Crocodile Park, der Kampf gegen Schwarzgeld und ein Wintergewitter

Ich bin etwas im Verzug mit Schreiben, manchmal fehlt die Motivation…. Hier die zwei vergangenen Wochenenden (5.-13. November 2016)

Vergangenen Sonntag besuchten wir den Crododile Park südlich von Chennai. Nur einer von drei Kollegen liess sich von mir überreden, aber Hauptsache, ich musste nicht alleine gehen. Im Park empfing uns ein grosses Gehege voll Krokodile mittlerer Grösse (nach meiner Einschätzung). Uns zog es aber erst mal in den Schlangenpark, wo sie die verschiedenen Giftschlangen zeigten und wie sie deren Gift sammelten, um Gegengift zu erstellen. Mit viel Erklärungen führten die Wärter eine Kobra nach der anderen vor, die sich imposant aufbäumten und zischten. Verständlicherweise durften wir nicht näher heran, Berühren war nur bei einer abgestossenen Schlangenhaut erlaubt. Trotzdem fand ich es sehr interessant! Für den Rest des Parkes mit Leguanen, Schildkröten und noch mehr Krokodilen brauchten wir in etwa gleichviel Zeit wie für die Schlangen…

Als nächstes hatte ich mir das Planetarium im Wissenschaftszenter ausgesucht, das angeblich interessant sein soll. Der Park rundherum war ursprünglich sehr schön und spannend gestaltet worden, mit vielen einfachen Experimenten und Erklärungen, so dass die Kinder spielerisch lernen konnten. Es befanden sich einige Personen dort, aber die meisten versuchten herauszufinden, wozu denn dieses komische Gebilde ursprünglich mal gedacht war, bevor die Farbe abblätterte, der Text unleserlich wurde und das Spielzeug eingerostet war. Schade, ich denke mit etwas Sorgfalt könnte dieser Park eine gute Unterhaltungsmöglichkeit für ganze Familien werden. Heute war aber auch die Temperatur perfekt; immer noch auf der warmen Seite, aber nicht zu heiss. Keine Ahnung, wieviele Leute im Sommer hier sind. Wir schlenderten also umher, bis die Vorstellung im Planetarium begann. Und ich wurde bitter enttäuscht. Die weisse Innenkuppel liess mich glauben, dass der Film über die ganze Fläche ausgestrahlt wurde. Zu Beginn konnten wir das aber leider nicht erkennen, weil die Platzanweiser mit Taschenlampen den Zuspätgekommenen die Plätze zuwiesen. Irgendwann bat ich sie dann, damit aufzuhören, ich würde gerne den Film sehen. Ich erhielt keine Antwort. Der Film war ziemlich langweilig und meistens auf normalem Bildschirmformat in einer Ecke zu sehen. Schade, wenn die vorhandene Infrastruktur nicht ausgenutzt wird. Für einen Eintrittspreis von INR 50 (ca. 70 Rappen) konnte ich aber kaum reklamieren.

Stattdessen entschieden wir uns für ein verspätetes Mittagessen in Thalappakatti, einem auf Biryani spezialisierten Restaurant. Ich wollte mal etwas anderes als meine Lieblingsspeise versuchen, aber das Kartoffel-Masala kam nicht an mein Ideal heran und das Eier-Brot war eher ein Omlett, als für ein Mittagessen mit Masala geeignet. Aber ich hatte ein leckeres Essen, das mich für den Rest des Tages mehr als gut nährte.

 

Mitten in der Woche, als die ganze Welt auf das Resultat der amerikanischen Wahlen schaute, kam in Indien der Schock: Narendra Modi hatte spontan kommuniziert, dass die 500 und 1000er Noten (im Gegenwert von Fr. 7.30 bzw. 14.60) ab sofort nicht mehr gültig sind (das sind die höchsten Noten, neben 10, 20 und 50er). Umtausch der alten Noten sei noch bis Jahresende möglich, aber nur unter Bekanntgabe der Personalien. Dies war ein lange geplanter und geheim gehaltener Schachzug im Kampf gegen Schwarzgeld und Korruption. Der Gebrauch dieser hohen Noten war überdurchschnittlich gestiegen, obwohl die restlichen Noten konstant im Verhältnis des Wachstums des Landes gebraucht werden. So hatte Modi schon lange angekündigt, gegen Schwarzgeld vorgehen zu wollen und eine Frist zur Nachdeklaration von unbesteuertem Einkommen und Vermögen gegeben. Wer bis zum 30. September 2016 eine solche Nachdeklaration durchführe, war in guter Gesellschaft: Mehr als 650 Milliarden Rupien (fast 9.5 Mia CHF) wurden gemeldet. Hier war mal die Schweiz nicht das schwarze Schaf, denn das meiste Geld liege in Indien selber, heisst es. Nun, als die Noten als ungültig deklariert wurden, galt es zu Entscheiden: Entweder das ganze Schwarzgeld vergessen oder gegen Neues eintauschen und für die Straftat ins Gefägnis. Viele entschieden sich für die erste Variante, die Zeitungen berichteten in den Tagen danach von halb verbrannten Bankknoten an verschiedenen Plätzen…

So blieben also alle Banken für einen Tag geschlossen und die Geldautomaten voraussichtlich für einige Tage leer. Zahlen war nur noch mit tiefen Noten (zur Erinnerung: Mittagessen in der Kantine kostet INR 50) oder mit Karte möglich. Aber auch so liess es sich leben!

Nun heisst es also, meine wenigen Banknoten umzutauschen. In Anbetracht, dass es insgesamt 22 Mia Banknoten umzutauschen gilt, kein einfaches Unterfangen. Als wir über Mittag mal zur nächsten Bank gingen, war die Schlange knappe 100 m lang. Ich verschob das Anstehen, so dringend bin ich glücklicherweise nicht auf Bargeld angewiesen.

Frühmorgens eine Runde draussen joggen war mittlerweile meine wöchentliche Routine geworden. Nachdem ich den Samstag Nachmittag verschlafen hatte (ich hatte endlich ein Velo gefunden und für meinen Triathlon reserviert, also ein wohlverdientes Schläfchen :-)), ging auch das Aufstehen kurz nach 5 Uhr nicht schlecht. Es hatte leicht geregnet, der Himmel war noch wolkenverhangen. So war es noch eher dunkel am Strand, als ich mit meiner Runde begann. Die Temperatur war angenehm, aber wegen des Regens war es feucht. Ich machte meine Runde und überlegte gerade, wo ich jetzt noch eine Schlaufe anhängen soll, als mich eine Gruppe überholte. Kurzentschlossen hängte ich mich ihnen an für einige Kilometer. Irgendwann war es dann genug und ich wollte umdrehen, da öffneten sich die Schleusen am Himmel. Und wie! Es regnete was es konnte, innert kurzer Zeit war ich pitschnass. Zum Vergnügen anderer wartete ich an einer Bushaltestelle auf etwas weniger Regen. Nach wenigen 100 m verstärkte sich der Regen aber wieder, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich wieder unterzustellen. Mit drei anderen Läufern stand ich also unter einem Dach und diskutierte über Laufgruppen, das beste Training und die heutige Runde, während sich die Strassen langsam aber sicher mit Wasser zu füllen schienen. Niemand fragte nach meiner Nationalität oder so, ich war eine Sportlerin, eine von ihnen. Nach ca. 20 Minuten entschieden wir zwei Frauen uns zum Strand zurück zu kehren. Das bisschen Schuh, das bisher noch trocken geblieben war, hielt keine 10 Sekunden. Wir versuchten die riesigen, tiefen Pfützen zu umgehen, aber es war kaum machbar. Das Abflusssystem existierte kaum. Auch den entgegenkommenden Fahrzeugen, die eine Wasserfontäne mit sich brachten, konnten wir nicht böse sein. Auf uns hatte es sowieso keinen Einfluss mehr, ich hatte nichts Trockenes mehr an mir und hoffte das Beste für mein Telefon in meiner Armtasche. Tropfnass, aber mit einem riesigen Lachen im Gesicht erreichte ich später als erwartet das Ziel. Wie schön kann so ein Wintergewitter (bei knapp 30 Grad) sein!

Nachdem sich die Wolken verzogen hatten, zeigte sich ein strahlend blauer Himmel, wie sehr selten in Chennai. Der Regen hatte wohl allen Dreck aus der Luft gewaschen. Ich genoss es, am Pool dösend…

Goa!

(Samstag 29. Oktober bis Dienstag 1. November 2016)

Vier Tage Wochenende wegen Diwali, das musste ich ausnutzen!

Ich startete den Samstag mit einer frühen Laufrunde am Strand. Immer noch (oder schon wieder) waren Kinder und Jugendliche mit Feuerwerk unterwegs, nur einmal wurde mir aus Versehen ein kleiner Knallkörper angeworfen, aber nichts passiert! Der Boden war übersäht mit Überresten von Feuerwerkskörpern, die aufgewirbelt wurden, sobald eine Rikschah vorbei fuhr. Die Temperatur war etwas höher als die Woche davor, die Luft weniger rein, vermutlich dank dem übermässigen Feuerwerk. Egal, ich genoss die Laufrunde!

Bald darauf machten Blaise, Navin und ich uns auf den Weg an den Flughafen und flogen in den Norden. Ich hatte mit meinen Treuepunkten im Hilton in Goa reserviert, das im Norden von Goa lag. Auf der Fahrt dahin genoss ich bereits die Landschaft: Meer, Palmen, Strand…. Erholsame Tage lagen vor uns!

Im Hotel stellte ich fest, dass der Pool direkt vor meinem Zimmer lag, traumhaft! Der Rest des Tages war schnell vorbei, mit Erholen, Dösen und Abend essen.

 

img_8018Nach guten und erholsamem Schlaf und leckerem Frühstück suchten wir uns ein Auto mit Fahrer, der uns etwas vom Norden Goas zeigen konnte. Der erste Stop war für eine Delphin Tour. Wir bestiegen ein Motorboot, das uns einige Kilometer auf das weite Meer brachte, wo bereits viele andere Boote warteten. Sobald sich einige Tiere zeigten, drehten alle das Gas auf und stürmten auf die armen Tiere los. Wie die wohl auf die Benzinabgase reagierten? Wir sahen einige Schwanzflossen der gejagten Tiere und machten uns dann auf in eine Bucht, um ein Fort und extravagantes Wohnhaus vom Wasser aus zu sehen.img_8031

dsc08760Fort Aguada besteht aus einigen wenigen Mauern und einem Turm, alles in allem war die Besichtigung kurz, da wir auf die unzähligen Selfies in allen möglichen und unmöglichen Positionen verzichteten, ganz im Gegensatz zu den anderen vorwiegend indischen Besuchern.

