Rauchschwaden mit Schwefelgeruch

(Dienstag, 13. Oktober 2009)

Die Nacht war stürmisch. Der Wind pfiff um die Ecken und der Regen prasselte auf das Dach als ob wir im Zelt lägen.
Als ich am Morgen erwache, herrscht draussen absolute Stille. Der blaue Himmel lockt uns auch gleich aus dem Zimmer. Innert Kürze haben wir unsere Wandersachen angezogen und sind auf dem Weg auf den Vulkan. Der erste Teil des Aufstiegs ist sehr sandig und somit weich und mühsam. Der zweite Teil führt über Sandstein, zwischen dem einige Pflastersteine gelegt wurden, die meisten aber bereits weggewaschen sind und tiefe Furchen den Weg erschweren. Ganz oben wechselt der Untergrund zu normalem Stein in vielen Farben. Ein Solfatarenfeld ist auf dem Kraterrand angesiedelt. Die Rauschschwaden erschweren uns einen sicheren Tritt und eine gute Atmung.
Aber was nehmen wir nicht alles auf uns, um einige gute Fotos nach Hause bringen zu können. Ich schnappe mir Martin’s Makroobjektiv und widme mich den gelben und weissen Schwefelkristallen, besser gesagt den Wassertröpfchen in den Kristallen. Faszinierend!
Später stellen wir allerdings fest, dass es weiter unten einen Weg hat und somit der Gang zwischen den Solfataren hindurch kaum gestattet ist. Ich erinnere mich daran, dass ich in Island schon wissen wollte, ob man eine Schwefelvergiftung haben kann und was die Auswirkungen sind. Wenn ich da keine hatte, sind hier meine Chancen enorm gestiegen. Wo sind die Schweinegrippemasken, wenn man mal eine braucht?
Einige Meter weiter oben haben wir den höchsten Punkt erreicht (391 m ü.
M.) Der Wind ist hier sehr stark, ich fürchte um meine Mütze. Auf dem Abstieg kommen uns die ersten anderen Besucher entgegen. Sie mussten wohl alle Eintritt bezahlen, denn als wir hinaufstiegen, war die Kasse noch nicht besetzt. Glück für uns, dass die Kassenfrau beschäftigt ist, als wir absteigen.
Zurück in der Unterkunft essen wir etwas, dann wird Martin vom Sandmännchen besucht und ich lese mein Buch weiter. Die Vermieterin schickt mich auf die Terrasse auf dem Hausdach mit einem tollen Ausblick auf die umliegenden Dächer und das Dorf.
An Nachmittag spazieren wir zum Strand und den Klippen und schauen den Wellen zu. Heute ist “mare mosso”, unruhiges Meer, so dass nicht einmal die Tragflügelboote anlegen können. Das Dorf ist also noch ausgestorbener, da keine Tagestouristen vorbeikommen. Den ganzen Tag scheint die Sonne, aber durch die starken Winde ist es eher kühl.
Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Etwas versteckt werden wir fündig. Von aussen eher unscheinbar, aber innen hat das Restaurant einen hübschen Hof mit gedeckten Tischen. Die Pizzen sind sehr gut und wir sind dieses Mal auch nicht die einzigen Gäste.
Mit dem obligaten Gelato in der Hand stehen wir auf unserer Terrasse und bestaunen die Sternenvielfalt. Einfach unbeschreiblich! Mit immer noch gut gefülltem Magen ziehen wir uns in unser Zimmer zurück.

Auf der einsamen Insel

(Montag, 12. Oktober 2009)

Martin weckt mich um 6 Uhr, als der Zug auf die Fähre verladen wird und schleicht sich auch gleich nach oben auf das Deck. Ich räume mein Schlaflager, in dem ich eine unruhige Nacht verbracht habe. Martin kommt zurück und ich darf auch einen Blick auf das Meer und den Hafen von Messina werfen. Traumhaft!
Eine Stunde später treffen wir in Milazzo ein, wo uns auch schon ein Taxichauffeur erwartet und uns pünktlich zur Fähre bringt. Nach einer knapp einstündigen Fahrt legen wir in Vulcano an. Ausserhalb der Saison scheint hier nicht viel los zu sein. Wir spazieren in eine Seitenstrasse und finden in der Pension “La Giara” ein passendes Zimmer. Den Preis kann ich noch von
29 auf 25 Euro drücken;-)
Wir sind froh, endlich aus den Wanderschuhen zu kommen und ziehen auch kurze Hosen an. Das Badezeug wird eingepackt und schon sind wir wieder unterwegs auf Erkundungstour. Das kleine Städtchen wirkt wirklich verschlafen. Der Strand “Sabbia Nere” reizt dennoch zum baden. Bevor ich ins Wasser renne, entdecke ich glücklicherweise eine im Sand liegende Qualle. Martin findet weitere im Wasser und wir versuchen unser Glück einige hundert Meter auf der anderen Seite. Endlich im Meer! Es ist eher kühl, aber egal!
Wir spazieren gemütlich zurück und schlafen auf dem Bett ein. Zwei Stunden später ziehen wir jedoch nochmals los und landen auf den Klippen. Zwischen Vulkansteinen und Glasscherben achte ich bei jedem Schritt, dass keine Schlange vor mir liegt, während der feuchte, sandige Wind uns um die Ohren peitscht.
Es wird bereits dunkel. Die Suche nach einer offenen Pizzeria haben wir in der dunklen Stadt auf morgen verschoben und bleiben neben unserer Unterkunft im Restaurant “Il cratere”. Das lang ersehnte Gelato gönnen wir uns dann aber auch noch an der Touristenstrasse. Der Wind hat zugenommen, Sand wird uns überallhin geweht, sogar einige Regentropfen sind gefallen.
Zurück im Zimmer diskutieren wir nochmals die Wetterlage. Der Taxixhauffeur versprach strahlenden Sonnenschein die ganze Woche. Die telefonierende Dame im Touristenbüro meinte “brutto, molto brutto”. Unsere Vermieterin hat keine Ahnung und sagt, dass es sehr unschlüssig sei. Na toll;-) Wir lassen uns also überraschen.

