Tortour 2022 Challenge

(Freitag/Samstag, 19./20. August 2022)

Ich wagte mich an etwas, was mir schon seit drei Jahren im Kopf herumschwirrt. Nach zwei leicht anderen Teilnahmen war es endlich so weit: Ich startete Solo an der Tortour Challenge 2022! Mit Andrea, Jarle und Andreas hatte ich drei erfahrene Betreuer, die mich sehr gut kannten, was konnte da noch schief gehen (Spoiler: nichts!).

Der Prolog am Freitag Mittag mit den drei anderen Frauen war virtuell und der Kilometer durch Zürich war schnell absolviert. Ich durfte als erste auf die Strecke, welche Ehre!

Am Freitag Abend 1900 Uhr ging es also los! Ca. 5 Minuten nach dem Start dämmerte es mir so wirklich, dass ich wohl die nächsten 24h im Sattel sitzen werde… Kurz vor Luzern fing es dann an, leicht zu regnen, dafür wartete mein Team an der ersten Timestation mit Regenjacke auf mich. Ab da blieben sie die ganze Nacht meist direkt hinter mir, wenn möglich mit Volllicht, so dass ich die bestmöglichste Sicht hatte. Regelmässig flüsterten sie mir via Funk ins Ohr, wo ich durch musste, dass Zeit zu essen war, was ich sehen würde, wenn es nicht dunkel wäre – Unterhaltung pur!

Zwar hatte der Regen aufgehört, bis ich die Passhöhe auf dem Brünig erreicht hatte, aber bei nasser Fahrbahn konnte ich meinen Trumpf vom gelernten schnellen Kurvenfahren nicht ganz ausspielen. Immerhin war’s am Brienzersee trocken, schon mal ein Fortschritt zum letzten Rennen!

Vor dem Jaunpass gab’s ein Set trockene Kleider (fühlte sich toll an!) und mit Musik war auch dieser Anstieg schnell geschafft. Und: Die Fahrbahn für die Abfahrt war fast trocken!

Dann kam das Tief. Immer noch dunkel, „langweilige“ Gegenden ohne Aussicht, schon lange unterwegs, einmal noch falsch abgebogen, der Funk war plötzlich undeutlich. Die Sonne ging hinter Wolken auf und ich spürte die Müdigkeit. Während ich noch überlegte, wie ich mich am besten wieder aufwecken konnte, hatte Petrus die Lösung: Eine weitere Portion Regen. Oder wie es mein Team mal wieder ausdrückte: „Gemäss Wetterradar sollte es hier nicht regnen, das wird gleich vorbei sein, zieh trotzdem schon mal die Regenjacke an.“

Irgendwann am Neuenburgersee oder so liess es das Wetter zu, mich wieder trocken anziehen zu lassen und auf mein leichtes Velo (für die Fläche) zu wechseln (mit Felgenbremsen…). Mal etwas Abwechslung und ein paar schnelle flache Einheiten, das tat gut! Ich glaube, dieser Velowechsel hat meine zweite Krise abgewehrt.

Tagsüber durfte mein Team nicht konstant hinter mir sein, trotzdem vergingen kaum 5 Minuten, ohne dass sie mich am Strassenrand anfeuerten, neues Futter übergaben oder aus dem Auto heraus (überholend) nach meinen Wünschen fragten. Egal was, ich musste oftmals nicht aussprechen und hatte schon alles was ich brauchen könnte. An jeder Timestation musste ich unterschreiben, in der Zeit wurde mir am Rad und/oder Trikot rumgefummelt, so dass ich wieder bereit war für die nächste Etappe. Effizient pur!

Die dritte Krise begann (wie erwartet) auf der (überaus langweiligen) Strecke zwischen Jens (Biel) und Aarau (was nicht an den weiteren kürzeren Regengüssen lag). Wir wechselten langsam auf zuckerhaltige Gels (mit neuen Geschmacksrichtungen), zurück auf mein bequemes Velo und weiter gings. Ab Aarau war dann Schlussspurt angesagt. Ich trank nur noch Cola und freute mich über bekannte Gesichter am Strassenrand, während ich durch meine Heimat fuhr. Langsam dämmerte mir, was ich hier erreicht hatte, ein überwältigendes Gefühl! Das gab mir noch Energie für die letzten Hügel, bevor ich die Abfahrt ins Triemli genoss und dann gemütlich ins Sihlcity einfahren konnte. Ein unbeschreibliches Erlebnis, so empfangen zu werden!

Die Auffahrt von der Reussebene nach Jonen/Oberlunkhofen – ca. km 565 – einfach überwältigend!

Falls es euch interessiert, was ich gegessen habe, hier meine Schätzung:

  • Ca. 18 Bidons mit Kohlenhydraten (Geschmacksrichtungen Polarbeeren, Holunder, Apfel-Minze)
  • Ca. 25 Gels mit Kohlenhydraten (anfangs Banane, Haselnuss, Piña Colada, dann Mango, Erdbeere, Cola, Mojito)
  • ca. 1 kg Bananen
  • 1 Eiersandwich, 3/4 Käsesandwich
  • ein paar Nüsse und Cracker
  • ca. 2.5 L Cola zum Abschluss

Grob gerechnet waren das etwa 10’000 Kalorien. Gemäss meinem Whoop Armband hab ich in der Zeit 8’537 Kalorien verbraucht. Das erklärt vielleicht, wieso ich zwei Tage danach nochmals 1.5 kg über meinem Gewicht vom Wettkampftag lag (und das war ja schon 1.5 kg über Normalgewicht). Nein, Spass beiseite, die Gründe für diese Gewichtszunahme könnte mein Coach problemlos erklären, ich hab die Zahlen hier nur für die Nerds unter uns. Und gemäss Coach zeigt auch Whoop zu wenig an (gemäss seinem Selbsttest zeigte Garmin 50% weniger an als effektiv verbraucht), also alles gut:-)

Wieso es soviel regnete? Meine Betreuer diskutierten im Vorhinein, wie gut es sich im Auto schläft, wenn der Regen auf’s Dach trommelt. Und mit meinem Coach darüber, dass ich im Regen mental einen Vorteil gegenüber meinen Konkurrentinnen hätte. Danke euch also dafür.

(wenn jemand weiss, wie ich das Video kleiner machen kann, bin ich offen für Hilfe!)

Der Rang war immer nebensächlich, trotzdem bin ich sehr happy mit meinem zweiten Rang (von 4 Frauen) und 10. Rang (von 37 Solo-Startenden – wobei gesagt werden muss, dass die viele Männer unbegleitet fuhren).

Chasing Cancellara: Bern – Andermatt (2022)

(Freitag, 1. Juli 2022)

„I can see clearly now, the rain is gone“ sang Jimmy Cliff, als wir noch mitten in der Nacht in Bern aus dem Hotel traten. Draussen regnete es immer noch, aber wir hatten Hoffnung. Bereits am Vorabend wurde die Strecke aus Sicherheitsgründen um den ersten kleinen Hügel (ca. 500 Hm) gekürzt, der Start war um 30 Minuten nach hinten verschoben.

Andrea und ich starteten tapfer im Regen, mit Füsslingen, Regenjacke und Handschuhen, im Dunkeln, durch die Quartiere Berns. Am Brienzersee wurde es langsam heller, wir konnten den Regen und die dichten Wolken nun besser sehen.

In Innertkirchen dann die erste Verpflegungsstelle, die Bouillon heiss begehrt, wie auch trockene Kleider. Wir hatten unsere Taschen auf den Grimsel geschickt, in der Hoffnung auf etwas mehr Wärme bei der Abfahrt. Immerhin hatte der Regen etwas aufgehört im Aufstieg, so konnten wir sogar noch Fabian Cancellara interviewen (hier zu finden). Die total 30 km Aufstieg zogen sich hin, die Temperatur (in Bern noch 13 Grad) sank immer tiefer, der Nieselregen kam zurück und unsere nassen Kleider und Füsse wurden immer kälter. So hatten wir uns den 1. Juli nicht vorgestellt!