Weit besser gefiel mir der nächste Stopp, den wir aber nur über eine sehr enge Strasse erreichten. Das hinderte jedoch kaum jemand daran, links und rechts am Strassenrand zu parken, so dass der Verkehr fast zum Erliegen kam. Sinquerim Beach war gemäss Fahrer ein kleiner Strand, aber der Ausblick – ein Traum! Zu Beginn waren da noch einige Menschen, auch Wassersport wurde angeboten, aber danach war fast leerer Strand mit kaum Besuchern. Wir schlenderten eine Weile den Wellen entlang, entschieden uns aber für den nächsten Strand zum baden.

img_8033Leider eine sehr schlechte Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Baga Beach war der überfüllteste Strand, den ich je gesehen habe! Da waren so viele Menschen überall, glücklicherweise war das Wasser sehr seicht, so dass kaum jemand schwimmen beherrschen musste, um sich eine Abkühlung zu gönnen. Die fast ausschliesslich indischen und vorwiegend männlichen Touristen badeten in Unterhosen, mit Shirts oder mit ganzen Kleidern, als ob es sie nicht kümmerte, was irgend jemand denken möge. Auch ich zog mich aus, um ins Wasser zu gehen. Auf dem kurzen Weg zum Wasser fielen mir bereits einige Jungs in der Nähe auf, die Fotos schossen. Ich war im Bild und liefimg_8072 schnell weiter. Die Kamera folgte mir. Ich rannte ins Wasser und sah, dass die Jungs sich nun so gedreht hatten, dass derjenige, von dem sie angeblich ein Blid machen wollten, mich klar im Hintergrund hatte. Ich bat Navin, ihnen zu sagen, dass sie bitte keine Bilder von mir machen sollten. Als der Bademeister darauf aufmerksam wurde, nahm er den Jungs das Mobiltelefon weg, was denen aber gar nicht gefiel. Ich hatte genug, zog mich wieder an und wir machten uns auf den Heimweg. Nicht bevor ein Weiterer nach einem Foto mit mir fragte…. Was bin ich denn hier, Frischfleisch?

Trotz sehr angenehmer Wassertemimg_8051peratur (Chennai ist an der Ostküste und das Meer scheint viel wärmer) war mir die Lust auf ein Bad an diesem Strand vergangen, so zogen wir uns an den Pool zurück. Ich genoss die letzten Sonnenstrahlen im und am Pool, aber pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir wieder am Partystrand. Trotz einsetzender Dunkelheit waren immer noch sehr viele Menschen im und am Wasser, badend, spielend, geniessend. Wir fanden ein Restaurant, das neben frischen Meeresfrüchten auch Hookah (Wasserpfeife) anbot. So hatte ich mal Gelegenheit, Tabak mit Erdbeergeschmack zu versuchen. Man könne davon nicht high werden, wurde mir gesagt. Ich hatte trotzdem einen sehr lustigen Abend!

 

img_8068Für den Montag hatten wir uns eine Tour im Süden von Goa ausgesucht. Zwei Kirchen und einige Tempel später erreichten wir eine Gewürzfarm und ich sah das erste Mal, wie Cashew Nüsse wachsen. Das ist hier eine Spezialität und sie zeigten uns auch, was aus den Früchten der Cashew gemacht wird: der berühmte Feny (Cashew Schnapps). Natürlich musste ich den probieren, aber empfehlenswert war dieser Shot nicht! Sie führten uns durch die Plantagen, erklärten die verschiedenen Pflanzen und daraus entstehenden Gewürze und liessen uns am Grün riechen. Als Abschluss sahen wir einen Elefanten im Wasser baden. Ich hatte mir überlegt, zum Elefant ins Wasser zu steigen, aber nachdem wir gesehen hatten, wie das arme Tier behandelt wird und woher das Wasser kommt, entschied ich mich dagegen. Stattdessen genossen wir das Essen am Buffet, bevor es dann wieder zurück an den Pool für eine erneute Schwimmlektion ging.img_8045

Für das Abendessen waren wir dann wieder am Strand, wo immer noch viele Menschen unterwegs waren. Die Bedienung war auch in diesem Restaurant nicht besser, wir mussten auch heute lange warten, bis wir bestellen und später zahlen konnten. Hier half auch der Bonus der Weissen nichts mehr. Aber das Essen war lecker!

Wir schlenderten den Ständen entlang, wie Touristen das abends hier in Goa machen. Die Verkäufer waren sich an (ausländische) Touristen gewöhnt. Sie boten mir einen überrissenen Preis für ein Souvenir und reduzierten nicht, als ich mich umdrehte und weg lief. In Chennai hätten sie den Preis reduziert. Ich war nicht bereit, mehr als das Doppelte des Wertes zu bezahlen.

 

Auf eine weitere erholsame Nacht folgte ein Morgen am Pool, mit Buch und Sonnenbrille, einfach herrlich! Gegen Mittag hiess es dann auschecken und wieder zurück nach Chennai fliegen. Ich hatte 4 erholsame Tage genossen, trotz Diwali waren es eher ruhige Tage. Vermutlich hätte es in Goa durchaus anders sein können, viel mehr Party und Drinks, aber so war es für mich passend.

 

Andere Länder, andere Sitten…

Am letzten Freitag Morgen teilte mir einer in unserem Team mit, dass er kündigt. Und ach ja, die neue Stelle werde er am darauf folgenden Montag antreten. Ich war erst mal sprachlos und wies dann erst mal meinen Kollegen an, die Arbeit dieses Mitarbeiters zu erfassen, so dass wir immerhin mal wussten, wo er stand, falls er wirklich nicht mehr auftauchte. Das Management im Büro und HR hier war in einer Ganztagesschulung auswärts, so dass ich mit anderen auf meiner Stufe sprach. Es wurde mir gesagt, dass grundsätzlich eine Kündigungsfrist von 2 Monaten besteht, die aber (in Absprache mit HR) auf 1 Monat reduziert werden kann. Nach vielen weiteren Diskussionen wurde dann entschieden, dass der Mitarbeiter uns wirklich noch am gleichen Tag verliess, aber dafür kein Arbeitszeugnis erhalten soll. So geht das.

mallAm Wochenende war ich mal wieder im Spar (wie bei uns, vergleichbar mit Migros/Coop) einkaufen. Dort finde ich immer lustige Shirts für meine Patenkinder und deren Geschwister, sowie alles was ich sonst noch brauchen könnte. An der Kasse wird jeder Artikel einzeln gescannt, dann auf dem Bildschirm kontrolliert dass es der richtige ist, notfalls einige Male auf der Tastatur rumgedrückt und dann zur Seite gelegt. Manchmal wird auch noch geschaut, was denn eingekauft wird (nicht nur, was die Weisse einkauft). Genau, das Ganze geht eine ganze Weile. Für meine 20 Artikel ging das so etwa 10 Minuten. Immerhin habe ich hier nie das Problem, dass ich noch beim Einpacken bin, während ich scmall2hon nach Geld gefragt werde. Im Gegenteil, ich kann gemütlich alles zusammenlegen und richtig einpacken.
Kaum war ich fertig umd hatte bezahlt, sagt die Kassiererin zu mir “Customer Service”. Nicht “Würden Sie bitte dem netten Herrn neben mir zum Kundendienst folgen”. Auf meine Frage weshalb, erhielt ich wieder eine kurze Antwort: “free gift”. Da war ich ja mal gespannt. Ich hatte für mehr als 1500 Rupien (ca. 22 CHF) eingekauft, das berechtigte heute zu einem Geschenk. Einer begleitete mich also zum Kundendienst, an der ganzen Schlange von 5 Inderinnen vorbei und ein anderer sah sich sofort meine Quittung an, während der erste stolz auf einen Stapel Boxen zeigte, “free gift”. Eine Schachtel mit 6 Gläsern und einem Krug war also mein Geschenk. Nach weiterem Warten hatte ich noch einen Plastiksack dazu für 5 Rupien (7 Rappen – das finde ich mal eine gute Idee!).
Einmal mehr (schon länger nicht mehr) ging ich ins Kino. Ticket online lösen ist kein Problem mehr, dank lokaler Bankkarte. Die Bestätigung kommt per SMS und durch Zeigen der SMS komme ich in den Kinosaal. Auch wenn ich die SMS weiterleite, kann der andere in den Raum. Gescannt wird nichts, ich erhalte nur noch ein pro forma Papierticket. Es birgt grosses Potenzial für Betrügereien, aber da die Filme meist eh sehr gut besucht bis ausverkauft sind, versucht es wohl niemand.
Meiner Meinung nach gibt es viele Gründe, dass es so viele Leute im Kino hat. Draussen ist die Temperatur oft zu hoch, um etwas Sinnvolles zu machen (ausser jetzt im Winter, da ist es angehehme 32 Grad). Die Kinopreise in Tamil Nadu sind gesetzlich festgelegt auf 120 Rupien, wobei ich meist nochmals 30 für die online Buchung bezahle, also insgesamt ca. 2.20 CHF. Ausserdem sind im Kino alle Altersklassen vertreten, von Säuglingen (auch in Spätvorstellungen) bis zu vermutlich Pensionierten. Ich habe allgemein festgestellt, dass die Alten hier aktiver sind, sie sitzen immer noch auf Motorrädern oder auf der Ladefläche, vermutlich mangels Alternativen.
Meine Motivation ins Kino zu gehen ist auch das Ambiente, wenn das Publikum mal wieder lauthals mitfiebert, applaudiert und johlt.
img_7971bEndlich hatte ich es mal geschafft, war am Sonntag Morgen früh aufgestanden und war vor Sonnenaufgang am Strand. Ich hatte mir eine Joggingrunde zurecht gelegt, damit ich endlich mal wieder draussen rennen kann (die Motivation für ein richtiges Laufbandtraining fehlt mir immer noch). Es war mal wieder ein Autofreier Sonntag (oder sah es jeden Sonntag Morgen so aus? – Vielleicht finde ich die Antwort dazu noch :-)), das heisst die ganze Strandpromenade war blockiert und viele Menschen spazierten und rannten umher. Ich gesellte mich dazu, rannte vom oberen zum unteren Ende des Strandes, dann in die Seitenstrasse und auf der grösseren Hauptstrasse wieder zurück, um dann oben am Strand einen kleinen Wald zu durchqueren. Dort fehlte mir dann die Orientierung, so dass ich auf einer stark befahrenen Strasse landete, aber schlussendlich fand ich den Weg zurück problemlos. Meistens war ich auf einer Art Trottoir, nur dass dies auf gleicher Höhe wie die Strasse lag, lediglich durch eine Markierung abgegrenzt (was hier niemanden von irgendetwas abhält). Viele andere Läufer waren unterwegs, dies war einer der Gründe, dass ich dieses Quartier ausgesucht hatte. Nur zwei überholten mich, alle anderen kamen mir entgegen. Ob ich da etwas falsch verstanden habe? Sie lächelten mir zu und zwar endlich mal auf gefühlter gleicher Ebene. Ich fühlte mich nicht mehr als Fremde/Weisse begutachtet, sondern eine von ihnen betrachtet, eine Sportlerin. Ob Einbildung oder nicht, es tat auf jeden Fall gut und ich genoss es sehr! Die Temperatur war unter dem bewölkten Himmel gut unter 30 Grad, es war nicht übermässig heiss wie die letzten Male, aber das war jeweils auch ein Wettkampf.img_7970b
Zurück am Strand spazierte ich die letzten Meter, um mich wieder abzukühlen und den Schweiss trocknen zu lassen. Ich beobachtete die Trommelspieler, Seilzieher, Volleyball-, Cricket- und Fussballspieler und amüsierte mich über die mit dem übergrossen Würfel beim Leiterspiel. Sehr viele Leute waren an der Strandpromenade und am Strand selber, dabei war es noch nicht einmal 7 Uhr. Es gab sogar einen Stand der Chennai Runners, wo sie Wasser und Bananen anboten. Als sie dann aber den Beginn der Zumbalektion ankündigten, machte ich mich schnell auf den Heimweg.
So richtig im Sportmodus angekommen, absolvierte ich noch ein gutes Training im Pool. Als ich fertig war, kam eine Inderin ins Wasser, gegensätzlicher hätte es kaum sein können. Ich in meinem Sportbikini, sie in langärmligen Schwimmanzug mit langen Beinen. Aber sie hatte Spass und das ist es worauf es ankommt!
img_7974Am Nachmittag besuchte ich das Ciclo Cafe in der Umgebung, wo es auch Fahrräder zu kaufen und mieten gibt. Sie hatten einige schöne Rennräder, aber leider war nur ein (langweiliges) Fahrrad zur Miete, die anderen zu einem stolzen Preis zu verkaufen. Ich werde mich also weiter umschauen müssen bis zum Chennai Triathlon….
Wir hatten zu einem neuen Fahrdienst m Büro gewechselt. Jeden Abend werden wir von einem (anderen) Fahrer abgeholt und nach Hause gebracht. Leider klappte es mit den neuen Fahrern nicht immer wie gewünscht. Sie fanden manchmal nicht einmal den Weg aus der Tiefgarage (und da kann ich echt nicht helfen!). Spannend fand ich, dass sie mich plötzlich nach einer Woche anriefen um zu fragen, ob ich gut abgeholt worden sei. Etwas erstaunt erkundigte ich mich nach dem Grund des Anrufs. Die Antwort war dann doch eher amüsant (für unsere Verhältnisse): Da ich als Frau alleine reise, wollten sie sicherstellen, sweetsdass es mit den männlichen Fahrern keine Probleme gibt. Ich teilte ihnen dann mit, dass ich nicht alleine reise und sowieso gut auf mich aufpassen kann.
Diwali ist das indische Lichterfest, das von der Grösse her mit unseren Weihnachten verglichen werden kann. Im Büro gab es Süssigkeiten für alle sowie eine einstündige Disco in der Kantine mit sehr lauter Musik. Ich genoss die Süssigkeiten, gesellte mich zum stark vertretenen Schweizer Team in die Tanzrunde und bewegte mich zu Hindi und Tamil Musik. Tanzen können sie, die Inder!
Wir haben nun 4 Tage Wochenende, dabei wird es wohl sehr viel Feuerwerk und Festlichkeiten geben. Dazu vielleicht mehr im nächsten Beitrag….. Bis dahin:
Happy Diwali!
diwali