Ab in den Süden

(Sonntag, 11. Oktober 2009)

Kaum zurück aus den Schweizer Bergen, haben wir unsere Sachen wieder gepackt und sind wieder unterwegs.
Kurz nach 11 Uhr verlassen wir Zürich im Zug. Vergebens hatten wir den Wagen Nr. 8 gesucht, in welchem unsere reservierten Plätze sind. Da dies aber ein Ersatzzug ist, wurde dieser Wagen weggelassen. Glücklicherweise hat es noch genügend Platz, denn wir haben ja auch das Essen für die nächsten 24 Stunden dabei und somit mit dem Fotomaterial (und Lesestoff!) viel Gepäck.
Der Zug von Lugano nach Milano ist besser besetzt, aber aus zeitlichen Gründen kämpfen wir uns nicht zu unseren Plätzen durch. Die Fahrt dauert ja nur eine Stunde.
In Milano centrale warten wir über eine Stunde neben unserem Haufen Gepäck auf den Anschlusszug, auf welchen ich mich schon von Anfang an freue: Die 16 Stunden nach Milazzo (Sizilien) werden wir in einem 2er Schlafabteil verbringen! Das kleine Zimmer ist schon fast luxuriös. Der Gang neben dem Bett ist zwar nur einen Meter breit, dennoch hat es einen Waschtrog im Eckschrank mit Handtuch und Hygienebeutel mit Taschentuch und Seife.
Die ersten Stunden verbringe ich lesend, während Martin aus dem Fenster blickt und die Landschaft mit der Karte auf dem GPS-Gerät vergleicht.
Zwischendurch machen wir uns immer wieder an unsere mitgebrachten Salate, Sandwiches und andere Köstlichkeiten.
Die Betten sind erstaunlich schnell gemacht, als es langsam dunkel wird. Als Martin mit seinem ersten Buch beginnt, verschlinge ich bereits die letzten Seiten meines Romans, der zwar langweilig begonnen hatte, dessen Ende mich aber dann noch lange beschäftigt (Der Schützling von Patrick Redmond). Wie erwartet wird uns dieses Buch also nicht weiter begleiten, sondern hoffentlich eine Reise unabhängig von der unseren beginnen.
In Florenz haben wir bereits eine halbe Stunde Verspätung und eine ziemliche Hitze in unserem Abteil. So werde ich schnell müde, als wir die vorbeifliegenden Ortschaften betrachten. Zu den Klängen meiner neusten Eroberung (ipod) schlafe ich ein, in voller Vorfreude auf das Meer…

Statistik

Diesmal nur eine kurze Statistik:

Total km während der Reise:
2’129

meistgefahrene km pro Tag:
318

Dies ist leider nicht sehr aussagekräftig, da die Strassen sehr unterschiedlich waren. Die Ringstrasse ist meistens geteert und in sehr gutem Zusand. Die “Strasse” durch die Ódádahraun Wüste dagegen ist mehr ein Weg zwischen Lavahügel hindurch um die kleinsten zum Überqueren zu finden.

Für das Benzin gibt es diesmal keine Statistik. Wahrscheinlich besser so, denn es war viel! 😉

