse auf der Strasse, die überquollen. Wir genossen die kurze Fahrt nach Koyambedu mit Blick von oben auf die Quartiere. Am Ziel angekommen quetschten wir uns zu viert in eine Rikscha zum Blumenmarkt. In einer nicIMG_6647ht klimatisierten Halle waren unzählige Menschen, Verkäufer priesen lautstark ihre Blumen an, die sie in Kübeln aufbewahrten. Die meisten Blumen (vor allem Jasmin und Rosen) waren ohne Stiel, die wurden für Kränze und zum Beten verwendet. Wir erregten auch hier Aufmerksamkeit und bekamen einige Blumen geschenkt, andere wollten mit uns Fotos machen (oder dass wir von ihnen Fotos machen). Uns setzte die Hitze bald mal zu, so dass wir den Rückweg antreten mussten.

 

IMG_6648 IMG_6656

Ich genoss einen ruhigen Nachmittag am Pool mit lesen, das muss auch mal sein!

IMG_6703Am Abend hatten wir dann Anschauungsunterricht mit Pawan, dem Sous Chef im Hilton. Er zeigte uns, wie ein Curry gekocht wird. Wir wurden mit Kochschürzen und –hüten ausgestattet und sahen ihm in der Schauküche im Restaurant zu, einige von uns machten fleissig Notizen. Wer sich jetzt Hoffnungen macht, den muss ich enttäuschen, ich habe immer noch nichts gelernt 😛 Unser Essen schmeckte lecker, wie eigentlich immer im Hilton.

 

Neben all den vielen Aktivitäten arbeiten wir selbstverständlich noch und das Projekt macht gute Fortschritte. Leider musste ich diese Woche einen weiteren Rückschritt verkraften, die dritte Person hat gekündigt. Nach dem die erste (die ganz spontan noch zusätzlich eingestellt wurde) einfach nicht mehr zur Arbeit erschien und die zweite uns mitteilte, dass sie verheiratet wird, hatte die dritte gesundheitliche Beschwerden, die ihr den Arbeitsweg und –tag erschwerten. Eine weitere ist seit über zwei Wochen wegen einer Gallensteinoperation abwesend und meldet sich nicht, die anderen beiden in meinem Team arbeiten fleissig. Ich muss jetzt über die Bücher und schauen, wie wir in den nächsten Monaten weitermachen werden.

Nächste Woche ist Tamil New Year, daher waren diesen Freitag schon Gruppenevents angesagt. Wer kreativ begabt war, brachte seine eigenen Utensilien mit und begann den Boden in der Kantine zu dekorieren. Das Resultat war sehr schön!

IMG_6724 IMG_6726 IMG_6725

Am folgenden Wochenende fand der Teamausflug mit dem CES Team statt, die uns mit allem anderen ausser Steuerfachwissen unterstützen. In einem Bus mit lauter Musik fuhren wir in ein Resort am Strand, wo wir erst mal einige Spiele machten, was für uns nicht immer einfach war mit dem schnellen Englisch. Nach dem Mittagessen durfte ich endlich ins Wasser. Vom Team konnte ich nur zwei ins Meer überreden, die meisten können nicht schwimmen und/oder hatten keine passende Bekleidung (bzw. was zieht eine indische Frau im Wasser an?). Ich genoss die Erfrischung sehr! Wir plauderten am Strand, genossen Tee und Biskuits, bevor es dann (um einiges ruhiger als am Morgen) zurück nach Hause ging.

Es hatte sich herumgesprochen, dass Damien gerne rennt, daher wurden wir auch über den Jubiläumslauf am Sonntag 10. April am Marina Beach informiert. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich ihn zu begleiten und so starteten wir um 6 Uhr bei Sonnenaufgang (und 29 Grad) zu einer 5 km kurzen Runde. Die Organisation war schlecht, der Diplomatic Security Service hatte wohl mit weniger als 100 Läufern und vor allem mit langsameren gerechnet. Als Damien als Führender den Umkehrpunkt erreichte, war noch niemand bereit, so dass er ihn übersah und einfach weiterrannte. Ich war sehr erstaunt, als ich (in der Top10) das Ziel erreichte und ihn nicht antraf. Er war dann nach 5 km umgekehrt und den ganzen Weg wieder zurückgerannt. Als einer der letzten, aber mit doppelter Distanz in den Beinen erreichte er das Ziel. Als Verpflegung gab es Vegiburger von McDonalds für alle, bzw. für alle die nicht so schnell waren, dass sie vor dem Lieferjungen im Ziel waren oder so langsam, dass das Essen bereits an Läufer, Polizisten und wer sonst noch da stand verteilt wurde. Morgen werden meine Beine zwar schmerzen, aber der Sonnenaufgang am Strand (der leider auch hier überfüllt und dreckig war) und die Bewegung waren es wert!