Ein erholsamer Tag an den Tada Falls

Nach einer kurzen Woche ohne grosse Neuigkeiten (ich erspare Euch die erneuten Probleme mit Vodafone…) fuhren wir am frühen Sonntagmorgen zu viert in den Norden. Wir kamen in den Staat Andhra Pradesh, von dem ich bisher nur wusste, dass das Essen scharf war (für indische Verhältnisse). Geplant war ein Besuch der Tada Wasserfälle und des Pulicat Sees.

img_7950Bereits nach sehr wenigen Kilometern erkundigte sich Arun nach dem Frühstück, meine Gipfeli, die ich im Restaurant mitgenommen hatte, waren wohl zu wenig. So hielten wir in einem lokalen Restaurant und genossen indisches Frühstück, riesig, ölig, aber lecker.

Über ungeteerte Wege mit vielen Schlaglöchern erreichten wir den Parkplatz. Für 200 Rupien (CHF 3) und mit der Bestätigung, dass wir keinen Alkohol bei uns hatten, durften wir loslaufen in Richtung Wasserfall. Schon auf der ersten Brücke kam uns ein Affe entgegen.Ich wartete geduldig, bis er die Brücke überquert hatte, bis ich mich auf ebendiese traute. Mir wurde immer wieder gesagt, wie gefährlich diese Affen sein können, wobei das Klauen noch das Geringste sein soll.dsc08708

Wir spazierten dem kleinen Fluss entlang, überquerten diesen über einige Steine, folgtem einem Weg in der prallen Sonne und kamen immer wieder an kleinen Becken vorbei, wo immer mal wieder andere Besucher badeten, hauptsächlich männliche Inder. Niemand konnte uns genau sagen, wo die Wasserfälle sind und ob da überhaupt Wasser ist. Irgendwann hatten wir einen Pool gefunden, der uns gefiel und dort liessen wir uns nieder. Ich hatte mich schon so sehr an Indien gewöhnt, dass ich davon ausgegangen bin, dass das Wasser dreckig ist und eh niemand ins Wasser geht. Falsch geplant, aber wir sind ja alle spontan. Anders als in der Schweiz, aber wir fanden auch hier eine Lösung. Die Männer badeten in Shorts, Kaavya und ich mit den Kleidern (bei diesen Temperaturen trocknete alles schnell!). Die Wassertemperatur war traumhaft, wir genossen das Bad lange, immer ein Auge auf unsere Sachen und allfällige Affen in der Nähe.

dsc08711 img_7953

Leider kamen immer mehr andere Besucher und so entschieden wir uns aufzubrdsc08718echen, wir hatten ja noch mehr Pläne für den Rest des Tages. Navin rutschte auf einem Stein aus, so dass schlussendlich doch noch alle Kleider nass waren, aber auch die waren in den warmen Temperaturen schnell wieder getrocknet. Auf dem Rückweg wollte dann doch noch einer ein Foto von/mit mir; ich versteckte mich zwischen meinen indischen Freunden und wir liefen so weiter. Ich bin ja auch “nur” ein Mensch!

Wir gönnten uns ein sehr leckeres indisches Essen mit einem gut gefüllten Tisch, ich genoss es sehr! Leider war dann die Zeit doch etwas zu knapp, wir hatten den ersten Teil des Programms zu sehr genossen, so dass wir den zweiten Teil (Boot fahren auf und Vögel beobachten dem Pulicatsee) auf einen anderen Tag und so kehrten wir nach Chennai zurück.

img_7954Am Besant Nagar Strand streckte ich meine Füsse ins Meer, liess die Wellen meine Füsse umspielen und sah den Kindern im Wasser beim Spielen zu. Als Snack assen wir Mais, frisch gebraten auf einem Feuer in einer grossen Dose; von diesen Ständen gab es Dutzende am Strand, überall sprühten Funken, was im Eindunkeln sehr interessant aussah! Müde, erschöpft, aber gut gelaunt und erholt kehrte ich nach Hause zurück.

 

 

 

 

fullsizerender

Wochenende in Delhi/Agra

(Freitag 7. Oktober bis Dienstag 11. Oktober 2016)

Endlich war es Freitag Mittag und Flo und ich verliessen das Büro in Richtung Flughafen. Mein Magen schien sich erholt zu haben, ich war hungrig und Subway servierte ein leckeres Sandwich. Mit obligater Verspätung von über einer halben Stunde hoben wir ab, diesmal waren sogar andere Bleichgesichter an Bord.

In Delhi dauerte es eine halbe Stunde, bis wir unseren Uberfahrer gefunden hatten. Mein Hindi ist gar nicht für Uberfahrten trainiert:-) Schlussendlich erreichten wir das Hotel, gönnten uns eine schnelle Pizza im Einkaufszentrum nebenan und waren froh, dass wir im Hilton in Chennai wohnen, das uns doch besser gefiel.

 

00-india-gateDer Guide für den heutigen Tag war schon vor 7 Uhr bereit, obwohl wir immer gesagt haben, dass wir um 8 Uhr los wollen, aber auf uns hört ja niemand. Er brachte uns zum India Gate, einem Monument zur Erinnerung an die im Kriege Gefallenen. Nach obligaten Fotos (ja, wieder mit Fremden) und ausnahmsweise Einkäufen auf der Strasse sahen wir eine Parade vor dem Haus des Präsidenten, mit Musik die mich an Fasnacht erinnerte.1a-gurudwana

Der nächste Stopp war Gurudwara Bangla Sahib, ein Sikh Tempel, wo Bedürftige gratis Essen erhalten, hier ca. 25’000 Personen pro Tag. Im Inneren war alles mit Gold verziehrt, laut wurde aus dem heiligen Buch gelesen und die Menschen sassen stumm oder 1b-gurudwanamitbetend unter vielen Ventilatoren. Draussen lag ein eher dreckiger Tümpel mit grossen sichtbaren und angeblich noch grösseren unsichtbaren Fischen, ab und zu sollen Menschen sogar darin baden. Wir besichtigten die Küche, wo jede(r) Freiwillige mithelfen kann, verschiedene Brote zu backen oder Gemüse und Linsen für die Hungrigen zu kochen. Sehr spannend fand ich die automatische Brotbackmaschine, die den Teig teilte, über verschiedene Stationen flach ausrollte und anschliessend durch den heissen Ofen führte.

 

1d-gurudwana1c-gurudwana

 

 

Wir hatten nach einem Markt gefragt, der Guide führte uns aber in einen Laden, der alle möglichen Souvenirs von Schmuck über Teppich und Schals zu Statuen und anderen Staubfängern auf vier Stockwerken anbietet. Immerhin war die Temperatur angenehm, aber wir wollten einen richtigen Markt sehen. Auch hier führte uns der Guide nicht zum richtigen Markt, sondern eher eilig um den herum zum einzigen Shop mit allen Touristen. Mir ging es darum, die aufgeschichteten Gewürze zu sehen, einkaufen konnte ich das selbe im Supermarkt in Chennai. Schade, aber der Guide hatte nichts gelernt und führte uns in ein Restaurant, in dem alle Gäste weiss waren. Ich hatte noch nie so viele Weisse gesehen seit ich in Indien bin! Das Restaurant war ausgebucht, in der Alternative hatte es immerhin einige Inländer. Mein Essen war ausgezeichnet, bei Flo hatten sie es trotz mehrmaligem Betonen, keine Gewürze (“zero spice”) zu verwenden geschafft, Randen- und weiteres Gemüseplätzchen zu scharf zu kochen. Schade.