Kurz vor der Passhöhe trafen wir auf einen Teamkollegen von Summits4Hope, er hatte die letzten Neuigkeiten: Das Rennen wird abgebrochen, auf dem Grimsel ist Schluss bei 3 Grad. Schade, aber Sicherheit geht vor! (Nachher erfuhren wir, dass ein Erdrutsch den Nufenen blockierte und Hagel die Strasse auf dem Furka bedeckte.)

Wir erhielten unsere trockenen Kleider und sofort eine Mitfahrgelegenheit nach Andermatt, zu heissen Duschen und leckeren Burgern. Heute sollten wir also nicht diese schönen Berge sehen können. Vielleicht nächstes Jahr….

Wir möchten uns nochmals ganz ganz herzlich bei euch allen bedanken, für die Spenden und die Unterstützung! Wir werden wohl noch die eine oder andere Tour machen und können hoffentlich dann mal noch bessere Fotos von unterwegs schicken.

Das Projekt in Mozambique ist bereits gestartet worden letzte Woche, ihr werdet einen Newsletter von Summits4Hope erhalten. Den nächsten (und letzten Newsletter) gibt’s bei Abschluss des Projektes, das mit eurer finanziellen Hilfe möglich gemacht wurde, ausser ihr meldet euch für den regulären Newsletter an.

Wir sind sehr dankbar, dass wir Teil des Projektes sein können und sind gespannt, was noch kommt…

Ach ja, mit unserer Leistung bis Grimsel wurden wir zweite von drei Frauenteams, mit einer Totalzeit von knapp 6 Stunden und einem Rückstand von 24 Sekunden auf den Sieg. Das muss an den vielen Fotos liegen, die wir unterwegs von der tollen Aussicht gemacht haben, und es war jedes einzelne wert! 🙂

Liebe Grüsse

Manu (& Andrea)

PS: Die Spendeseite ist noch mindestens bis Ende Juli offen.

Bangalore, Chennai, Kumbakonam

(Samstag, 30. November 2019 bis Sonntag, 8. Dezember 2019)

Wieder zurück in Indien.

Das Wochenende verbrachten wir bei Freunden in Bangalore, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Andere Freunde kamen nach 20 Uhr, um 21 Uhr wurden Snacks geliefert und alle (ausser ich, ich konnte nicht warten) assen erst um 23 Uhr, bevor dann um Mitternacht überall Decken ausgelegt wurden, damit alle irgendwo schlafen konnten. Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt.

Am Sonntag zum Frühstück gab es Dosa. Kavya bestellte fertigen Dosateig, der dann wirklich eine halbe Stunde später geliefert wurde. Später waren wir noch etwas unterwegs und besuchten Freunde in deren neuen Wohnung, diese bestellten Milch, um Chai zu kochen. Auch hier wieder eine Lieferung am Sonntag innerhalb von 30 Minuten. Wir genossen die kühlen Temperaturen in Bangalore bei leichtem Regen. Abends dann wieder zurück in der ersten Wohnung, Kavya hatte extra Paneer Butter Masala gekocht! Ich konnte nicht warten und ass schon mal etwas davon, die anderen assen wieder kurz vor Mitternacht.

Es ging zurück nach Chennai, zurück zum normalen Alltag. Die nächsten Tage verbrachte ich also im Home Office, mit Besuchen im Gym so ziemlich jeden Tag. Ich hatte gelernt, wo ich die Klimaanlage einschalten kann, glücklicherweise reichte es manchmal auch, überall die Fenster offen zu lassen. Und Gym war notwendig, das Essen ist immer noch sehr sehr lecker!

Am Mittwoch kam eine Frau zu uns nach Hause und malte mir in zwei Stunden prachtvolle Mehendi an die Hände, Arme und Füsse. Weitere zwei Stunden stillsitzen später konnte ich das getrocknete Henna abkratzen. Mit Freunden trafen wir uns zum Abendessen, indisches Buffet in einem Hotel. Wenn ich schon mal da bin, dann geniessen sie es im schicken Hotel.

Freitag gab’s noch einen neuen Sari für mich; neue Hochzeit, neuer Sari. Es folgte das obligate Essen im Hilton, es waren immer noch einige Leute da, die ich kannte, wir plauderten über deren Kinder, Hochzeiten und andere Feste.

Am Samstag früh kam Bernhard und ein Chauffeur brachte uns während einer langen, 6 stündigen Fahrt nach Kumbakonam, wo die Hochzeit von Abinaya und Arun statt fand. Das Hotel war nur wenige Minuten von der Festhalle entfernt, beides war um einen Tempelteich gebaut, wo einige Kleider wuschen, andere sich badeten. Ich traute mich nicht, dort zu schwimmen.

Am ersten Abend fand hier der Empfang statt. Mit vielen Freunden aus meinem ehemaligen Team plauderten wir, klickten Fotos und assen mit Händen vom Bananenblatt. Die Mutter der Braut freute sich riesig, mich wiederzusehen. Ich wunderte mich einmal mehr, wie viele Eltern meiner Freunde ich schon kannte (mind. drei mir bekannte Elternpaare waren anwesend). Die Braut trug einen grauen, mit Steinen verzierten Sari und sah sehr hübsch aus. Den Bräutigam kannte ich nicht, wusste aber, dass sie ihn sich ausgesucht hatte (also keine arrangierte Hochzeit). Viele Fotos später spazierten wir unter den vielen Blicken der lokalen Bewohner zurück ins Hotel.

Sonntag früh aufstehen, eine Freundin half mir in den Sari, während neben mir die Braut eingekleidet, geschmückt und geschminkt wurde. Sie könne sich nicht vorstellen, wie sie mit dem ganzen Gewicht den Kopf lange hoch halten könne, meinte sie. Haarverlängerungen, Blumen, Schmuck und mehr war in ihre Haare geflochten worden. Ich gesellte mich wieder in die grosse Halle, wo einer der Spirituellen seine Show vorführte. Schnelle Sprechchöre im alten Tamil, gemischt mit Gesängen, dazu rhythmische Musik einer kleinen Band auf der Bühne, und das alles über grosse Lautsprecher in ohrenbetäubender Lautstärke. Auf den unzähligen Plastikstühlen sassen viele Besucher, Frauen in farbigen Saris, Männer in weissem Dothi (eine Art Tuch um die Hüften) und Kurta (langes Hemd). Onkel, Tanten, Cousins, Freunde der Familie, Nachbarn und weitere Besucher füllten die Halle. Zwischendurch kam Abi raus, setzte sich mit ihren Eltern auf die kleine Bühne und musste einige Rituale über sich ergehen lassen. Ich war nicht die einzige, die nichts verstand, aber doch immerhin gespannt zuschaute.

Nach dem Frühstück vom Bananenblatt im unteren Stock hatte Abi sich umgezogen und ihr Zukünftiger sass neben ihr, rundherum enge Freunde und Familie, die immer mal wieder bei Ritualen mithalfen, oder die Kleidung oder Frisur richteten. Der Höhepunkt war, als der Bräutigam der Braut eine Kette um den Hals knotete, das gilt als Zeitpunkt der Heirat. Alle, die älter als das Brautpaar waren (ich inklusive), durften farbiges Reis aufs Brautpaar werfen. Die beiden mussten dann 7 mal um das kleine Feuer auf der Bühne laufen, dass sie einander als Ehepartner für die nächsten 7 Leben akzeptierten. Hatte ich schon erwähnt, dass immer einer mit Videokamera und zwei mit Fotokameras mit grossen Leuchtschirmen dabei waren? Es muss alles aufgezeichnet sein.

Wir knipsten weitere Fotos mit dem Team und mit dem Brautpaar auf der Bühne, bevor wir uns für die lange Heimfahrt verabschiedeten. Ein Zwischenhalt gab es für ein grosses Thali zum Mittagessen, das mir jeglichen Hunger für den Rest des Tages nahm. Wir erreichten Chennai kurz vor Sonnenuntergang (also ca. 17 Uhr) und verbrachten den Rest des Abends beim zweiten von drei Cricketspielen Indien gegen West Indies (Indien verlor heute leider).

Chennai: Hochzeit von Sruthi und Vaibhav

(Samstag 25. Mai bis Samstag 1. Juni)

Ich erreichte Chennai am Samstag Abend wieder und durfte sogar mit dem Auto selber nach Hause fahren. In dem Teil der Stadt kenne ich mich aus, da mache ich das gerne mal ab und zu. Zu Hause genoss ich dann einen gemütlichen TV Abend.

