Tortour 2022 Challenge

(Freitag/Samstag, 19./20. August 2022)

Ich wagte mich an etwas, was mir schon seit drei Jahren im Kopf herumschwirrt. Nach zwei leicht anderen Teilnahmen war es endlich so weit: Ich startete Solo an der Tortour Challenge 2022! Mit Andrea, Jarle und Andreas hatte ich drei erfahrene Betreuer, die mich sehr gut kannten, was konnte da noch schief gehen (Spoiler: nichts!).

Der Prolog am Freitag Mittag mit den drei anderen Frauen war virtuell und der Kilometer durch Zürich war schnell absolviert. Ich durfte als erste auf die Strecke, welche Ehre!

Am Freitag Abend 1900 Uhr ging es also los! Ca. 5 Minuten nach dem Start dämmerte es mir so wirklich, dass ich wohl die nächsten 24h im Sattel sitzen werde… Kurz vor Luzern fing es dann an, leicht zu regnen, dafür wartete mein Team an der ersten Timestation mit Regenjacke auf mich. Ab da blieben sie die ganze Nacht meist direkt hinter mir, wenn möglich mit Volllicht, so dass ich die bestmöglichste Sicht hatte. Regelmässig flüsterten sie mir via Funk ins Ohr, wo ich durch musste, dass Zeit zu essen war, was ich sehen würde, wenn es nicht dunkel wäre – Unterhaltung pur!

Zwar hatte der Regen aufgehört, bis ich die Passhöhe auf dem Brünig erreicht hatte, aber bei nasser Fahrbahn konnte ich meinen Trumpf vom gelernten schnellen Kurvenfahren nicht ganz ausspielen. Immerhin war’s am Brienzersee trocken, schon mal ein Fortschritt zum letzten Rennen!

Vor dem Jaunpass gab’s ein Set trockene Kleider (fühlte sich toll an!) und mit Musik war auch dieser Anstieg schnell geschafft. Und: Die Fahrbahn für die Abfahrt war fast trocken!

Dann kam das Tief. Immer noch dunkel, „langweilige“ Gegenden ohne Aussicht, schon lange unterwegs, einmal noch falsch abgebogen, der Funk war plötzlich undeutlich. Die Sonne ging hinter Wolken auf und ich spürte die Müdigkeit. Während ich noch überlegte, wie ich mich am besten wieder aufwecken konnte, hatte Petrus die Lösung: Eine weitere Portion Regen. Oder wie es mein Team mal wieder ausdrückte: „Gemäss Wetterradar sollte es hier nicht regnen, das wird gleich vorbei sein, zieh trotzdem schon mal die Regenjacke an.“

Irgendwann am Neuenburgersee oder so liess es das Wetter zu, mich wieder trocken anziehen zu lassen und auf mein leichtes Velo (für die Fläche) zu wechseln (mit Felgenbremsen…). Mal etwas Abwechslung und ein paar schnelle flache Einheiten, das tat gut! Ich glaube, dieser Velowechsel hat meine zweite Krise abgewehrt.

Tagsüber durfte mein Team nicht konstant hinter mir sein, trotzdem vergingen kaum 5 Minuten, ohne dass sie mich am Strassenrand anfeuerten, neues Futter übergaben oder aus dem Auto heraus (überholend) nach meinen Wünschen fragten. Egal was, ich musste oftmals nicht aussprechen und hatte schon alles was ich brauchen könnte. An jeder Timestation musste ich unterschreiben, in der Zeit wurde mir am Rad und/oder Trikot rumgefummelt, so dass ich wieder bereit war für die nächste Etappe. Effizient pur!

Die dritte Krise begann (wie erwartet) auf der (überaus langweiligen) Strecke zwischen Jens (Biel) und Aarau (was nicht an den weiteren kürzeren Regengüssen lag). Wir wechselten langsam auf zuckerhaltige Gels (mit neuen Geschmacksrichtungen), zurück auf mein bequemes Velo und weiter gings. Ab Aarau war dann Schlussspurt angesagt. Ich trank nur noch Cola und freute mich über bekannte Gesichter am Strassenrand, während ich durch meine Heimat fuhr. Langsam dämmerte mir, was ich hier erreicht hatte, ein überwältigendes Gefühl! Das gab mir noch Energie für die letzten Hügel, bevor ich die Abfahrt ins Triemli genoss und dann gemütlich ins Sihlcity einfahren konnte. Ein unbeschreibliches Erlebnis, so empfangen zu werden!

Die Auffahrt von der Reussebene nach Jonen/Oberlunkhofen – ca. km 565 – einfach überwältigend!

Falls es euch interessiert, was ich gegessen habe, hier meine Schätzung:

  • Ca. 18 Bidons mit Kohlenhydraten (Geschmacksrichtungen Polarbeeren, Holunder, Apfel-Minze)
  • Ca. 25 Gels mit Kohlenhydraten (anfangs Banane, Haselnuss, Piña Colada, dann Mango, Erdbeere, Cola, Mojito)
  • ca. 1 kg Bananen
  • 1 Eiersandwich, 3/4 Käsesandwich
  • ein paar Nüsse und Cracker
  • ca. 2.5 L Cola zum Abschluss

Grob gerechnet waren das etwa 10’000 Kalorien. Gemäss meinem Whoop Armband hab ich in der Zeit 8’537 Kalorien verbraucht. Das erklärt vielleicht, wieso ich zwei Tage danach nochmals 1.5 kg über meinem Gewicht vom Wettkampftag lag (und das war ja schon 1.5 kg über Normalgewicht). Nein, Spass beiseite, die Gründe für diese Gewichtszunahme könnte mein Coach problemlos erklären, ich hab die Zahlen hier nur für die Nerds unter uns. Und gemäss Coach zeigt auch Whoop zu wenig an (gemäss seinem Selbsttest zeigte Garmin 50% weniger an als effektiv verbraucht), also alles gut:-)

Wieso es soviel regnete? Meine Betreuer diskutierten im Vorhinein, wie gut es sich im Auto schläft, wenn der Regen auf’s Dach trommelt. Und mit meinem Coach darüber, dass ich im Regen mental einen Vorteil gegenüber meinen Konkurrentinnen hätte. Danke euch also dafür.

(wenn jemand weiss, wie ich das Video kleiner machen kann, bin ich offen für Hilfe!)

Der Rang war immer nebensächlich, trotzdem bin ich sehr happy mit meinem zweiten Rang (von 4 Frauen) und 10. Rang (von 37 Solo-Startenden – wobei gesagt werden muss, dass die viele Männer unbegleitet fuhren).

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