4-lotusWir überredeten den Guide, uns den Lotustempel zu zeigen. Er versuchte sich zu drücken und wies auf die Schlange vor dem Eingang hin, alles Inder. Innert 5 Minuten waren wir jedoch auf dem Areal und genossen das schöne Bauwerk, das von aussen einer Lotusblume gleicht. Rundherum waren Pools angelegt, das blaue Wasser sah sehr gut aus mit dem Weiss des Gebäudes. Wir verzichteten auf das Anstehen um hineinzugehen, zwangen aber den Guide zu Geduld mit eigenen Fotos und Posieren mit einer Gruppe Jungs.

Vermutlich glücklich, uns loszusein, setzte er uns am Hotel wieder ab.

Wir gönnten uns eine kurze Erholung mit einem Spaziergang durch das Einkaufszentrum neben dem Hotel und waren bald darauf wieder unterwegs. Das Abendprogramm heute war eine Bollywoodshow im Unterhaltungspark Kingdom of Dreams, das uns auch tatsächlich gut gefallen hat. Die Geschichte um einen Zigeunerprinzen war eine Mischung aus Tanz, Gesang und Dialogen, wobei die Schauspieler nicht immer dem (ins englische übersetzte Skript in unserem Kopfhörer) folgten.

 

Der Sonntag begann, wie ein Sonntag beginnen soll: mit Ausschlafen. Mit einem Uber fuhren wir zu Akshardham, einem kulturellen Komplex, der uns von vielen empfohlen wurde. Draussen mussten wir alles ausser Wasser und Geld abgeben, weder Kamera, noch Mobile oder Tasche durfte mitgenommen werden. Ich entschied mich glücklicherweise gegen einen Schmuggelversuch, die Kontrollen hier sind strenger als am Flughafen. Drinnen zeigten sich prachtvoll verzierte Gebäude, die wir ohne Fotos genossen. In einem der Tempel wohnten wir einer Prozedur bei, sprachen dem Priester unbekannte Worte und Gebete nach und wünschten uns etwas, während wir Wasser über die goldene Statue von Abhishek gossen. Für die getätigte Spende erhielten wir am Ausgang Süssigkeiten. Wie gesagt, leider keine Fotos, nur von der Broschüre oder unter http://akshardham.com/img_7948

Für den Heimweg hatten wir wieder ein Uber bestellt, aber er sprach kein Wort Englisch und hatte keine Ahnung wohin wir wollten. Er fixierte sein Telefon mit beiden Händen am Halter, während das Auto über drei Spuren rollte. Als die Polizei ihn stoppte, übergab er einige Dokumente, sprach mehr unverständliches Hindi mit uns und fuhr dann einfach weiter, “duplicate papers” murmelnd. Obwohl ich ihm mein Telefon als Navigationshilfe gegeben hatte, fand er den Weg überhaupt nicht und liess uns am falschen Einkaufszentrum aussteigen. Wir waren froh, ohne Unfall angehalten zu haben und suchten uns ein neues Taxi. (Uber reagierte prompt und erstattete mir den gesamten Preis zurück aufgrund meiner Mitteilung).

Zurück beim Hotel genoss ich einige Zeit am Pool, bevor wir wieder mit einem Uber an den Bahnhof gingen. Auch das war wieder eine spannende Geschichte, aber wir konnten den Fahrer mit INR 100 (CHF 1.50) „bestechen“, dass er unsere nicht korrekt bestellte Fahrt doch ausführte.

5-train-to-agraDer Bahnhof war einfacher verständlich als ich befürchtet hatte. Wir fanden den Zug und bald darauf unsere Sitz-/Liegeplätze. Die ganze Zeit liefen Männer umher und verkauften Wasser, Tee, Schokolade, Tomatensuppe, Spielkarten, was immer das Herz der Zugreisenden begehrt. Der Kontrolleur wollte unsere Tickets nicht sehen, die fremden Namen auf seiner Liste waren wohl passend genug zu den weissen Gesichtern.

In Agra angekommen wurden wir von so vielen Chauffeuren belagert, dass mir unwohl wurde. Leider schien Uber nicht bis hier hin gekommen zu sein, also blieb uns nichts anderes übrig, als ein solches Taxi zu mieten. Mit viel Geplauder durch den Fahrer kamen wir aber unversehrt im Hotel an. Die hatten aber wohl im Englischunterricht gefehlt, denn als wir Kaffeebecher bestellten brachten sie uns Wasser, als ich wegen der Steckdose nachfragte, kam ein IT Typ für den Fernseher vorbei. Aber immerhin konnten wir den Taj Mahal bereits als Schatten am Horizont ausmachen.

 

6a-tajDen Taj Mahal muss man bei Sonnenaufgang gesehen haben, wurde uns mehrfach gesagt. So hiess es am Montag sehr früh aufstehen, mit einer Rikshaw zum Taj, mit Touristen für ein Ticket anstehen und mit einer Velorikshaw zum Eingang des Taj, wo noch mehr Touristen bereits anstanden. Einerseits war der Himmel nicht wolkenlos, andererseits hatte es zu viele Touristen, als dass der Sonnenaufgang wirklich etwas Spezielles ist hier. Aber trotzdem ist es sehr eindrücklich, eines der sieben Weltwunder so nah zu sehen, nachdem ich es überall auf Bildern gesehen hatte. Ich spielte auch Tourist, machte unzählige Bilder und spazierte umher.

 

6b-taj6c-taj-walkway 6d-mausoleum

Im Innern des Taj Mahal ist das Grab der Geliebten des Königs, deshalb ein Schild, das um Ruhe bittet. Den grössten Lärm machten jedoch die Aufseher, die mit Pfeifen allfällig langsame Besucher zur Eile drängten. Schade, dass die Stimmung so eher vermiest wurde.

Wir frühstückten europäisch in einem Hotel und weiter ging es mit der nächsten Rikshaw zum Agra Fort. Der Fahrer wollte auf uns warten, obwohl wir ihm nichts versprechen wollten.

7d-fort-manu7c-manu-squirrelIm Fort hatte es wieder mehr indische Touristen, auch eine Schulklasse die auch wieder Fotos mit Weissen machen wollte. Wir sahen den Taj Mahal aus verschiedenen Blickwinkeln, schlichen durch die verschiedenen Gewölbe und spielten mit den vielen Eichhörnchen, bis wir dann mal genug hatten.

 

7-agra-fort

img_0793Draussen wartete der Rikshaw-Fahrer auf uns und brachte uns zum Hotel zurück. Dort durfte ich eine Runde mit der Rikshaw drehen, es war ähnlich eine alte Vespa, von der Schaltung her. Es machte viel Spass und ich wäre gerne noch etwas weiter gefahren, aber wir waren ja bereits angekommen. Da der Zug erst am Abend wieder zurück nach Delhi ging, assen wir im Hotel zu Mittag und genossen die Sonne am Pool dösend. Der Bahnhof und der entsprechende Zug war schnell gefunden. Im Schnellzug hatte es keine Liegewagen, aber unsere Sitze waren sehr bequem und das Personal verteilte Wasser, Saft, ein vollwertiges Essen und anschliessend sogar noch Glace. Ich war überrascht!

 

Der Weg zurück ins Hotel war diesmal einfach und wir begannen uns Gedanken zu machen, was wir denn am Dienstag noch machen können.

 

Wie sich herausstellte, war Dienstg ein nationaler Feiertag (nicht nur lokal in Chennai), das heisst auch hier was alles geschlossen. Alle unsere Pläne wurden so zunichte gemacht und wir beide hatten keine Lust, ein Grab oder eine Säule anzuschauen, so blieben wir stattdessen im Hotel. Leider hatte jemand die glorreiche Idee, den Pool an einem Feiertag zu renovieren, so blieb uns nichts anderes übrig als im Einkaufszentrum nebenan ins Kino zu gehen. Wir wurden gut unterhalten mit der Königin von Katwa!

Am späteren Nachmittag verliessen wir das Hotel, fanden mit einem Uber-Fahrer im zweiten Anlauf den richtigen Eingang des Flughafens und kamen problemlos wieder in Chennai an. Es war gut, wieder zu Hause zu sein!

 

dsc08618

 

Strand, Miot, Geburtstag und Parry’s Corner

2016-09-21-photo-00000052b  Sport am Strand, das wollte ich schon lange mal wieder machen, da kam die Einladung zu einem Core Training am Sonntagmorgen gerade richtig. Flo und ich erreichten Elliot Beach kurz vor 6 Uhr und fanden die Gruppe für das Training. Ähnlich wie Slow-up in der Schweiz gab es auch in Chennai “car free Sundays”, wie an diesem Tag. Wir hatten vorsorglicherweise Badetücher mitgebracht, aber die Übungen bestanden viel aus Herumlaufen und -springen, so liessen wir die Tücher in der Tasche. Wir rannten, sprangen, bückten uns und machten Liegestützen auf dem nackten Teer. Am Ende gab es noch eine Art Stafette mit verschiedenen Teams und ich war erstaunt, wie schlecht sich einige Menschen im Spinnen- oder Krabbenstil (d.h. auf allen Vieren) fortbewegen können. Egal, wir hatten Spass bis uns die Hände (und Muskeln) weh taten. Die Temperaturen waren frühmorgens noch nicht sehr hoch, die vielen Wolken und der leichte Wi2016-09-21-photo-00000053bnd halfen ebenfalls zur Kühlung. Wie typisch in Indien musste das Ganze auch fotografisch dokumentiert werden, aber Flo und ich hatten nach 10 Minuten Fotos (für 70 Minuten Sport) genug und genossen einen kurzen Spaziergang zum/ins Wasser.

Zurück im Hotel wollte auch mein Telefon eine Abkühlung und folgte mir in den Pool. Schade, trotz versuchter Rettung im Reisbeutel konnte ich es nicht mehr zum Leben erwecken…

 

2016-09-21-photo-00000054bSeit dem Hochzeit in Srirangam hatte Flo Probleme mit dem Magen, nach drei Wochen entschied sie sich, einen Arzt aufzusuchen. Wir waren also einmal mehr auf dem Weg zum Miot Hospital. Die hatten in der Zwischenzeit ihre Regeln geändert und wir mussten erst mal ca. 20 Minuten warten, bis sie herausgefunden hatten, ob sie Flo mit einem Business Visum behandeln dürfen. Sie durften. Bei der Anmeldung waren sie dann aber doch nicht so konzentriert, denn Flo wurde als Mann registriert….