Sonntag begann mit 100 Minuten auf dem Rad im Gym. Leider klappte das mit Netflix nicht und als ein paar Jungs nach einer Weile den Raum verliessen, schalteten sie die meisten Klimaanlagen aus. Lange habe ich nicht mehr so geschwitzt! Eine richtige Dusche später waren wir auf dem Weg zu Preetha’s Haus. Sie ist auch eine denen, die von Anfang an im Team dabei waren, das ich trainiert hatte im Jahr 2016. Vor zwei Monaten kam ihre Tochter zur Welt, weshalb ich sie nun zu Hause besuchte.

Preetha und ihr Mann Kumar wohnen bei ihrer Familie in einem über 100 Jahre alten Haus. Die Kleine war sehr klein mit viel Haaren, schlief aber meistens während unseres Besuches. Preetha und ihre Mutter hatten gekocht, ein Festessen für uns: Biryani, Chapatti, Paneer Butter Masala und Salat sowie zum Nachtisch Mangos, Paesam und Eis. Einmal mehr ass ich zuviel, ich konnte es nicht lassen.

Mit Gayu trafen wir uns in einem Shopping Center, ich brauchte noch die letzten Accessoires für die Hochzeit. Und natürlich musste ich meine Vorräte in der Schweiz auffüllen mit indischem Essen. Zum Glück folgte ein ruhiger Abend zu Hause (mit wenig weiterem Essen).

Am Montag Morgen wollte ich eine Runde schwimmen, aber der Pool war geschlossen wegen Frischwassermangel. So blieb ich den ganzen Tag drin und arbeitete vom Sessel aus. Das Mittagessen wurde geliefert und ich arbeitete weiter bis zum Ende des Schweizer Arbeitstages (ca. 20 Uhr Lokalzeit). Nach so wenig Bewegung musste ich am Abend dann noch raus, wenn auch endlich die Temperaturen etwas erträglich waren, es sollten dann zwei Runden auf den Dächern der Häuser werden, sehr schön!

Sruthi hatte extra jemanden organisiert, die Mehendi malen konnte. So brachte mich Navin am Dienstag Nachmittag zu Sruthi nach Hause, wo auch viele Verwandte waren. Ich sass eine Weile da, während Sruthi’s Cousine meine Hände und Füsse bemalte. Kaum war ich durch, kam Bernadette auch noch dran. In der Zwischenzeit wurde ich gefüttert, ich konnte ja nicht selber trinken und essen, Sruthi’s Mutter schien dies zu geniessen. Stunden später war das Henna getrocknet und wir konnten es abwaschen. Mit schön verzierten Händen genossen wir ein sehr gutes Dosa, von Sruthi’s Mama gemacht. Einmal mehr waren wir verwöhnt! Auf dem Heimweg telefonierte ich noch mit Kollegen aus den UK, die noch ein Meeting spät angesetzt hatten. Wenn mein Arbeitgeber mich in Indien Home Offie machen lässt, kann ich auch flexibel mal eine späte Besprechung annehmen.

Ich durfte ja nicht mehr ins Büro, wollte aber “meine” Teams trotzdem noch treffen. So traf ich Navin’s Team zum Abendessen am Mittwoch ausserhalb. Im Restaurant mit leckerem Essen und zu lauter Musik wurde anschliessend noch getanzt und Fotos gemacht, ein typischer indischer Abend also.

Einmal mehr war ich froh, dass ich hier so viel Sport machen kann, wenn auch im Gym mit Klimaanlagen. So kann ich immerhin all das Essen verwerten, von dem ich ja nicht die Finger lassen kann. Also erst mal den Tag wieder mit 90 Minuten Radfahren beginnen, etwas Arbeit aufholen und dann ins Einkaufszentrum. Ich wollte noch ein paar Kleinigkeiten kaufen und war früher so oft in der Phoenix Mall gewesen, es war einfach schön mal wieder dort zu sein.

Endlich war es dann soweit: Die Hochzeit begann (jedenfalls für uns Gäste, das Brautpaar war schon seit dem frühen Morgen mit diversen Ritualen beschäftigt. Donnerstag Abend war gemäss Einladung “Magical Evening of dance & fun”, es versprach ein toller Abend zu werden! Ich freute mich sehr, viele meines Teams wieder zu sehen und auf gute Musik und Tanz.

Zwischen vielen Fotos gab die die Familienmitglieder ihre Tanz- und Gesangskünste zum Besten, das heisst seine Familie (aus Gujrat im Norden) tanzte während ihre Familie aus dem Süden sang. Das Brautpaar tanzte einen (für westliche Verhältnisse traditionellen) Hochzeitstanz, den sie lange eingeübt hatten, Ed Sheeran hätte seine Freude daran gehabt! Ich traf auch viele Freunde aus der Schweiz, einige hatten den Weg hier hin gefunden (oder waren sowieso schon hier). Auch das Essen auf dem Bananenblatt fehlte nicht, sehr lecker!

Der Freitag Morgen begann früh, sehr früh. Wir erreichten die Halle und in einem Nebenzimmer half mir Abi, den Saree anzuziehen. Dann mischten wir uns unter die Leute, während Sruthi und Vaibhav mit unzähligen Zeremonien beschäftigt waren. Behängt mit Blumenketten mussten sie aus kleinen Gläsern trinken, während viele Menschen Rituale um sie herum vollzogen. Während das Brautpaar die nächsten Momente auf der Bühne hinter sich brachte, begannen wir weitere Fotos zu machen, das ganze Team war mittlerweile aufgetaucht, inklusive sieben weiteren Gästen aus der Schweiz. Nach dem Essen durften wir auch noch auf die Bühne um zu gratulieren, dann war der Teil auch abgeschlossen und wir gingen nach Hause. Vermutlich fanden noch viele weitere Zeremonien statt, im kleinen Kreise. Viel gibt’s da aber nicht zu tun, ausser da zu sitzen und zuzuschauen.

Also zurück nach Hause, alles packen und zurück in die Schweiz, mit vielen Erfahrungen, Fotos und indischem Essen reicher.

Zurück nach Chennai und weiter nach Hyderabad

(Freitag, 17. Mai bis Samstag 25. Mai)

Als wäre ich nie weg gewesen. So fühlte es sich an, wieder zurück nach Chennai zu kommen.

Etwas hat sich in der Zwischenzeit getan, noch nie zuvor war ich annähernd so schnell durch die Visakontrolle. Dafür dauerte es entsprechend länger, bis ich meinen Koffer hatte. Doch auch das trübte meine Wiedersehensfreude nicht! Trotz der mitternächtlichen Zeit machte ich mich zu Hause hungrig über die frischen Mangos her, lange hatte ich darauf gewartet!

Samstag war gemütlich, ausschlafen ausräumen im neuen Zimmer, Gym anschauen und ausprobieren für eine Stunde auf dem doch eher kleinen Indoorrad. Sogar ein Pool gibt es hier in dieser Überbauung, echt toll! Der Bademeister meinte, der Pool ist 50 m lang. Meine Schwimmzeiten sind also besser als je zuvor 

Am Abend hatten wir uns zum Essen im Hilton verabredet. Als ich aus dem Auto stieg, begrüsste mich Rajinikanth freudestrahlend. Ich plauderte mit weiteren Angestellten bis ich im Restaurant auf Anand traf. Mittlerweile zum Manager befördert hatte er uns einen Tisch reserviert und servierte mir einen kleinen Nachtisch mit dem Schriftzug “Welcome Home”. Sprachlos! Nach über zwei Jahren werde ich immer noch so verwöhnt! Mein Lieblingsessen war auch bald bereit und so genoss ich mein Paneer Butter Masala mit Malabar Parotta mit breitem Grinsen. Die Portion war gross, entsprechend voll lag ich danach zu Hause auf dem Sessel vor dem Fernseher, immer noch glücklich.

 

 

 

 

Rührei, Rusk und Chai zum Frühstück, zusammen mit frischen Mangos. Hab ich schon erwähnt dass ich verwöhnt bin?