Den Rest des Tages genoss ich ruhig, am Pool, mit einem Spaziergang durch die Nachbarschaft und einer weiteren Kochlektion mit Sous Chef Pawan.

Ajmer – Pushkar – Jaipur

(25.-27. März 2016)

Wiedereinmal mussten wir früher aufstehen, unser Fahrer erwartete uns beim Glockenturm und nach einem Frühstückschai fuhren wir los.

DSC_9638Erster Halt nach etwa zwei Stunden war Ajmer, eine wichtige Stadt für Muslime, mit einem grossen Tempel. Unglücklicherweise hatte sich unser Plan so verschoben, dass wir am Freitag bei diesem Tempel ankamen, ihrem Feiertag, kurz vor der wichtigsten Zeit zum Beten. Wir vier Touristen schlenderten durch die Gassen, mit vielen Ständen links und rechts, Menschen in der Strasse. Es waren vor allem Muslime hier unterwegs, mit entsprechender Kopfbedeckung. Nach diesen vielen schlechten Nachrichten über Terroranschläge war mir kurz mulmig zu mute, bis ich merkte, wie ignorant dieses Denken ist. Dann begann ich die Menschen mit Neugier zu beobachten, hatte ich bisher noch nie die Gelegenheit so viele Muslime mit verschiedenen Kleidungen zu beoachten.

Als wir dann in die Nähe der Moschee kamen, war das Gedränge so dicht, dass wir uns gegen einen Besuch entschlossen und direkt wieder zum Auto zurück kehrten. Immerhin hatten wir mal wieder unsere Beine vertreten.

 

 

DSC_9654Der nächste Halt war beim weltweit einzigen Tempel für Brahma, den hinduistischen Gott der Schöpfung. Während die anderen drei anstanden, um das heilige Relikt zu sehen, setzte ich mich an den Rand. Schon kam ein Vater mit seinen Kindern, stellte diese nacheinander neben mich und begann Fotos zu machen, ohne mich zu fragen. Ich war dann doch froh, als Navin zurück kam und sich provokativ neben mich stellte, dann traute sich niemand mehr zu fotografieren.

DSC_9672

 

 

Wir spazierten noch weiter durch die Gassen voller Stände, waren erstaunt über die vielen weissen Touristen (würde ich vom optischen her als Hippies bezeichnen) und suchten am See nach den typischen Szenen von waschenden Menschen. Mir setzte die Hitze ziemlich zu (und dass ich wohl seit zwei Tagen nicht mehr genügend getrunken hatte), ich goss mir Wasser über den Kopf und trank gierig. Trotzdem fühlte ich mich nicht ganz wohl und war froh, als wir wieder im Auto mit Klimaanlage waren.

 

In Jaipur hatte Raphael ein ganz neues Hotel gebucht, leider war die Dachterrasse (mit Pool) nicht nicht fertiggestellt, aber ansonsten sah es eher modern aus. Wir waren faul und fuhren nur zu McDonalds für das Abendessen, ich hatte schon lange kein McFlury mehr gehabt und genoss es sehr!

Am nächsten Morgen wachte ich mit starken Kopfschmerzen und Übelkeit auf, vermutlich hatte ich einen Sonnenstich von den letzten zwei Tagen. Ich sagte das Tagesprogramm ab und beschloss den Tag zu verschlafen. Navin hatte mit dem Magen Probleme und blieb ebenfalls im Hotel. Raphael und Claudia besichtigten den City Palace und das berühmte Tor, das der Stadt den Namen „Pink City“ verleiht (zusammen mit anderen rötlichen Gebäuden).

Für das Abendessen hatten sie sich ein Restaurant auf einer Dachterrasse ausgesucht, wieder einmal eine sehr gute Wahl mit sehr leckerem Essen!