Nach weiteren 20 Minuten hatte auch die Ärztin Zeit, sich den Magen anzuschauen und schickte Flo weiter in den Ultraschall, zur Sicherheit. Nach der Angabe, sie sei unverheiratet, wurde Flo auch nicht nach einer möglichen Schwangerschaft gefragt, wieso denn auch. Aber sie wurde erst mal wieder weggeschickt, weil wir in den Ultraschall-Raum für Frauen kamen und auf dem Formular stand, dass sie ein Mann ist. Kompliziert. Ihr war eine Art Eskort zugeteilt worden, er klärte alles mit dem Personal und den Ärzten und wich kaum von ihrer Seite. Ich liess die beiden für den Untersuch und besorgte in der Zwischenzeit die Medikamente. Aber der Untersuch musste wegen eines Fehlers wiederholt werden und da entschied ich mich, ins Büro zu gehen. Flo kam dann einige Zeit später nach, der Untersuch war nachgeholt worden und sie hatte ebenfalls einen netten Bericht der Ärztin vorzuweisen. Bei meinem stand damals “well built lady”, bei ihr stand “normal buildt” (für die, die Flo nicht kennen: Sie wiegt einiges weniger als ich!). Ob es da eine Rolle spielt, dass mein Bericht von einem Mann geschrieben wurde, ihrer von einer Frau? Egal, wir amüsierten uns gut! Es ist vermutlich “nur” eine Entzündung, sollte also bald besser werden!

Normalerweise feiere ich meinen Geburtstag nicht, aber hier konnte ich fast nicht anders, aber auf das, was an diesem Tag kommen sollte, hatte ich mich nicht eingestellt!

2016-09-23-photo-00000019Bevor ich am Tisch sass, hatte mir schon die Hälfte der Restaurantangestellten gratuliert. Nach meinem ordentlichen Frühstück wurden mir Pancakes mit Bananen und Nutella serviert. Als ich noch mittendrin war, kamen sie mit einer Torte, Kerzen und einer “Verkleidung”. Logischerweise musste ich die Torte anschneiden und ein Stück probieren. Ich war satt bis obenhin! Beim Lift gratulierte mir sogar ein Gast, mit dem ich schon mal im Fitnessraum gesprochen hatte. Anscheinend hatte die ganze Aktion viel Aufmerksamkeit erregt…img_7821

Da wir jeweils immer früh im Büro sind, konnte niemand meinen Tisch dekorieren. Aber während dem ganzen Tag kamen immer wieder Leute aus meinen und anderen Teams vorbei und wünschten mir alles Gute (facebook weiss alles), verstecken ging gar nicht. Kurz vor Feierabend kam dann noch das Schweizer Tax Team zusammen für den Rest des morgenlichen Kuchens. Zum Glück, ich hätte den nicht alleine essen können, viel zu süss für mehr als ein Stück!

Die Angestellten an der Rezeption warteten mit einem Geschenk und einem weiteren Kuchen, da sie am Morgen nicht mit mir feiern konnten, da das Team im Restaurant dies bereits gemacht hatte. Das Geschenk war ein Teebecher, da ich mich erkundigt habe, wo ich am besten einen neuen kaufen könne, da meiner nicht mehr dicht ist. Sehr aufmerksam!

Zurück bei meinem Zimmer musste ich schon draussen schmunzeln, Blumen an der Türe. Drinnen verschlug es mir die Sprache! Blumen und Luftballons überall und eine Tüchertorte und Glückwünsche auf dem Bett. Sie hatten sich echt ins Zeug gelegt! Später sagten sie mir, dass sie extra nur blaue Ballons verwendet hatten, weil das ja meine Lieblingsfarbe sei. Ich überlege immer noch, woher sie so etwas wissen könnten!

2016-09-24-photo-00000098Nach und nach trudelten einige Freunde im Hotel ein, ich hatte eine Ecke in der Q Bar auf der Dachterrasse reserviert, an einem Freitagabend eine gefragte Ecke. Auch hier war das ganze Personal informiert und wünschte mir “many happy returns of the day”. Sie hatten zwar meine Gästeliste verloren und die Reservation nicht in der Ecke gemacht, die ich angefragt und zweimal bestätigt erhalten habe, aber wir sassen dann doch in unserer Ecke. Nach vielem leckeren Essen brachten sie noch den Kuchen, den ich bestellt hatte. Ausdrücklich ohne Widmung, dafür liessen sie die Schokolade mit brennendem Hochprozentigen schmelzen.

Ach ja, ich hatte mal darum gebeten, dass sie mich nicht mit “Mam”, sondern mit “Manu” ansprechen. Das klappte meistens auch gut. Nun hatte ich aber herausgefunden, dass mein Spitzname bei einigen “Vegi” ist, da es hier ungewohnt ist, dass Ausländer auch Vegetarier sind. Und ich kämpfe immer noch darum, all die Namen der Angestellten zu lernen und richtig auszusprechen 😛

Am Samstag wollte ich an eine Panjabi Hochzeit in Chennai. Gemäss Facebook und Email Einladung sollte diese img_7829bum 10 Uhr morgens starten. Wir waren etwas zu spät da, aber es war alles noch verlassen, nur 5 Personen von EY und einige Helfer waren da. Wir setzten uns in die Halle, schön brav nach Männlein und Weiblein getrennt, während vorne erst gesungen, später in Panjabi gepredigt wurde. Nichts für mich, auch die anderen hatten bald mal genug und wir gingen wieder nach draussen. Als das Brautpaar auch 1.5 Stunden später noch nicht eingetroffen war, verabschiedeten wir uns, nur um beim Weggehen noch einen kurzen Blick auf die beiden zu werfen. Die ganze Zeremonie schien eher schlicht zu sein und wir wollten nicht mehr warten. Vielleicht ergibt sich ja nochmals eine Gelegenheit, aber dank facebook kam ich dann doch noch zu einem Foto.

Am Sonntag Mittag besuchten wir Parry’s Corner, wo es enge Strassen hat, in denen alles mögliche verkauft wird, eine Strasse für Textilien, eine für Stahlwaren, Esswaren, Keramik, alles war irgendwie notwendig sein konnte. Nach einer guten Stunde in verschiedenen Shops mit kaum Englischkenntnissen in der Alltagshitze hatte ich genug und wir kehrten wieder zurück. Spannend war es trotzdem, zu sehen wie die Einheimischen einkaufen (die Einkaufszentren sind eher teuer), wie die Materialien hier gelagert werden, wie die Leute miteinander und mit Fremden umgehen. Ein kleiner Junge blieb mit grossen Augen stehen, als er uns sah. Ich musste mal wieder schmunzeln.

img_7843b img_7839b

Mittlerweile fällt es mir manchmal schwer, den Blog in deutsch zu schreiben, vor allem wenn ich inmitten von Englischsprechenden bin. Beim Sprechen fällt mir das Wechseln zwischen den Sprachen nicht schwer, momentan mit Flo und Robert sprechen wir ein Mix zwischen Englisch, Französisch und Deutsch (in dieser Reihenfolge). Als ich aber für einige Tage in der Schweiz war, fiel mir das konstante Deutsch dann doch schwer und ich hatte oft die englischen Worte im Kopf. Mit der Geschwindigkeit bin ich auch schon fast auf dem gleichen Level wie im deutschen 🙂 Mal schauen, wie weit ich es noch in Tamil und Hindi bringe….

 

Eine Woche mit normalem Arbeiten folgte, die mit viel Müdigkeit und schlussendlich dem ganzen Wochenende und zwei weiteren Tagen im Bett endete; Entzündung der oberen Atemwege und Magenentzündung. Schade, dass der Arzt mir sagte, Joghurt und Milch seien sehr gut, aber als es mir nicht besser ging und ich dann mal Dr. Google fragte, erhielt ich einen anderen Bescheid. Und voilà, ohne Milch und Lassi (und mit Antibiotika) ging es mir dann schnell besser, endlich! Aber da musste ich durch, halte mich brav an meine “Diät”, so dass für das kommende Wochenende in Delhi und Agra alles klappt!

Ausgangssperre in Bangalore / Streik in Chennai

(Samstag 10. bis Samstag 17. September 2016)

 

Am frühen Samstag Morgen warteten wir im Flugzeug von Chennai nach Bangalore, das – wie uns am Abend vorher telefonisch verkündet wurde – 20 Minuten früher abheben sollte. Alle waren bereit, als der Pilot sich meldete, dass wir 45 Minuten warten müssen, weil der ganze Luftraum für die Ankunft des Präsidenten gesperrt werde. Trotzdem erreichten wir Bangalore dann zur ursprünglich angegebenen Zeit. So etwas passiert nur in Indien 🙂

img_7731b img_7737b Ein Fahrer erwartete uns und brachte uns ins Hotel. Nach einem Mittagessen sah ich endlich mal etwas mehr von Bangalore. Meistens war ich nur zum Arbeiten hier, nur einmal war ich tagsüber auf Touristentour. Heute spazierten wir durch den bekannten Lalbagh Park, ein normaler Park mit Bäumen, Blumen, Teichen und vielen Menschen. Ich genoss die herrlichen Temperaturen, die massiv unter denen von Chennai lagen. Wir konnten gemütlich draussen spazieren, ohne sofort zu schwitzen. Es war ca. 28 Grad (gefühlt und tatsächlich). In Chennai ist es jeweils wegen der Feuchtigkeit einige gefühlte Grad heisser. Im Park fragten mich zwei Mädchen nach einem Foto und sofort versammelte sich die gesamte Familie um mich herum. Schnell spazierten wir danach weiter, mir ist immer noch nicht wohl in meiner auffallenden Rolle.

Der nächste Stop war Brigade Road, eine Einkaufsmeile vor allem für Studenten. Da waren kleine Strassenläden wie auch bekannte Marken. Die Strasse war eher kurz, aber stark belebt mit jungen Indern und Ausländern. Alle schlenderten gemütlich durch die Strassen, niemand störte sich über zu heisse Temperaturen.

Zum Abendessen hatten wir uns mit einigen Freunden aus Bangalore verabredet, es gab img_7826bTischgrill und Bier à discretion, sehr lecker, sehr viel! Eigentlich wollten wir nach Hause laufen, bei diesen Temperaturen (ja, ich genoss es wirklich sehr!), aber nach 200m setzte starker Regen ein und wir schnappten uns eine Riksha.

Der Flug unserer Kollegen von Chennai am Abend war auch eher nass, das Wasser war sogar im Flugzeug drin zu sehen, aber dieses Problem war schnell “behoben”.

Mit einem grösseren Auto vor dem eigentlichen Verkehr erreichten wir am Sonntag zu viert den Banerghetta National Park und wurden sofort von einer Schulklasse belagert, die Dutzende (!!) Fotos von uns Weissen machten. Mir war dies eher unangenehm, meine zwei anderen weissen Kollegen hatten das noch nicht so oft gesehen und genossen diese Aufmerksamkeit. Trotzdem war uns allen nicht klar, was mit diesen Bildern danach geschieht….