Wir holten Lorena und Bernadette im Hilton ab, natürlich konnte ich es nicht lassen, noch mit den Jungs am Empfang zu sprechen. Zu lange hatte ich sie nicht gesehen und ich wurde sogar an der Stimme erkannt, so dass auch der Letzte aus dem Büro rauskam. Alle kenne ich mittlerweile nicht mehr, mit einigen (auch Ehemaligen) bin ich immer noch im Kontakt.

Heute war Shopping angesagt, wir drei Mädels brauchten Kleidung für die anstehende Hochzeit. Einige Zeit und Nerven später hatten wir Sarees und was sonst noch nötig ist, sehr toll! Ich hatte mich schon lange auf Avengers gefreut und diesen Film in Indien zu sehen ist etwas Gigantisches. Das Publikum feiert lauthals mit, klatscht und pfeift und unterstützt so die Helden auf der Leinwand. Ein Erlebnis, das ich immer wieder geniesse!

Sehr früh ging es am Montag Morgen nach Hyderabad, ich muss ja auch mal arbeiten. Hyderabad ist ca. 1:20 h Flug von Chennai entfernt. Bürozeiten sind hier von 11 bis 20 Uhr. Ich konnte also noch etwas Schlaf nachholen, bevor ich im Büro erwartet wurde.

Es sah ungefähr so aus wie erwartet: Grossraumbüros, überall mal wieder ein paar Wachmänner und Putzfrauen und ganz viele Inder. Der Kleidungsstil ist lockerer als ich es gewohnt bin. Sehr schön. Ich traf die ersten Teammitglieder, die die Schweiz unterstützen und verbrachte den ganzen Tag damit, weitere zu treffen. Endlich lernte ich auch einen langjährigen Kollegen mal persönlich kennen. Er hatte den gleichen Wechsel ein paar Monate vor mir gemacht. Ich sollte noch weitere treffen, der Wechsel von gelb zu grün ist auch hier nicht ungewöhnlich.

Es reichte zwischendurch für ein paar Puffs aus der Kantine, später für eine Schale frische Früchte und Chai. Als ich abends im Hotel nach einem Chauffeur fragte, wurde ich einem zugeteilt, der schon unterwegs war und so lernte ich auf dem Heimweg eine Deutsche kennen, die für drei Monate in Hyderabad ist. Nach einem Essen im Hotelrestaurant war ich erst ca. 22:30 im Zimmer, ungewohnt spät.

Dienstag begann mit 50 Minuten auf dem Laufband mit schmerzfreien Intervallen, gefolgt von einer Stunde Yoga am Pool, offeriert vom Hotel. Den Weg ins Büro kannte ich bereits, so war ich dann auch etwas früher dort. Mein Meetingmarathon ging weiter, ich lernte nun auch die Chefs etc. kennen und begann, mein Offshore Netzwerk wieder aufzubauen. Das hatte ich in den letzten Monaten stark vermisst! Und mit etwas Schokolade (ok, ein paar Kilos) funktionierte auch meine Bestechung, meine indische Seite gemischt mit Schweizer Tradition.

Zum Mittagessen gab es ein Paneercombo mit Parotha (einer Art Brotfladen) in der Kantine, für INR 70 (ca. CHF 1), lecker! Zum Abendessen versuchten wir dieses Mal das indische Hotelrestaurant, auch sehr lecker, aber ich fühle mich nicht sehr gut wenn ich erst nach 21 Uhr esse.

Mittwochs probierte ich den Pool aus. Wer kommt auf die Idee, die Länge bei 27 m festzulegen? Ich musste früher aufgeben, der Chlorgehalt war zu hoch, den Geschmack im Mund brachte ich den ganzen Tag nicht mehr los. Auch nicht mit meinen unzähligen Chais für INR 10 nicht.

Das Highlight des heutigen Tages war, dass ich vom K Block, in dem meine Teams arbeiten, in den F Block musste. Entweder Shuttle mit dreimal umsteigen oder Uber. Einfache Entscheidung. Dafür musste ich feststellen, dass in Hyderabad anderes Hindi gesprochen wird als ich es kenne. Mit viel Geduld haben wir uns dann doch verstanden. Unser sehr kleines Team im F Block arbeitet wegen der USA von 14 bis 23 Uhr und muss übrigens alle Anfragen innert 4 Stunden bearbeiten. Ich bin beeindruckt! Und genau heute hatte ich keine Schokolade dabei!

Donnerstag begann abgesehen von erbarmungslosen 90 Minuten Netflix ähm Velofahren vor dem Frühstück normal. Zum Abendessen hatte ich mit einem indischen Kollegen abgemacht. Auf seinem Motorrad hatte er ganz klar mehr Angst als ich, ich wäre viel schneller gefahren. Im Restaurant neben dem Hotel bestellten wir einmal mehr sehr leckeres Essen, einmal mehr ass ich viel zu viel! Er zeigte mir anschliessend noch die neuen Büros, zwei riesige Gebäude stehen bereits, das dritte ist im Bau. Da sollen dann mal alle unzähligen Mitarbeiter einquartiert werden.

Freitag: Pool, Gym, Frühstück, Büro. Schon fast Alltag. Heute musste ich noch die restliche Schokolade loswerden und schaffte es auch, beim “walk in IT” Schalter meine Computerprobleme hoffentlich so zu beheben, dass ich nächste Woche problemlos von zu Hause aus arbeiten kann. Ich genoss die letzte Früchteschale, mehr konnte ich eh nicht essen nach dem gestrigen Festmahl. Ich bestellte den Fahrer, mit Umweg über Block F, für die letzte Schokolade. Soviel Fleiss soll nicht unbelohnt bleiben. Und genau dieses Team wird diesen Monat noch viel zu tun haben.

Sehr früh war ich wach am Samstag, um 6 Uhr holte mich Manoj ab. Er hatte mich im Dezember 2016 über die Ziellinie des Chennai Triathlon gezogen. Heute joggten wir zwei Runden durch den Park. Meine erste gemeinsame Laufrunde seit 1.5 Jahren! Die Hitze machte sich dann noch bemerkbar, ich war froh um die vielen Wasserspender entlang unserer Runde. Viele waren zu Fuss unterwegs, die meisten spazierend oder in einem Aussengym (also ein paar Geräte auf einer Wiese oder so). Manoj durfte mich dann offiziell in den Hotelpool begleiten und ich gab ihm einige Tipps zu seinem Schwimmstil. Dafür hatten wir uns ein leckeres Frühstück verdient!

Er musste noch einkaufen, ich ging mit und begann schon mal, Shirts für die Kinder zu kaufen, Avengers sind hier auch hoch im Kurs!

Schnell hatte ich gepackt, erreichte den Flughafen und nachdem die Handgepäckröntgenmaschine (oder wie heisst das Ding?) wieder repariert war, gab es sogar noch einen Snack vor meinem Heimflug nach Chennai

Gemütlich in Chennai

(Montag 20. August bis Freitag 24. August)

Zurück in Chennai wurde ich wieder am Flughafen abgeholt, wie schön! Den Rest des Tages verbrachte ich gemütlich, es sind ja Ferien.

Am Dienstag hatte ich mich mit einem Freund aus dem Büro verabredet, er ist einer der wenigen sportlichen Inder die ich kenne. Das Resultat ist, dass er mit mir im Mai 2019 an den Genfer Halbmarathon gehen will. Wir werden sehen! Wir genossen Egg Chili und Bier in einer Hotelbar gegenüber von seiner Wohnung, etwa 1 km vom Büro entfernt. Trotzdem geht er täglich mit dem Auto, wegen der Hitze. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, in Chennai vermisse ich immer die Bewegung. Gefühlt bin ich nie draussen, ich gehe aus dem Haus ins Auto und von dort aus ins nächste Gebäude. Auch jetzt war es noch täglich zwischen 30 und 35 Grad, die Strassen waren sowieso in schlechtem Zustand, es hätte also eh keinen Grund gegeben, draussen spazieren zu wollen.

Ich kann nicht nach Chennai gehen ohne „mein“ Team zu besuchen, selbstverständlich mit etwas Schokolade (die einen beträchtlichen Teil meines Gepäcks ausmachte). Ich freute mich sehr, das Team zu sehen. Diejenigen, die ich trainiert hatte, werden demnächst befördert, das freute mich sehr zu sehen, wie sie sich weiterentwickelt hatten! Ich plauderte auch mit anderen, schliesslich war seit meinem letzten Besuch wieder viel Zeit vergangen. Drei Stunden später verliessen wir das Büro auf der Suche nach etwas zu essen.