IMG_6585 IMG_6587Am Sonntag fuhren wir zum Amber Fort am anderen Ende der Stadt, etwas erhöht auf einem Hügel und genossen die Aussicht und die Räumlichkeiten vergangener Herrscher. Wieder einmal musste Navin uns retten, weil eine Gruppe Jugendlicher Freude an Raphael und mir gefunden hatte und Fotos wollte. Sobald er in die Nähe kam, wurde er gefragt ob er unser Reiseleiter sei (eine oft gestellte Frage diese Woche), was er einmal mehr verneinte, er sei unser Freund. Wir waren sehr froh, ihn dabei zu haben, er konnte mit der lokalen Sprache einiges mehr erreichen, konnte mit den Menschen hier sprechen und so hatten wir nicht die Touristenpreise zu zahlen und kamen einfacher ans Ziel.

Irgendwann hiess es Abschied nehmen, Navin und ich mussten wieder zurück ins Büro, Claudia und Raphael reisten morgen nach Agra zum berühmten Taj Mahal weiter.

Wir hatten den Heimflug via Delhi gebucht und der zweite Flug war vorverschoben worden, so dass wir in Delhi nur eine Stunde haben sollten, das sollte reichen. Am Flughafen in Jaipur wurde uns aber mitgeteilt, dass der erste Flug nach hinten verschoben wurde. Auf Anraten der Fluggesellschaft stornierten wir den ersten Flug und buchten einen anderen mit der gleichen Fluggesellschaft wie der zweite Flug (nun beides SpiceJet), so dass unser Gepäck angeblich bis nach Chennai transportiert werden kann. Beim Checkin wollten sie dann nichts mehr davon wissen und es dauerte über eine Stunde, bis alles geklärt war; ohne Navin’s Überredungskünste in Hindi hätte es wohl nicht geklappt.

Schlussendlich sassen wir im Flugzeug nach Delhi, dort wurden wir noch auf der Piste abgefangen und direkt zum nächsten Flug nach Chennai gebracht, wo wir dann sogar mit allem Gepäck eintrafen. Müde, aber zufrieden über eine schöne Woche Urlaub kehrte ich in mein zweites Zuhause zurück, wo mich alle freudig empfingen, schon als ich zum Auto ausstieg. Ich werde verwöhnt!

Holi in Jodhpur

(24. März 2016)

Endlich, der grosse Tag, wir hatten lange gewartet und so viel gehört, jetzt durften wir es auch erleben. Wir zogen unsere weissen Shirts und alten Hosen an, schmierten uns Kokosöl in die Haare und packten unsere Farbbeutel. Nach dem obligaten Vorher-Foto mit unseren “Waffen” (d.h. 13 Farbbeutel für insgesamt ca. 250 INR (4 CHF)) waren wir bereit und wagten uns vor das Haus. Gähnende Leere erwartete uns. Nach einigen Metern in den engen Gassen trafen wir auf einige Kinder beim Spielen. Wir schauten kurz zu und spazierten weiter, wir hofften auf eine grosse Party vor dem Glockenturm. An einer Kreuzung waren wir und auch die Kinder schon mutiger, es war eine kleine, kurze Schlacht, bis die Wasserballons unserer Gegner ausgingen (daran hatten wir gar nicht gedacht). Die ersten Farbtupfer auf unseren neuen Shirts waren gesetzt.

Beim grossen Platz vor dem Glockenturm waren wir dann ziemlich enttäuscht, da war niemand! Wir posierten für einige Fotos mit imposantem Hintergrund und wünschten einigen vorbeifahrenden Töfffahrern Happy Holi. Das funktioniert so indem die Hand mit Farbpulver über beide Wangen oder auch die Stirn gerieben wird, was entsprechend Spuren hinterlässt. Da wir auch noch klar exotisch (weiss) aussahen, stoppten mehr Fahrer als vermutlich bei anderen.

IMG_6570    IMG_6577

Zurück in den Gassen füllten Erwachsene Fässer mit Wasser, um dann später eine Art Pool zu füllen, wo Wasser mit Farbe gemischt wird, für eine Wasserschlacht par excellence. Bei jedem Vorbeigehen bekamen wir etwas aus dem Schlauch ab, wir akzeptierten die Einladung und gingen zum Gegenangriff über, von drei Seiten. Damit hatte er nicht gerechnet.