Der Park und auch die Safari waren empfehlenswert, aber die Zustände in den Käfigen im Zoo stimmten mich nachdenklich. Die Tiere in Zürich haben klar die besseren Gehege und Behandlung. Hier waren immerhin Renovationen im Gange, es besteht also noch Hoffnung.

img_7775b img_7757b

Den Rest des Tages verbrachten wir mit Essen und Faulenzen am Pool bei angenehmen Temperaturen, gefolgt von einem absolut leckeren Essen bei meinem Lieblingssushikoch!

Montag war dann wieder Büro angesagt, wieder einige bekannte Gesichter, viel Neues, zu Planen, zum Umsetzen – kurz: viel (neue) Arbeit. Mitten am Tag wurde dann das Urteil in einem länger andauernden Streit zwischen Karnataka (Staat von Bangalore) und Tamil Nadu (Staat von Chennai) bekannt gegeben und wir mussten um 17 Uhr fluchtartig das Gebäude img_7795bverlassen. Auf den Strassen sahen wir schon Überreste von verbrannten Reifen und Massenansammlungen, die den Verkehr blockierten. Die meisten Läden waren bereits geschlossen. Kaum zu Hause im Hotel zeigten die Nachrichten, dass in Bangalore Busse eines Tamils angezündet wurden und wie Autos mit Tamil Nadu Kennzeichen attackiert wurden. Es wurde Sektion 144 ausgerufen, Ausgangssperre, Schliessung der Geschäfte, Ansammlungen von mehr als 4 Personen waren verboten, die Polizei patroullierte und auch die Armee wurde zur Hilfe gerufen. Es sah schlimm aus im TV und mit dem Wissen, dass es nur wenige Kilometer von mir entfernt ist, war es noch extremer. Wie erwartet kam dann noch eine Email, dass unser Büro (wie viele andere auch sowie Schulen etc.) am nächsten Tag geschlossen bleiben. Mehr konnten wir heute nicht mehr in Erfahrung bringen.


Die Gründe für die Ausschreitungen sind in etwa folgende (bitte nicht darauf behaften! Was ich hier schreibe, ist was ich von Kollegen, TV und Zeitungsberichten erfahren habe und ist nicht verifiziert!)

Der Fluss Cauvery fliesst von Karnataka nach Tamil Nadu und dort ins Meer. Vor allem in den Sommermonaten führt er jedoch sehr wenig Wasser. Die Bauern in Karnataka und auch in Chennai leben vom Fluss, das heisst sie beziehen ihr Trinkwasser sowie Wasser für die Tiere und auch für ihre Felder vom Fluss. In der Trockenzeit, wenn kaum Wasser da ist, streiten die Bauern seit über 100 Jahren, wieviel Wasser noch im Fluss sein muss, wenn er nach Tamil Nadu fliesst.

Ein Gericht hatte kürzlich beschlossen, dass diese Menge bei 15‘000 Cusec (cubic feet per second / 28.317 Liter pro Sekunde) festgesetzt wird. Die Menschen in Karnataka waren damit nicht einverstanden und haben das Urteil an ein höheres Gericht weitergezogen, um die Menge auf 10‘000 zu reduzieren. Tamil Nadu hätte gerne 20‘000. Zu beachten ist, dass die Bauern in Karnataka kein Wasser für die Landwirtschaft (Felder und Tiere) haben, die Bauern in Tamil Nadu aber kein Trinkwasser haben gemäss der aktuellen Situation.

Diesen Montag kam dann das revidierte Urteil, wo eine Reduktion auf 12‘000 beschlossen wurde. Damit waren einige natürlich nicht einverstanden und so rief eine Partei ihre Anhänger auf, in den Strassen zu protestieren. (Wohlgemerkt: Es waren nicht die Bauern, die auf der Strasse protestierten)

Wir erhielten eine Email, dass die Situation unsicher ist und Autos mit Kennzeichen des anderen Staates nicht auf die Strassen sollten. Tatsächlich haben wir im TV Menschen gesehen, die in Bangalore Autos mit TN Kennzeichen umgeworfen, mit Steinen beworfen und zum Teil sogar angezündet hatten.

Im TV wurde auch gezeigt, dass die Chief Minister der beiden Staaten sich gegenseitig Briefe schrieben und die Sicherheit der Bewohner des anderen Staates im eigenen Staat garantierten. Ich sah aber keine Anzeichen, dass sich jemand von denen mit den anderen an einen Tisch setzen wollte. Bald hatten sich auch Berühmtheiten wie Filmstars via facebook eingeschaltet und um Ruhe gebeten. Mit solchen Aktionen lasse sich das Problem nicht lösen. Ebenfalls auf facebook kursierten Sprüche wie dass der Norden nun endlich mal merke, dass es im Süden auch mehr als einen Staat gebe (Man erinnere sich an die gleichen Sprüche, als Schweiz gegen Schweden im Eishockeyfinal spielte). Oder man soll, wenn auf der Strasse angesprochen, „Ariyilla chetta“ antworten, das heisst „Ich weiss nicht, Bruder“ auf Malayalam (aus dem Staate Kerala, der hier unbeteiligt ist); so bleibt man unbeteiligt und sicher. Tatsächlich hörte ich trotz den vielen Protesten nur von einem Todesopfer, einem Protestler, der von der Polizei erschossen wurde. Eine weitere Person wurde verletzt.

https://en.wikipedia.org/wiki/Kaveri_River_water_dispute


img_7806bDer Dienstag Morgen begann ruhig, die Strassen sahen leer aus, ab und zu hörte ich ein Militärflugzeug tief fliegen, alles in allem ruhig. Die Nachrichten wurden ruhiger, berichteten weniger reisserisch und gegen Mittag wechselte das Hauptthema von Bangalore zu Delhi. Trotz der Ankündigung, dass keine Taxis/Uber/Hotelfahrzeuge/Rikshaws fahren dürfen, schafften wir es irgendwie, einen Fahrer aufzutreiben, der uns am Abend an den Flughafen bringen kann, damit wir wie geplant zurück nach Hause fliegen können. Die Strassen waren so leer wie noch nie in Bangalore!

 

Nachdem die Menschen in Karnataka protestiert hatten, entschieden sich die Leute in Tamil Nadu zu streiken. So wurde am Donnerstag Mittag verkündet, dass die öffentlichen Verkehrsmittel und Taxis etc am Freitag während 12 Stunden nicht fahren und Läden geschlossen bleiben. Wir informierten das Team, dass sie entweder von zu Hause aus arbeiten, einen Tag frei nehmen oder am Samstag ins Büro kommen können. Erstaunlicherweise wollte niemand am Samstag kommen.
Da uns Coaches verboten wurde ins Büro zu kommen, bereiteten wir uns auf einen Tag Home Office (mit langsamem Serverzugriff!) vor. Auch das hat Vor- und Nachteile.
Die Vorsichtsmassnahmen in Bangalore, dass sich nicht mehr als 4 Personen versammeln dürfen (ist eh noch schwierig wenn überall Menschen sind!), wurde um eine Woche verlängert und es wurde geraten, auf (Auto-)Reisen in den anderen Staat zu verzichten. Ich glaube ich werde meine nächste Bangalorereise weit hinausschieben.

Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis da eine Lösung gefunden wird…

Hochzeit in Srirangam

(Freitag 2. bis Montag 5. September 2016)

Nach drei kurzen Tagen im Büro verliessen wir Chennai am Freitag Nachmittag zu viert plus Chauffeur in Richtung Süden. Krithika hatte zur Hochzeit eingeladen, das wollten wir uns nicht entgehen lassen! Florence und ich hatten beide eine Einkaufstour mit den Mädels vom Büro gemacht und waren kleidungstechnisch perfekt vorbereitet.

Ein Teestopp, ein Abendessen unterwegs und gute 6 Stunden später erreichten wir Srirangam und fragten uns zum Lokal durch, wo die Hochzeit stattfinden wird. Glücklicherweise sprechen Navin und vor allem Gayathri gut Tamil, so konnten wir uns auch mit Ayyannar, dem Fahrer, verständigen.

Einem Rollerfahrer folgend fanden wir unsere Unterkunft, eine leerstehende Wohnung, durch die Brautfamilie für uns gemietet. Helfer brachten Matratzen, Kissen und Decken für uns vier, der Fahrer übernachtete im Auto. Erschöpft fielen wir auf unsere Matten.

 

In Indien ist es normal, dass sich zum Teil die ganze Familie ein Schlafzimmer teilt, so mag es auch normal sein, dass die ganze Nacht ein Licht brennt. Flo und ich konnten da aber nicht sehr gut schlafen und setzten uns für die folgende Nacht gegen Gayathri durch. Auch mitternächtliches Telefonieren kam bei uns auf die No Go Liste 🙂

 

img_7688bZum Frühstück waren wir zurück in der Hochzeitshalle. Es schien, als ob jeder einfach vorbeikommen, sich an einen der langen Tische setzen und Essen erhalten kann. Bananenblätter lagen bereits auf dem Tisch. Kaum hatten wir uns gesetzt, kamen sie mit verschiedenen Körben, Töpfen und Bechern und füllten den leeren Platz auf dem Grün. Es war lecker, mindestens für mich, das meiste zu scharf für Flo (wieso kommt mir das bekannt vor?!). 2016-09-05-photo-00000013bWährend wir gemütlich assen, waren bereits Rituale im Gang, wo das Brautpaar auf der Bühne sass, diverse Priester im Singsang um sie herum, ebenso Familienmitglieder. Ich verstand nicht genau, was sich da abspielte, schaute aber ein paar Minuten zu. Nach einer Weile schien es für uns eher repetitiv zu werden, da wie die gesprochene Sprache (Sanskrit) sowieso nicht verstanden. So machten wir uns auf zum bekannten Srirangam Tempel. Dieser Komplex mit mehreren Gebäuden war leider nur teilweise für thumb_img_0189_1024bNicht-Hindus zugänglich. Wir genossen den Blick vom Dach eines Vorgebäudes und schlenderten um den eigentlichen Tempel herum, wo wir auf einen Elefanten trafen, der uns (gegen eine Spende von 10 Rupien) segnete. Die Farben der Kunstwerke waren leuchtend und eindrücklich im hellen Sonnenlicht, eine wahre Pracht. Sogar unser Fahrer, der uns sonst nur abends vom Büro ins Hotel brachte, schien die Abwechslung zu geniessen.