Am Abend fand der Empfang der Hochzeit in Kerala statt. Die Familie des Bräutigams wohnt in Chennai und die beiden hatten sich ja auch hier kennengelernt. Auf der Einladung stand, dass es ab 18.30 Uhr beginnt. Wir waren ca. 19.15 dort und es lief noch nichts. Viele Familienmitglieder freuten sich, mich wieder zu sehen, ich hatte mir keinen Namen merken können. Der Empfang fand in einem Saal statt, vorne eine Bühne, auf der Seite ein DJ, hinten beim Eingang wurden Getränke verteilt. Wir sassen eine Weile rum, dann kam das Brautpaar rein, setzte sich auf die Bühne und die Fotosession begann. Nach ca. 30 Minuten stellten wir uns in die Reihe für die Fotos, als mich eine Mitarbeiterin von Hilton Chennai ansprach. Es komme sonst niemand mehr, meinte sie. Ich schätze, wir haben uns wegen der lauten Musik und der Sprache missverstanden, denn am nächsten Tag erhielt ich Nachrichten der Hilton Mitarbeiter, warum ich denn nicht dabei gewesen war. Egal, wir machten ein paar Fotos und machten uns dann auf den Heimweg. Es sah nicht so aus als ob noch viel laufen würde, worauf es sich lohnte zu warten, ausser dem Abendessen. Als Abschied gab es noch ein Geschenk, was hier üblich war; eine kleine Blechschale mit den Zutaten für Pan, das von vielen v.a. nach dem Essen gekaut wird. Ich hatte es einmal probiert und schlechte Erinnerungen daran.

Leider hatte ich am Mittwoch nicht alle im Büro getroffen, zwei waren krank, also ging ich am Donnerstag noch einmal vorbei. Anschliessend ein leckeres Mittagessen im Shopping Center, die letzten Einkäufe und dann musste ich schon wieder packen. Da die Schokolade nun draussen war, hatte ich genügend Platz für die Tshirts für die Kids, Nüsse und Gewürze. Vielleicht sollte ich ein Import/Exportgeschäft eröffnen……

Die Nacht war kurz, um 4 Uhr war ich am Flughafen, um 5.30 Uhr verliess der Flieger indischen Boden in Richtung Europa. Ich schlief etwas, erwachte als Frühstück vor mir stand und schaute fern. Immerhin funktionierte der Bildschirm dieses Mal problemlos. Anscheinend war ich beim Buchen des Fluges nicht ganz bei der Sache gewesen, denn in London musste ich den Flughafen wechseln. In Heathrow wurde mir erklärt, dass ein Uber die einfachste Möglichkeit sei, an den Flughafen City zu gelangen. Das kostete mich zusätzliche 77 GBP, ersparte mir immerhin zweimaliges Umsteigen mit der günstigeren U-Bahn. Auch das klappte tadellos und bald war ich zurück im schönen Hermikon.

(Die Radwege in Chennai wurden besser, die Schilder definitiv! :-))

Hochzeit in Kerala

(Mittwoch, 15. bis Montag, 20. August 2018)

Am Unabhängigkeitstag war viel Regen angesagt, ich war sehr müde und hatte Bauchprobleme, daher schlief ich den meisten Teil des Tages zu Hause. Dafür sind Ferien ja da ☺️

Am Donnerstag verbrachten wir etwas Zeit unterwegs draussen und im Shopping Center, schliesslich brauchte ich noch etwas zum Anziehen am Wochenende, es soll ein Kerala Saree sein. Im Fernsehen lief konstant das Neuste zum Hochwasser in Kerala. Es wird als das Jahrhunderthochwasser bezeichnet. Starke Regenfälle brachten das Mehrfache an Regen, was die Dämme an ihre Kapazitätsgrenzen brachte, so dass diese mindestens teilweise geöffnet werden mussten. Alvin war vor Ort bei seiner Familie, die auf einem Hügel neben der Kirche wohnten. Er half wo immer er helfen konnte. Navin’s Familie war noch zu Hause, das Wasser stieg jedoch auch bei ihrem erhöhten Haus immer näher an die Eingangstreppen. Nachbarn waren bereits zu ihnen geflüchtet. Ein umgefallener Baum stellte den Strom im Haus ab. Nach einiger Zeit sahen sie sich gezwungen, so viele Habseligkeiten wie möglich ins obere Stockwerk zu bringen und flüchteten mit einem Boot in den Süden, zu anderen Verwandten.

Am Freitag sah ich endlich mal wieder den Strand. Am Elliot Beach war ich damals oft zum joggen, mit vielen anderen Läufern, denen meine Hautfarbe egal war. Heute waren kaum Menschen am Strand, sehr ungewöhnlich. Dafür viele Helfer, die den Strand säuberten. Das war auch sehr nötig. Am Abend ins Kino für einen weiteren Film. Alles sehr gemütlich.

 

 

Am Samstag brachte mich Navin an den Flughafen, ich flog nach Mangalore und wurde dort von drei Jungs abgeholt, Freunde der Braut. Für sie waren die Anweisungen einfach: Nehmt die vermutlich einzige weisse Frau am Flughafen mit:-P Drei Stunden Autofahrt über zum Teil katastrophale Strassen später hatte ich Frau und Schwiegermutter des Fahrers und die Brüder der zwei anderen gesehen. Alle wollten mich wohl sehen und riefen via Video an. An einem einfachen Hotel liessen sie mich raus, am Abend sollte mich jemand anders abholen. Ich ruhte mich etwas aus und spazierte dann ins nahegelegene Shoppingcenter. Es war klein und hatte vermutlich noch nie eine weisse Person gesehen. Draussen sammelten sie mit kleinen Eimern Geld für die Hilfe des lädierten Staates, die Soforthilfe und der Wiederaufbau sind kostspielig. Ich machte meinen Besuch sehr kurz und kehrte bald mit Cola und Snacks zurück in mein Zimmer. Nach langem Suchen hatte ich immerhin einen englischsprachigen Newssender gefunden, die anderen Sender verstand ich nicht. Meine Kenntnisse in Malayalam (Sprache in Kerala) begrenzten sich auf eine Handvoll Worte, zudem wird die Sprache so schnell gesprochen. In Tamil (Sprache in Tamil Nadu, Staat um Chennai) kann ich ein paar Sätze sagen, vor allem um mich mit einem Fahrer zu verständigen. In Hindi (wird im Norden Indiens gesprochen, ist nicht die Nationalsprache Indiens) kann ich manchmal sogar den Zusammenhang eines Gespräches erraten, kann aber auch daran liegen, dass immer mal wieder ein englisches Wort vorkommt.

Wie erwartet kam mein Fahrer am Abend verspätet, der erneute Regen verschlechterte die Sicht auf der kaum beleuchteten Strasse. Als Erinnerung: In Indien heisst die Zeitzone IST, Indian Standard Time, was öfters als Indian Strecheable Time bezeichnet wird. Ashok ist der Mann einer Cousine von Reshma, der Braut (oder so), sein Englisch war sehr gut, er arbeitet in Dubai, das machte es einfacher für mich mit ihm zu kommunizieren. Bei der Braut zu Hause traf ich auf ca. 60 Familienmitglieder und Nachbarn. Sie machten Fotos, sassen beisammen und plauderten. Mich setzten sie in ein Zimmer mit Tee und hausgemachtem Gebäck, Ashok’s Frau Soumya malte mir ein Mehendi auf die linke Hand und später assen wir draussen von Bananenblättern. Der Bräutigam und seine Familie waren noch nicht eingetroffen. Wegen den Überschwemmungen in Kerala war der Flughafen in Kochi geschlossen, die Züge und Busse gestrichen und die Strassen nicht einfach zu bewältigen. Daher hatte die Familie des Bräutigams einen Bus gemietet und war in Chennai losgefahren. Unterwegs mussten sie noch auf einen Ersatzbus warten, da ihrer einen Platten hatte. Ereignisreiche Stunden später erreichten sie spätabends endlich den Ort des Geschehens. Es gab weitere Fotos mit Freunden und Familie, dann setzte mich Naveen, der Bräutigam, zu seinen Hilton Kollegen ins Auto, sie wohnten im gleichen Hotel. Nach Mitternacht war ich dann endlich im Bett.