Raphael begann mit den Jungs die Wasserschlacht, mit kleinen Gefässen standen sie um einen ca. 2 m grossen Wok herum, einige sogar ganz drin und spritzten sich alle gegenseitig mit farbigem Wasser voll. Ich wollte Raphael einmal unterstützen, aber das war eine schlechte Idee, vor allem da ich die einzige Frau war (abgesehen von Claudia, die mit der Kamera daneben stand).

IMG_6575IMG_6573

In der warmen Sonne wollte ich mich etwas aufwärmen (jaja, ich weiss, es war wohl im Schatten schon gute 30 Grad), da hielten die nächsten Töfffahrer an, sie hatten weisses Farbpulver dabei, das sie uns grosszügig verteilten. So nass wie wir waren klebte es überall wunderbar.

Wir hatten es uns etwas anders vorgestellt, mehr Leute, weniger Wasser, nur Farbpulver. Es hatte ja schon etwas gedauert, bis wir es schafften, das Pulver so zu werfen, dass es schön stob. An jeder Kreuzung hatte sich eine Gruppe versammelt, zwischen 5 und 30 Personen standen jeweils da und amüsierten sich. Auf dem grossen Platz beim Glockenturm blieb die grosse Masse aus, auch die Einheimischen konnten es sich nicht erklären, wo alle waren. Zwischendurch sahen wir immer mal wieder Touristen, wir waren nicht die einzigen.

Auf unserem Spaziergang durch die Gassen entdeckten wir eine Gruppe tanzender Männer, die sich zu lauter Musik bewegten. Weit und breit kein Wasser. Genau das hatten wir gesucht. Wir gesellten uns dazu, wünschten Happy Holi und tanzten zu indischer und westlicher Musik. Es gefiel mir sehr gut, nur dass es keine Frauen und wenig Touristen gab, dafür mehr Inder auf kleiner Fläche. Dazu kam wieder, dass die Inder gerne mit allen in einem Kreis tanzten. Da Claudia mehrheitlich mit der Kamera etwas ausserhalb stand und ich eher am tanzen war, hatte ich mehr Aufmerksamkeit, als mir lieb war. So verliessen Navin und ich diese Gruppe nach einiger Zeit, wir hatten beide genug Farbe am Körper und vermutlich auch noch drin.

IMG_6571IMG_6569

Nach einer halben Stunde duschen (die Shirts wanderten direkt in den Abfall) und einer kurzen Runde Badezimmer schrubben sah alles wieder einigermassen aus. Meine linke Hand war weiterhin grünlich und die Ohren und Nase brauchten wohl auch noch einige Tage, bis alle Farbe wieder draussen war.

Raphael und Claudia kamen ebenfalls zurück, wir stürzten uns hungrig auf das Mittagessen auf der Dachterasse und gönnten uns dann einige Stunden Ruhe, ohne Farbe und Musik.

Vor dem Abendessen sprachen wir mit der Gastgeberin in der Unterkunft. Wegen eines Todesfalls in der Familie hatten sie nicht auf dem Vorplatz vor der Herberge gespielt, sonst wäre dieser Platz wohl auch sehr gut besucht gewesen.

 

Später habe ich gelesen, dass Holi auch als Tag der Gleichheit zwischen Mann und Frau gefeiert wird (stand im Flugmagazin von SpiceJet). In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Frauen (mindestens hier) gar nicht auf die Strasse wagen und zu Hause im kleinen Kreis feierten, kam mir das ziemlich unglaubwürdig vor. Aber Jodhpur ist auch eine kleine Stadt, vielleicht ist es in Grossstädten anders?! Vielleicht im nächsten Jahr…….

Fotos

Raphael und Claudia, zwei Freunde aus der Schweiz, sind seit letztem Juni unterwegs. Ende Februar kamen sie in Indien an und jetzt darf ich sie für eine Woche begleiten.

Ich finde, sie machen tolle Fotos und daher brauche ich meine Kamera selten;-)

Falls Ihr also einige Fotos von Indien sehen wollt, schaut hier:

https://m.flickr.com/#/photos/raphaelclaudia/albums/72157665098215992/

Es werden noch mehr als jetzt hochgeladen, wartet auf Holi:-D Chennai, Udaipur, Jodhpur und Jaipur bin ich dabei. 
Viel Vergnügen!!