 

img_7658b img_7657b

Zurück beim Mandapam (so wird eine Hochzeitshalle hier genannt) war das Mittagessen im gleichen Stil bereit, ein thumb_img_0212_1024bSchmaus! Danach durften wir Mädels zum Henna malen, das angeblich nur 10 Minuten dauern soll. Mittlerweile ist mir klar, dass das niemals nur 10 Minuten gehen kann, aber die Planung lag nicht an mir. Die Jungs schliefen im Auto, während wir Mehendi auf die Hände erhielten. Die Künstlerin gab sich nicht solche Mühe wie beim letzten Hochzeitsfest (Sardarsahar in Rajastan im Norden, November 2014) und nach der Hälfte (3 von 6 Händen) ging sie in die Mittagspause. Wir genossen es trotzdem und verliessen die Lokalität vorsichtig, um ja nichts zu berühren. Henna muss 1-3 Stunden einwirken, bevor die Paste abgewaschen werden kann. Ungelenk legten wir uns zu Hause in die Betten und waren kurz darauf alle eingeschlafen, tief und fest.

Nach gefühlten Stunden war das Henna abgewaschen, wir eingekleidet in traditionelle Gewänder und wieder zurück auf dem Weg zum Ort des Geschehens. Mittlerweile hatte der Fahrer sich den kurzen Weg von der Wohnung zur Halle gemerkt und wir legten die Strecke in wenigen Minuten zurück. Schliesslich ist Srirangam nur eine sehr kleine Stadt, mit nur 181’000 Einwohnern.

img_0221bFür den Abendanlass hatte ich einen grünen Salwar gekauft mit den Mädels, Gayathri hatte noch dazu passenden Schmuck besorgt. Es war ungewohnt, aber wollten uns anpassen und dem Anlass entsprechend kleiden. Heute Abend war der offizielle Empfang, das heisst jeder kann dem Brautpaar gratulieren, Geschenke überreichen und selbstverständlich Fotos und Selfies machen. Das war für mich eher komisch, denn die beiden werden erst am nächsten Tag offiziell verheiratet. In einem Zwischenteil sang der Bräutigam seiner Zukünftigen ein Ständchen, er ist Vollzeitmusiker/-komponist.

thumb_img_0236_1024b img_7686b

Wir folgten dem Programm und genossen ein weiteres leckeres Essen unter dem Motto “wie esse ich mit den Händen in einem schicken Kleid ohne zu kleckern” (wir alle kennen Murphy’s Gesetz). Auch das klappte irgendwie und glücklicherweise waren wir zeitig wieder zu Hause, so konnte ich das Kleid ausziehen und wir ins Bett.

 

Der nächste Morgen begann früh, sehr früh. Der Wecker klingelte um 03:30 Uhr und wir merkten einmal mehr den kulturellen Unterschied. Die Reihenfolge für die Dusche macht natürlich wenig Sinn, wenn die erste Person 20 Minuten braucht, um sich mit Zähneputzen und Gesicht waschen auf die Dusche vorzubereiten. Mit 20 Minuten Verspätung waren wir dann alle bereit, Gayathri hatte uns Mädels den Saree gewickelt. Das Ritual hatte noch nicht begonnen, wir kamen also doch noch pünktlich nach indischen Standards.

img_0248b thumb_img_0333_1024bthumb_img_0281_1024

Am frühmorgendlichen Ritual macht sich der Bräutigam auf, auszuwandern um Priester zu werden. Der Brautvater hält ihn auf und bittet ihn, seine Tochter zu heiraten. So sehen es die traditionellen Rollenspiele vor.

Es gab einige weitere Rituale, wo Braut und Bräutigam sich gegenseitig Blumenkränze um den Hals hängen müssen, während der andere “versucht” sich zu wehren. Es gab viel zu sehen, einiges wurde mir erklärt, viel hab ich wieder vergessen, sorry. Es wurden Segnungen gesprochen, gesungen und symbolische Geschenke überreicht. Dazwischen wurde natürlich immer gequatscht und Fotos gemacht. Sogar Livevideos wurden in facebook gestellt. Für mich nicht immer einfach, denn was nicht in Saskrit war, war in Tamil. Nur wenn wir direkt angesprochen wurden, geschah dies meistens in Englisch. Mit meinen wenigen Sätzen in Tamil konnte ich wenigstens ab und zu jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubern (klingt bei mir vermutlich etwa so wie wenn ein Ausländer mit krassem Akzent versucht schweizerdeutsch zu sprechen).

Dann erfolgte der eigentliche Akt der Verheiratung: Krithika erhielt einen Saree von ihrem Mann und tauschte ihren, den sie von ihrer Familie erhalten hatte, gegen den der Schwiegerfamilie aus. Weitere Rituale, Segnungen und Traditionen folgten, die wir zu verstehen versuchten. Immer wieder wurden wir von anderen Gästen angesprochen, aber nur zweimal wurden wir um Fotos mit Fremden gebeten.

Nach einem weiteren leckeren Essen (ja, sehr wichtig! :-)) liessen wir uns zum Thanjavur Tempel bringen. Dieser liegt etwas weiter entfernt, aber lohnt sich auf jeden Fall! Viele grosse Tempelgebäude, zwischen denen wir selbstverständlich barfuss hindurch spazierten und dann kamen wir auf Ideen (siehe Fotos). Irgendwann bemerkte ich, dass uns noch einige andere fotografierten (ungefragt diesmal), dann stoppten wir unsere Fotosession.

thumb_img_0369_1024b thumb_img_0368_1024b thumb_img_0376_1024b

Am Abend war der Schlussteil der Hochzeit auf dem Plan, die spielerische Feier. Die Gäste sassen am Boden um das Brautpaar herum oder auf Stühlen etwas weiter ausserhalb des Kreises. Die Braut musste den Bräutigam verschönern (sie schmierte ihm Lehm ins Gesicht und kämmte ihn), ihn füttern (sie zerbrach Brot über seinem Kopf) und sonstige kleinere Aufgaben. Er revanchierte sich entsprechend. Anschliessend begannen alle zu singen, einer nach dem anderen, dann gruppenweise; es sah wie eine Art Wettkampf aus. Sie fragten uns auch, ob wir mitsingen bzw. eines unserer Landeslieder singen wollten. Ich verneinte dankend! Für uns war es jetzt auch an der Zeit, zusammenzupacken und wir kehrten müde und voller Eindrücke in unsere Wohnung zurück.

Wir hatten uns für eine frühe Rückkehr nach Chennai entschieden am Montagmorgen. Es war ein Feiertag, Ganesh Chaturthi, daher waren die Büros geschlossen, aber die Menschen auf der Strasse.

Unterwegs sahen wir viele Statuen des Elefantengottes Ganesh, begleitet von tanzenden Menschen und Feuerwerk. Irgendwann im Verlaufe der nächsten Tage werden dann alle diese Götterstatuen im Wasser versenkt….

Kabali, Dreamrunners, Planänderung

Meistens gehe ich am Wochenende ins Kino, die Auswahl ist gross, der Preis günstig und die Kinoräume meistens klimatisiert. So wollte ich auch letztes Wochenende gehen, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit. Der neue Film mit Rajinikanth kam in die Kinos. Rajinikanth ist DER Held schlechthin im Süden Indiens. Die Menschen strömen nur wegen ihm ins Kino und randalieren, wenn sie keine Tickets erhalten. Einige Arbeitgeber deklarierten spontan einen Feiertag am ersten Kinotag, da sich vermutlich sowieso einige krank gemeldet hätten.

kabali-canada-theather-list-01 - Kopie(Das Bild zeigt die Spielzeiten in Kanada, stellt Euch also vor, wie es hier, in Rajinikanth’s Heimat, war!)

Von meinem Team war mindestens eine um 04 Uhr in der ersten Vorstellung, eine weitere am Nachmittag. Auch im Hotel hatten einige den Film schon gesehen, als ich sie am Abend traf. Die Preise waren massiv überhöht, anstelle von INR 120 (Normalpreis) bezahlten einige bis zu INR 1000 (ca. CHF 15).

Ich jedenfalls wollte nur einen normalen Film sehen in meinem Standardkino, aber der einzige englische Film lief um 16 Uhr, an dem Tag zeigten sie 28 Mal (!!) Kabali zu allen möglichen Zeiten. Und das ist nur ein Kino! Andere Kinos sollen über 100 Mal den Film zeigen am ersten Wochenende. Ein riesiger Hype, dem hier fast alle folgen, der die Werbung, Zeitungen, Facebook, Whatsapp-Gruppen etc. füllt. Ich werde mir den Film vermutlich auch mal noch ansehen (müssen), aber das dauert wohl noch eine Weile.

start - KopieAm letzten Sonntag hatten Damien und ich uns mal wieder für einen Lauf angemeldet, er für 21 km, ich für 10 km. Während einige Gäste von der Q-Bar auf der Dachterrasse kamen, verliessen wir das Hotel kurz vor 4 Uhr. Damien hatte die Startnummer glücklicherweise am Vortag abgeholt, so konnten wir uns direkt unter die Läufer mischen. Wir trafen Sudheer, einen Kollegen aus dem UK Team, der sich ebenfalls für die lange Distanz angemeldet hatte. Um 4.30 Uhr war der erste Start, ich verfolgte die Menschenmassen in der aufkommenden Wärme in der Dunkelheit, es waren wie erwartet viele Läufer. Während ich auf meinen Start wartete, wurde ich um ein kurzes Interview gebeten. Hoffentlich werde ich dieses Video nie zu sehen bekommen.

Mein Start war dann amüsant, ganz vorne reihten sich alle Pacemaker auf, die sich dann abrun - Kopieer doch noch besannen und sich in die Meute mischten. Der Start war wie an einem Wettkampf in Europa, ausser dass es noch sehr früh und dunkel war und trotzdem schon 30 Grad. Die Strecke führte als erstes zum Hafen. Bei Fischgeruch und Mövengeschrei drehten wir die erste Runde und wärmten die steifen Muskeln auf. Ich kämpfte mit der Hitze, genoss aber auch die Aussicht, die Wettkampfatmosphäre und die Bewegung. Mein Kopf konnte nicht genügend kühlen, bald musste ich an jedem der vielen Wasserstationen Wasser über den Kopf leeren. Der Körper war eh schon schweissnass, da spielte dies keine Rolle mehr.

Klar über meiner Bestzeit, erschöpft, aufgeheizt, aber froh erreichte ich das Ziel (ohne Schlussspurt). Ich holte meine Finisher-Medaille und posierte für ein Foto vor der Fotowand, solange noch nicht allzuviele Läufer eingetroffen waren. Mit viel Wasser wartete ich dann auf Damien, der auch in der Hitze litt. Wir schafften es, nur unser Foto zu machen, ohne dass jemand uns um ein Selfie bat (nicht wie beim letzten Lauf), dann suchten wir uns ein Uber und kehrten nach Hause zurück, wo unsere Kollegen noch nicht mal aufgestanden waren. Ich schlief nochmals zwei Stunden und gönnte mir dann ein richtiges Frühstück!

finish - KopieNach einem ermüdenden Lauf liess ich meinen Körper während einer Massage erholen, diesmal im Park Hyatt, weil das angeblich besser war als Hilton. Klar, ich konnte noch kurz in die Sauna und die Räumlichkeiten sahen besser aus, aber der Preis war in etwa der selbe, nur dass ich noch 15 Minuten im Auto sitzen musste. Und auf dem Heimweg dauerte es ca. 20 Minuten, bis ich endlich einen Uber-Fahrer gefunden hatte, der soviel englisch verstand, dass er mich abholen kam.