Am Sonntag erwachte ich früh, irgendwo wurden Möbel herumgeschoben, um 6 Uhr. Dann musste ich feststellen, dass es im Hotel kein heisses Wasser gab für die Dusche. Da die Temperatur draussen wohl nie unter 25 Grad fällt, ist kaltes Wasser nicht so kalt, wie wir es uns in der Schweiz gewohnt sind, also durchaus aushaltbar. Im Esssaal wurde ich etwas komisch angeschaut, als ich nach Frühstück fragte, trotzdem erhielt ich kurz darauf eine Portion Dosa mit Sambar und Tee.

Als nach einer Stunde immer noch niemand eingetroffen war, um mich zum Festsaal zu bringen, tauchten die Hilton Kollegen auf und erbarmten sich. Ich hätte ja auch gerne eine Rickshaw genommen, wenn ich die Adresse gewusst hätte, aber keine Ahnung, ob diese Fahrer englisch lesen können. Mit Hilfe erreichte ich dann doch noch früh genug den Ort des Geschehens, da ich ja mich noch umziehen musste bzw. ich brauchte Hilfe beim Anziehen des Sarees. Etwa 10 Frauen hatten sich mit der Braut in einem Zimmer verkrochen, schminkten sich oder kümmerten sich um den Saree, die Frisur oder den Schmuck von Reshma. Abwechslungsweise halfen mir 4 Frauen, bzw. sie machten alles und ich versuchte mich korrekt (nicht) zu bewegen. Leider stellte ich erst viel zu spät fest, dass sie meinen Saree verkehrt rum angezogen hatten, die Stickereien waren also von der Hinterseite zu sehen. Es gab Schlimmeres!

Ich wurde also gut angezogen in den Saal geführt und auf einen Stuhl gesetzt. Der Saal ist mit einer unserer Mehrzweckhallen vergleichbar: Eine Bühne, links und rechts davon eine kleine Treppe nach oben. Davor eine grosse (!) Anzahl von fix installierten Stühlen. Ich plauderte etwas mit dem Mann neben mir, sein Kind war krank und es schaute mich mit grossen Augen an. Immer mal wieder kam jemand (Un)Bekanntes vorbei um etwas zu fragen oder so, ansonsten blieb ich sitzen. Dann begann die Prozedur, ohne grosses Aufsehen und ohne Ankündigung. Reshma folgte einer Reihe von ca. 20 Frauen auf die Bühne, lief ein paar Mal um die kleine Bühne auf der grossen Bühne herum und setzte sich. Dann machte Naveen das gleiche und setzte sich zu seiner Zukünftigen. Ohne Ansprache, Musik oder sonst etwas, das darauf aufmerksam machte, dass jetzt das Wichtigste beginnt, wurden die Hochzeitszeremonien vollzogen, Blumenkränze und Ringe ausgetauscht und eine Art Schnur geknüpft („tie the knot“). Dazwischen und rundherum waren viele Familienmitglieder, die immer mal wieder dreinzureden schienen, mehrere Fotografen mit Unterstützung, die allen sagten wer wo was zu machen hatte und sonst noch so einige; ich hatte den Überblick verloren. Ich sass gemütlich da, lächelte allen zu und wartete geduldig, bis mich jemand auch auf die Bühne holte für Fotos. Zuvor wurde ich jedoch gebeten, mit den „Älteren“ (ich lass das mal so stehen) das Brautpaar zu segnen. Nach kurzer Einführung stellte ich mich also vor diese beiden hin, nahm etwas Reis vom Teller nebenan, streute es über beide Köpfe und gratulierte ihnen. Alle freuten sich, also hatte ich nichts Falsches gemacht. Weiter ging es mit allen möglichen Fotos und Selfies. Als Soumya mir ihren Schmuck borgte, brachte sie sogar den offiziellen Fotograf mit, der mich anwies, wie ich zu stehen hatte für die Fotos.

  

Nach unzähligen Fotos mit Cousinen, Onkeln, Tanten und sonstigen Verwandten, die mehr oder weniger Englisch sprachen gingen wir in den unteren Stock, wo das Essen serviert wurde. Ein Bananenblatt auf dem Tisch, dann servierten verschiedene Männer jeweils einen Teil des Essens, bis ich eine grosse Auswahl an Reis, Curries und anderen Leckereien vor mir hatte. In die Becher füllten sie neben Wasser noch zwei Sorten Payasam, eine Art Gries, als süsses Dessert. Jemand füllte mir gewürzte Buttermilch in die Hand, nicht mein Stil, daher lehnte ich die zweite Portion ab. Mittlerweile war ich ziemlich geübt, mit der Hand zu essen, trotzdem war ich langsamer als die Lokalen. Nach dem Essen gab es noch ein Selfie mit einem der „Kellner“, dann folgte ich den anderen zu den Waschbecken. Da es keine Servietten gab und die rechte Hand ja das Besteck ersetzte, hatte mindestens ich etwas Wasser nötig (ja, auch nach mehrfachem Ablecken aller Finger).

Dann waren irgendwie immer weniger Menschen da, einige stiegen in einen Car und die eine Cousine, die sich bisher um mich gekümmert hatte, brachte mich wieder zu den Hilton Jungs, anscheinend war die Hochzeit vorbei. Ich hatte das nicht wirklich verstanden und hatte mich daher nicht verabschiedet, zum Glück sehe ich das Brautpaar in ein paar Tagen in Chennai wieder.

Nachdem wir uns alle bequemere Kleider angezogen hatten, nahmen mich die Jungs mit zum Bekal Fort. Sie hatten zum Glück ein grosses Auto gemietet, in dem ich auch locker Platz fand. Mit viel Fragen fanden wir das Fort, wo ich als Fremde mal wieder gut das Zehnfache als Eintritt bezahlen musste (25 INR vs. 300 INR (=5 CHF)). Wir schlenderten durch das Fort, machten unzählige Selfies und hatten viel Spass, bis sie uns rausschmissen, die Öffnungszeiten waren vorbei. Einer der Jungs hatte noch nie das Meer gesehen, also war die nächste Station der Strand neben dem Fort. Ich war nicht die Einzige, die sich auf die Wellen freute und stundenlang dasitzen und zuschauen konnte.

Eine Spezialität in Kerala ist Toddy, eine Art Palmwein, der aus Kokospalmen gemacht wird, jedoch nicht immer überall gern gesehen wird. Ich hatte schon viel davon gehört, wie auch die Jungs, also war das unser nächstes Ziel. Hier konnten wir jedoch nicht offen fragen, deshalb dauerte es etwas länger, bis wir einen Toddy Shop gefunden hatten. Dort wurden wir in ein Hinterzimmer geführt und sie stellten verschiedene Flaschen auf den Tisch. Ich probierte den normalen Toddy wie auch den Süssen, beide jedoch nicht mein Stil. Einige der Jungs leerten mehrere Gläser in kurzer Zeit und nahmen noch mehrere Flaschen mit ins Hotel. Nicht so der Fahrer. Ich hatte ihnen schon angedroht, dass ich sonst das Steuer übernehmen würde, mir wurde dann gesagt, dass Mallus (Personen aus Kerala) die besten Fahrer seien, das zeigte unser Fahrer dann auch, wir erreichten unsere Ziele schnell.

In einem Restaurant assen wir grosse Portionen Panneer Butter Masala, verschiedene Chicken Curries und viele Parottas, sehr lecker. Sie hatten zu viel bestellt, ich war froh zu sehen, dass sie sich den Rest einpacken liessen. Vermutlich werden sie hungrig sein, wenn der ganze Toddy getrunken ist….

Am Montag hatten sich meine Fahrer auch wieder verspätet, aber da wir früh losgefahren sind, erreichten wir den Flughafen in Mangalore trotz einem Frühstückshalt pünktlich. Die Jungs sprachen kaum mit mir, nur einer konnte ein paar Worte Englisch, trotzdem wollten sie noch Selfies am Flughafen machen. Ich beginne mich zu fragen, auf wie vielen Bildern auf Facebook ich wohl bin….