Eigentlich wäre Uber ja eine super Lösung, ich gebe an wo ich bin und wohin ich will und werde für diese Strecke gefahren, bezahlt wird via Kreditkarte. Einfach. Idiotensicher, könnte man meinen. Selbst wenn ich als Anfangspunkt Park Hyatt Hotel und als Endpunkt Hilton Hotel angebe (was ja eigentlich bekannte Namen sind), ruft der Fahrer jedesmal an und fragt nochmals nach, wo er mich abholen kommen soll und wohin ich will. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn ich deren Tamil nicht verstehe. Wie gesagt, ich könnte mittlerweile sagen, wo ich bin und wohin ich will, aber die Antwort verstehe ich dann doch nicht, also lasse ich es lieber. Das wird dann manchmal etwas schwieriger, notfalls habe ich auch schon einem Fremden auf der Strasse das Telefon in die Hand gedrückt, die Menschen sind sehr hilfsbereit!

Apropos Telefon: Ich habe meine Nummer und mein Guthaben wieder, es hat geklappt! 🙂

Dieses Wochenende wollten wir zu viert nach Bangalore. Meine Freunde hatten schon mehrmals gefragt, wann ich endlich vorbeikomme, so buchten wir Flug und Hotel und freuten uns. Am Freitag Abend jedoch riefen sie an, wir sollen nicht kommen. Der Monsun hatte Strassen überschwemmt (auch die Strasse wo wir durch wollten); schlimmer waren aber die angedrohten Streiks der Taxi und Rikschahs. Am Samstag dosa - KopieMorgen wurde jedes Auto, das den Flughafen verlassen wollte, blockiert und nicht durchgelassen. Wir hätten den Flughafen also gar nicht verlassen können. Die Kosten für den Flug (CHF 45 pro Person) waren verloren, das Hotel buchte ich für September um, nächster Versuch!

foodSo blieben wir in Chennai, ich frühstückte bei T Nagar (riesige Dosa und leckerer Saft) und verschlief den Rest des Tages. Auch das musste mal sein!

Am Sonntag konnten wir dann endlich mal wieder ins Kino und genossen ein leckeres Essen in einem lokalen Restaurant.

 

 

 

Ach ja, die Resultate (das Diplom erspare ich Euch:-P):

result

Hochzeit, Mahabilipuram und Notfallübung

IMG_7405_2Eines Abend kehrte ich vom Büro nach Hause zurück, an der Reception warteten zwei Arbeitskolleginnen. Sie wollten ihre Taschen in meinem Zimmer deponieren, während sie an das Hochzeitsfest des Bruders einer anderen Kollegin gingen. Klar, kein Problem, solange sie mich mit an die Party nahmen. Im ersten Stock des Hilton, im Bankettsaal, war das Fest schon in vollem Gange. Die Angestellten wie auch die anderen Gäste schauten mich verwundert an, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen:-) Während vorne das Brautpaar mit einem Priester und wechselnden Familienmitgliedern die Zeremonie durchführte, schien sich der Rest der Gesellschaft nicht gross darum zu kümmern. Kinder rannten schreiend herum, Telefone klingelten, Essen wurde herumgereicht; es war vor allem ein Grund um die Verwandtschaft wieder zu sehen wie es schien. Nach einiger Zeit war dann die Zeremonie vorbei, wir standen an um zu gratulieren und für ein Foto. Ich war mit einigen vom Büro dort, wir waren 6 Personen, die alle mit der Schwester des Bräutigam zusammenarbeiten, aber eine hatte den Bruder einmal getroffen. Egal, Feste werden gefeiert! Nach einem kurzen Stehdinner verliessen wir das Fest. Das nächste Hochzeit wird mindestens zwei Tage dauern, bis dahin habe ich noch Zeit, mich richtig einzukleiden!

 

Jeder hat mal einen schlechten Tag. Ich hatte mal wieder so einen (nicht dass das allzu häufig wäre). Nicht sehr toll geschlafen (der Rücken und ich suchen immer noch die perfekte Lösung) startete ich meinen Arbeitstag mit leichten Kopfschmerzen und der Kontrolle einer von Flüchtigkeitsfehlern gespickten Arbeit. Leider half mein Tagesablauf gar nicht: Eine Präsentation vor einigen Teammitgliedern, konstantes Beantworten von Fragen, die ich bereits gefühlte dutzende Male beantwortet hatte, und weitere Flüchtigkeitsfehler standen auf dem Programm. Ich versuchte mich lange zusammmen zu reissen, gab aber in der Mitte des Nachmittages auf und versteckte mich (meinem Team zu liebe) in einem Sitzungszimmer mit meinem Laptop.

Auf dem Heimweg wollte ich dann per Telefon an einem Orientierungsmeeting in der Schweiz teilnehmen, als ich feststellen musste, dass mein indisches Telefon abgeschaltet worden war. Da mein Visum, das ich zum Beantragen der SIM-Karte vorwies, ablief, stellten sie den Service früher ein als angekündigt, so dass mir keine Möglichkeit blieb, dies zu verhindern. So besuchte ich mit Robert den Vodafone-Shop und wir beide versuchten dem Mädchen zu erklären, was das Problem war. Eineinhalb Stunden später, die sie hauptsächlich am Telefon mit ihrem Chef verbrachte, hatte auch Robert fünfmal mit ihrem Chef gesprochen und sie hatte allen anwesenden Kunden unsere Geschichte erzählt, vermutlich in etwa so falsch wie sie es auch ihrem Chef erklärt hatte. Wir versuchten alles, freundlich, erklärend, bestimmend, es war alles vergebens, sie blieben dabei: Die bereits abgeschaltete SIM-Karte könne nicht wieder reaktiviert werden. Das darauf noch vorhandene Gesprächsguthaben sei verloren. Sie verkaufte uns eine neue SIM-Karte, die am folgenden Tag aktiviert werden sollte.

Ich gab mich nicht so schnell geschlagen und liess einen indischen Arbeitskollegen am nächsten Tag anrufen. Ihm wurde erzählt, dass die SIM deaktiviert wurde, weil ich das Telefon 3 Monate nicht benutzt hatte. Aber auch das war nicht korrekt, genausowenig wie mein Name, der in ihrem System mit meiner Nummer hinterlegt war.

 

IMG_7423Ich hatte mit zwei indischen Kollegen einen Tagesausflug zu Mahabilipuram geplant. Mit nur 40 Minuten (angekündigter) Verspätung verliessen wir Hilton und erreichten ca. 1.5 Stunden später die Tempelanlagen. Die Ticketpreise waren massiv erhöht worden seit meinem letzten Besuch im März, für Ausländer von INR 250 auf INR 500 (ca. CHF 7), für Inder von INR 10 auf INR 30. Wir besichtigten den Shore Tempel, standen zwischen den Mauern um den kühlenden Wind zu geniessen und beobachteten Frösche im Tümpel nebenan. Der nächste Stopp waren die 5 Rathas, aus einem Stein gehauene Kunstwerke, die angeblich Anhänger darstellen sollten (für mich sah es eher wie ein geschlossenes Gebäude aus). Endlich fanden wir auch eine Stelle, wo wir etwas erhöht über die Landschaft blicken konnten, wieder im herrlichen Wind, traumhaft! Ich genoss den Ausblick über die Weite, das Meer uIMG_7425nd die Tempel und den Leuchtturm nebenan. Als letztes sahen wir uns den Butterball an, ein Stein der angeblich nicht umgerollt werden kann, obwohl er eher unstabil auf einem anderen Stein steht. Für mich war es schön weil es endlich wieder etwas Wiese in dem kleinen Park hatte, auch Bäume die Schatten spendeten. Viele andere dachten ähnlich, die wenigen Schattenplätze waren schon lange ausgebucht, überall schliefen Menschen in der Mittagshitze. Wir verzogen uns ans Meer, sammelten Muscheln zwischen den brechenden Wellen und genossen das kühle Nass (das leider auch unsere Hosen nässte). Egal! Die Hitze setzte uns allen zu, daher waren wir bald wieder im Auto mit Klimaanlage, auf dem Heimweg mit Stops für Chai und Samosas. Was will man mehr an einem freien Sonntag?

IMG_7433

In den letzten Tagen hatte es immer mal wieder geregnet, die Temperaturen waren eher kühl bei 30 Grad, es fühlte sich nicht schlecht an. Zum Glück, denn an einem schönen, nicht allzu heissen Nachmittag fand eine Notfallübung statt. Meine Einwände, es sei nur ein Fehlalarm wie sonst auch immer, wurden ignoriert, wir wurden nach draussen geschickt. Brav strich jeder seinen Badge an der Tür ab, bevor er das Büro verliess und via Treppenhaus 8 Stockwerke nach unten spazierte. Draussen liessen sie uns in Reihen aufstellen, unsere Fragen, welche Reihen denn für Eis (und welche für Vodka) seien, fanden nicht überall gleich viel Anklang, wie auch die Selfies unseres Teams. Trotz den eher angenehmen Temperaturen (für Chennai Verhältnisse) zeigte sich der Schweiss nach wenigen Minuten bei vielen auf der Stirn oder auf der Kleidung, anders geht es hier fast nicht! Nach 15 Minuten draussen durften wir wieder nach oben, ca. 800 Personen in 5 Liften oder halt eben zu Fuss, im gemütlichen indischen Tempo. Ich war nur dankbar, dass sie den Test nicht im Mai bei gefühlten 52 Grad durchgeführt hatten!IMG_7443Einen Tag später hatte ich ein Emergency Response Training für Manager. Wir wurden informiert, wen wir zu kontaktieren hatten bei Notfällen und es wurden ungewöhnlich viele Beispielfälle aufgezählt, das ist hier sehr wichtig, immer vom Leben anderer zu erzählen. Immerhin hatte ich eine weitere Gelegenheit, die Namen der anderen Manager zu lernen und als Quotenfrau/-nichtinderin die Gruppe aufzumischen.

 

Wie gesagt, ich gab meine indische Nummer nicht so schnell auf und schaffte es dann (nach Einbezug eines Kollegen hier und hochrangigeren Angestellten bei Vodafone) meine Nummer wieder reaktivieren zu lassen, musste dafür aber persönlich vorbeigehen. Immerhin, eine Hürde war geschafft, nun musste ich nur noch mein Guthaben wieder auf der Nummer haben. Die Geschichte geht weiter, irgendwann….