Mumbai

(Montag, 6. August bis Dienstag, 14. August 2018)

Ohne einen Gedanken ans Büro, sondern mit Vorfreude auf drei Monate Urlaub stand ich einmal mehr am Flughafen in Zürich.

16 Stunden später stand ich in Chennai am Einreiseschalter, nur 10 Personen vor mir. Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis ich endlich an der Reihe war. Immerhin war mein Gepäck dann schon bereit. Draussen wurde ich von Navin abgeholt und war um 6 Uhr früh zu Hause im Bett.

Es wartete ein gemütlicher Tag, ausschlafen, Chai trinken, einfach entspannen. Alvin kam früh von der Arbeit nach Hause, das Büro wurde mal wieder früher geschlossen. Der Oppositionsleader Karunanidhi ist mit 94 Jahren gestorben, nach gut 60 Jahren in der Politik. Zusammen mit MGR und Amma (Jayalalita), die im Dezember 2016 starb (siehe früherer Artikel) hat er die Politik Südindiens geprägt. Aus Angst vor Unruhen wurden alle nach Hause geschickt und am nächsten Tag blieben entsprechend alle Geschäfter geschlossen, für die Mitarbeiter war Home Office angesagt. Somit ein weiterer gemütlicher Tag, unterbrochen von einem ausgiebigen Lunch im Feathers Hotel (die meisten Restaurants waren geschlossen).

Früh am Donnerstag brachte uns Alvin an den Flughafen, Navin und ich hatten 5 Tage Mumbai gebucht. Das Hotel hatte online besser ausgesehen und war leider auch etwas weiter entfernt von den Hauptattraktionen.

Nach einem Tee auf der Dachterrasse erreichten wir das Gateway of India mit einem Uber Fahrer. Das Wahrzeichen von Mumbai zog viele Menschen an, jedoch nur sehr wenige Weisse, so wurde ich auch hier für Fotos gefragt. Gleich nebenan ist das Taj Hotel, das 2008 zum Ziel terroristischer Angriffe wurde und für viele Inder eine Art Mahnmal darstellt. Wir spazierten dem Meer entlang und genossen angenehme Temperaturen (knapp 30 Grad verglichen mit den über 35 Grad in Chennai).

 

Mumbai ist bekannt für den Street Food. Direkt vor dem Hotel gab es eine gute Auswahl an Chai, Samosa, Pakora und anderen Leckereien. Dies diente uns mehrmals als Abendessen oder Snack.

 

 

Am Freitag holte uns Mansi, eine ehemalige Kollegin aus Chennai, vor dem Hotel ab. Nach einer knappen Stunde erreichten wir die Elefanteninsel, wo uns ein Guide durch die Höhlen führte. Die Shiva Statuen wurden durch die ankommenden Portugiesen beschädigt, ich kann mir vorstellen, wie imposant sie nach der Erstellung ausgesehen hatten. Auf der Insel leben ca. 1200 Personen, sie leben v.a. vom Tagestourismus. Die dort lebenden Affen haben gelernt, Petflaschen zu öffnen und klauen diese mit Vorliebe von Touristen. Am Hafen liegt sehr viel Abfall herum, auch das Meer lädt nicht zum Baden ein, sehr traurig. Gegen Ende der Bootsfahrt setzte Regen ein, wie momentan fast jeden Tag hier in der Regensaison. Zwei Stunden später erreichten wir auch endlich unser Hotel, der Feierabendverkehr ist auch in Mumbai sehr intensiv und langsam.

 

Für den Samstag hat Mansi einen Ausflug in die Berge geplant. Die Fahrt nach Lonavala dauerte gut drei Stunden. Zuvor hielt sie noch am Strassenrand für ein Emmissionszertifikat, das hier alle 6 Monate erneuert werden müsste. Das scheint hier also einfach jemand am Strassenrand aus seinem Auto heraus zu machen. Nach dem Stadtverkehr folgte eine ruhigere Autobahn, schlussendlich fuhren wir durch enge Kurven den Berg hoch. Der Regen wurde stärker, die Sicht schlechter. Am Tiger Point parkten wir auf einem holprigen Parkplatz, retteten uns unter eine mehr oder weniger dichte Plane zu einem kleinen Essensstand. Während es draussen regnete und windete, wurde uns Pakora und Chai serviert. Wir nutzten eine regenfreie Minute für ein paar Fotos draussen, bevor wir uns wieder auf den langen Rückweg machten. Ich bin froh, muss ich nicht jeden Tag 6 Stunden im Auto sitzen, um etwas zu sehen.

 

 

Auch der Sonntag begann mit Regen, irgendwann wurde es besser und wir spazierten dem bekannten Pier entlang, Queen’s Necklace genannt. Auf dem Rückweg setzte starker Regen ein. Bis wir einen Unterschlupf fanden waren wir schon ziemlich nass. Ein Taxi brachte uns zurück ins Hotel, die Schuhe werden nicht trocken werden, bis wir wieder nach Hause gehen. Mansi und ihre Freunde trafen uns um 21.30 Uhr (mit 90 Minuten Verspätung) zum Abendessen, sehr leckeres indisches Essen.

 

 

 

Im nördlichen Teil von Mumbai ist der Sanjay Gandhi Park, wo zur Zeit 46 Leoparden geschützt werden und so auch weitere Tiere einen Platz finden. Wir machten eine Tour durch den Park, in dem auch ca. 2000 Menschen in 11 Dörfern leben. Neben Ziegen und Hirschen besuchten wir die Kanheri Höhlen, die Buddhisten als eine Art Kloster nutzten. Es regnete immer mal wieder leicht, die Temperatur war angenehm.

Zum Mittagessen waren wir bei Ponnu, einer weiteren ehemaligen Arbeitskollegin eingeladen, sie hatte extra für uns gekocht. Es war schön, sie nach über 1.5 Jahren mal wieder zu sehen.

 

Im hinteren Teil des Hotel hatten wir 5 sehr junge Welpen entdeckt, ich besuchte sie regelmässig und war erfreut zu sehen, dass sich die Mutter auch gut um die Kleinen kümmerte.

Am Dienstag flogen wir zurück nach Chennai, wo in der Regen mittlerweile auch angekommen war. Die vielen grossen Löcher auf den Strassen waren teilweise schon mit Regen gefüllt, als wir am Abend ins Einkaufszentrum zum Kino fuhren. Wenige regenreiche Stunden später hatte sich das Wasser auf fast allen Strassen gesammelt, zum Teil 20 cm. Zahlreiche Motorradfahrer mussten ihr Zweirad stossen, das war zuviel Wasser für ihre Maschinen. Bleibt zu hoffen, dass am morgigen Unabhängigkeitstag alles normal laufen würde.

 

 

Lima und zurück

(Donnerstag, 23. November – Samstag, 25. November 2017)

Müde waren wir, aber pünktlich am Flughafen. Der Start der Fliegers nach Lima verzögerte sich um ca. eine Stunde, was wir zum Dösen nutzten. Mit allem Gepäck, aber ohne Franziska‘s Halstuch fanden wir schnell ein Taxi in die Innenstadt Limas. Nach einer Dreiviertelstunde erreichten wir das Hilton Miraflores, eines der schöneren Hilton, die ich gesehen habe. Wie erwartet erhielten wir ein Upgrade, das Zimmer war sehr schön und gross. Wir wurden verwöhnt!

Als Erstes holten wir uns in der Lounge ein leckeres Mittagessen, dann liessen wir uns vom freundlichen Concierge erklären, wo der nächste Buchladen ist. Ich hatte (mal wieder) mein und auch Franziska‘s Buch gelesen und brauchte Nachschub. Wir fanden auf Anhieb einen Shop und ich ein gutes Buch, nur um dann an der Küste vorne direkt in eine Buchmesse zu laufen. Es war ein grösseres Einkaufszentrum dort und wir reduzierten unseren Bargeldbestand noch etwas mit Souvenirs für uns. Dann mieteten wir zwei Räder (Franziska‘s Zweites hatte dann auch genügend Luft) und so suchten wir den Weg via Radweg. Das war gar nicht so einfach, vor allem weil wir uns vorgestellt hatten, dass wir unten am Meer fahren würden, nicht nur oben an den Klippen. Tatsächlich fanden wir eine geeignete Strasse hinunter, aber das Überqueren der sechsspurigen Strasse (Autos mit 80 km/h) war dann doch abenteuerlicher als angenommen. Wir meisterten auch das und radelten in Sand und Kies und auf dem Gehsteig, vorbei an Surfern, die im Meer auf die grosse Welle warteten. Irgendwann realisierten wir, dass die schönen Parks und Statuen oben auf den Klippen waren. So mussten wir das Rad den Berg hoch stossen/tragen.

Oben fanden wir dann auch bald den Leuchtturm und freundeten uns mit den doch nicht ganz so schlechten Velowegen an. Weiter fuhren wir durch hübsche Pärke, an Tennisplätzen vorbei und genossen das schöne Wetter. Nach einer guten Stunde gaben wir die Räder zurück und kehrten ins Hotel zurück.

Auf dem Dach waren zwei kleine Jacuzzis und ein Infinity Pool, die ich ausprobieren musste. Trotz dem Wind war es herrlich hier oben!

Sergio von der Lounge empfahl uns ein leckeres Restaurant namens Punto Azul, wo wir sehr feine Meeresfrüchte serviert bekamen. Die Portionen waren gross, entsprechend bald fielen wir müde ins Bett.

Auch zum Frühstück wurden wir in der Lounge verwöhnt. Anschliessend liefen wir durch die Strassen von Lima, fanden eine schöne Kirche, ein Restaurant namens Panchita für Franziska’s Fotos und schlussendlich kamen wir wieder an der Küste an. Bei schöner Aussicht tranken wir etwas, bis ein Peruaner anfing, mir Zaubertricks vorzuzeigen. Es stellte sich heraus, dass seine Frau aus der Romandie kommt. Schweizer sind überall.

Entlang der Klippen war ein Park am anderen. Immer mal wieder waren Kunstwerke zu sehen, überall gab es Sportgeräte. Wir liessen die aus und spazierten gemütlich umher.

Dann hiess es schon wieder packen, so richtig diesmal! Ein Taxi brachte uns an den Flughafen, wo Franziska die letzten Soles ausgab.

Mit einer Stunde Verspätung starteten wir in Lima in Richtung Europa. Die meisten der 12 Stunden schliefen wir, trotz der Turbulenzen. Paris erreichten wir pünktlich. Aber auch der Weiterflug war verspätet. Der Pilot erinnerte uns während der Turbulenzen daran, dass wir alles im Flugzeug lassen sollen, falls eine Evakuierung notwendig wäre. Hätten wir in Südamerika bleiben sollen?

In Zürich kam das Gepäck diesmal problemlos an, immerhin hatten wir nun alle Souvenirs.

Cusco Teil 2

(Dienstag, 21. November – Donnerstag, 23. November 2017)

Die Freude über das ebene Zimmer war bereits um 5 Uhr morgens getrübt, als die ersten ihre Rollkoffer über die Holztreppe hinunterzogen, neben unserem Zimmer. Ab dann lief es an der Rezeption rund und unser Schlaf war unruhig.

Wir genossen das Frühstück und sprachen mit denen an der Rezeption. So stellte sich heraus, dass sie uns nur noch für eine Nacht gebucht hatten. Wir verlängerten nochmals und erhielten wieder ein Zimmer ganz oben (ruhig und gute Internetverbindung!).

Später schlenderten wir durch die Gassen, wir wollten auf den Aussichtspunkt beim Christo Blanco. Beim Eingang angekommen liessen wir uns für eine Tour am nöchsten Tag überreden und spazierten stattdessen via Kirche San Christobal zurück. In Schokoladenshop von vor einer Woche genossen wir ein heisses Getränk und kauften noch einige leckere Souvenirs. Wir blieben auf unserem Shopping Trip, ich fand einen Pulli und wir nochmals mehr Schokolade.

Zum Mittagessen trafen wir Jan auf einer Dachterasse mit Blick auf die Kathedrale, schön in der Sonne. Das Essen war ausserordentlich lecker, aber auch teurer als andere Restaurants.

Bei Llama Path gaben wir die Duffelbags zurück und holten unsere verdienten Trinkflaschen ab. Aiben konnte meine Matte reparieren, daher liess ich sie ihm da. Ich werde mir eine neue kaufen.

Wir schlenderten weiter durch die Stadt, fanden sogar noch die Lippenpomade, die uns ein Guide wärmstens empfohlen hatte und gönnten uns dann noch etwas Ruhe.

Beim Abendessen trafen wir neben Jan auch wieder Tobi an, der noch einen klaren Hangover von der Vornacht hatte. Wir hatten die Einladung gestern abgelehnt, nach 3 kurzen Nächten im Zelt hatten wir endlich mal wieder schlafen wollen. In einer Disco waren Tobi seine Kreditkarte und 200 Dollar geklaut worden. Schade! Mit dabei war jetzt auch Bettina, die drei gehen morgen auf den Salkantay Trek für 4 Tage. Ihre Übernachtungen sehen viel besser aus als unsere Zelte, ev. etwas für die nächste Tour?

Das Essen im Green Point war wieder sehr lecker, wir liessen es uns gut gehen!

Pünktlich holte uns Santos nach dem Frühstück ab und brachte uns mit dem Taxi zu einem kleinen Ort. Dort übergab er uns an Octavia, die zwei Pferde für uns sattelte: Bronco (8 Jahre) für mich und Aguainti (Sonnenwasser, 10 Jahre) für Franziska. Die Pferde sahen besser aus als beim letzten Versuch in Baños und mir war versprochen worden, dass die Pferde gut versorgt sind und nicht über Asphalt laufen müssen. So ging es dann auch über einen engen Seitenweg mit Erde, Steinen und Holz nach oben. Bronco und ich verstanden uns gut und kamen gut voran.

Die Sehenswürdigkeit Tierra X, wo irgendwas mit Mumien der Inkas sein sollte, war wegen Unterhalt geschlossen. So ritten wir nur daran vorbei, um dann nach einer kurzen Strecke im Galopp (naja, oder einfach mal etwas schneller) beim Mondtempel anzukommen. Wir kletterten auf den Felsen, liefen zum Affentempel rüber, machten da ein paar Fotos und kehrten dann zu unseren Pferden zurück. Ich hatte mir den Ritt etwas länger vorgestellt, aber mein Hinterteil wird das später sicher danken.

Wir versuchten noch, Fotos von den Alpacas nebenan zu machen, aber sie waren zu scheu für ein Selfie mit uns. Dafür erklommen wir die letzten Höhenmeter zum Christo Blanco und wunderten uns einmal mehr, warum die Südamerikaner überall mit dem Auto hin mussten.

Müde kehrten wir ins Hotel zurück und dösten etwas, das tat gut! Anschliessend packten wir mal wieder unsere Siebensachen, es geht bald in Richtung Heimat zurück.

Für das Abendessen hielten wir uns an eine Empfehlung von PeruHop. Das Restaurant Nunes hielt, was uns versprochen wurde, das gesunde, lokal angebaute Essen schmeckte herrlich. Den letzten Abend auf grosser Höhe wollten wir noch geniessen, also spielten wir in einer Bar ein, zwei Runden eher schlechtes Billard. Dazu genossen wir die Musik und die Happy Hour, mit farbigen Drinks. Die Höhe und die drei Drinks waren für mich eher zuviel, angeheitert spazierten wir zurück ins Hotel. Von den angeblich gefährlichen Strassen in Cusco bekamen wir nichts mit. Wir hielten uns aber auch immer im Zentrum auf. Was mich hingegen eher störte waren die Menschen an jeder Ecke, die entweder Massagen oder Essen verkaufen wollten. Oder die traditionell angezogenen Frauen mit (kleinen) Lamas oder Alapcas, die die Tiere gegen ein Entgelt als Fotoobjekt hergaben. Nicht sehr tierfreundlich, meiner Meinung nach. Da sahen die streunenden Hunde noch fast glücklicher aus.

Im Hotel fehlte mal wieder der Strom an den 16 Steckdosen im Zimmer, nur schaffte es diesmal niemand, das Problem noch zu lösen. Egal, wir waren müde.