Fotos auf http://www.nuela.ch/fotoalbum/Island2009
und
http://www.picalbi.ch/

Heimreise

(Sonntag, 2. August 2009)
Frühmorgens klingelt der Wecker. Ich kann mich kaum vom Hotelbett trennen, so sehr habe ich es genossen, in einem richtigen Bett mit einer richtigen Decke zu schlafen. Leider war die Nacht nicht sehr lange, aber immerhin habe ich einige Stunden geschlafen.
Nach einer erfrischenden Dusche packen wir die letzten Sachen ein und treffen uns um halb 6 vor dem Hotel, wo wir von einem Taxi abgeholt und zum Flugplatz gebracht werden. Unsere Bedenken von wegen Gepäckgewicht scheinen unbegründet. Am Quick-Check-in können wir innert kürzester Zeit einchecken und unsere Rucksäcke selbständig auf das unbewachte Förderband legen; niemand interessiert sich für das Gewicht.
Auch den Security Check bringen wir innert Kürze hinter uns, so dass wir um 6 Uhr bereits im gesicherten Bereich frühstücken und die letzten Kronen loswerden (schliesslich werden die ja bald in Euro umgewandelt…).
Der Flug von Keflavik nach London verläuft problemlos. Unsere Zeit ist knapp, uns bleiben nur knapp zwei Stunden in London von Ankunft bis Ablug. In dieser Zeit müssen wir unser Gepäck abholen, das Terminal wechseln und neu einchecken. Stressig, aber machbar. Alle 4 Rucksäcke treffen in London ein, obwohl meiner mit Bier überschüttet wurde und nicht sehr angenehm riecht. Nach kurzer Tragzeit hat mein Pulli den Geschmack übernommen und ich hoffe, dass mich keiner der der Kontrolleure zwingt, meinen Rucksack aufzumachen und den Geruch zu erklären. Ich weiss nicht, wie schnell ich wieder alles in meinem Rucksack eingepackt hätte und ob ich wieder alles hineingebracht hätte. Aber es verläuft alles problemlos, wir erreichen unser Ablugsgate pünktlich. Wie immer, wird auch der Abflug in London verschoben und wir warten auf der Piste, bis wir drankommmen.
In Zürich erwartet uns gemäss Pilot nicht sehr gutes Wetter. Nach Reykjavik sind wir uns zwar viel Sonne gewöhnt, aber die Temperaturen in Zürich ohne Wind sind für uns doch sehr akzeptabel. Ich freue mich sehr, endlich wieder zu Hause zu sein.
Manu’s Mutter holt uns ab und so erhalten wir einen Taxidienst bis nach Hause. Perfekt! Vielen Dank!
Jetzt heisst es auspacken, waschen und Tausende von Fotos anschauen und sortieren… Ich bin auch gespannt und werde bald mal eine Auswahl der besten Fotos präsentieren.

Die Reise geht zu Ende

(Samstag, 1. August 2009)

Wir werden von lärmenden Möwen geweckt, die sich um den herumliegenden Abfall unserer Nachbarn streiten. Da es aber eh schon spät ist und die Sonne das Zelt erwärmt, stehen wir auf. Wir haben jetzt. Wirklich ein riesen Glück mit dem Wetter.
Martin und ich machen uns auf ins Industriequartier der Stadt. Es ist nur 20 Minuten vom Zeltplatz entfernt. Die Läden haben da meistens erst ab 11 Uhr geöffnet am Samstag! Wir suchen uns das einzige Restaurant, das jetzt schon geöffnet hat und frühstücken erst mal. Leider macht der Fabrikladen von 66 Degree North auch nach 11 nicht auf. Erst später erfahren wir, dass auf den Westmännerinseln ein riesiges Festival veranstaltet wird und deshalb einiges in Reykjavik geschlossen ist.
Zurück beim Campingplatz sind Urs und Manu bereits beim Zelt abbrechen. Sie waren in der Zwischenzeit im Cafe beim botanischen Garten frühstücken.
Obwohl das Wetter super ist (oder gerade deshalb) ist unser Zelt etwas feucht vom Tau. In der Sonne trocknet es jedoch sehr schnell. Wir packen alles sehr gut ein, denn dies war die letzte Nacht im Zelt und es muss jetzt alles bis in die Schweiz halten.
Nach einem kurzen Abstecher zum Flughafen Keflavik wegen der Mehrwertsteuerrückerstattung, die wir aber erst beim Abflug zurückerstattet erhalten, fahren wir zum Flughotel in Keflavik. Das Auto muss vollständig geräumt werden und ich frage mich, wie das alles wieder in unsere Rucksäcke passen kann. Das aufgetankte, dreckige Auto lassen wir auf dem Parkplatz stehen, es wird später abgeholt.
In unseren schönen Hotelzimmern veranstalten wir ein Riesenchaos, bis schlussendlich alles verteilt und wieder eingepackt ist. Irgendwie muss es reichen, das Gewicht der Gepäckstücke sehen wir später…
Martin und ich wandern etwas durch das verschlafene Städtchen, in dem nichts los zu sein scheint. Immerhin finden wir einen Thailänder, der offen hat. Zu viert treffen wir uns hier zum Essen.
Anschliessend stossen wir im Irish Pub auf Helvetia an. Wir sind die einzigen, aber dies stört uns nicht.
Der Abend wird nicht lang bei uns. Wir sind alle etwas müde und ich freue mich auf zu Hause.

Reykjavik

(Freitag, 31. Juli 2009)

Ich stehe früh auf in der Hoffnung, nicht (lange) anstehen zu müssen bei den drei Duschen für den ganzen Campingplatz. Leider sind sich nicht alle bewusst, dass sie nicht die einzigen sind und es dauert doch etwas länger.
Wir frühstücken noch das letzte Mal vor dem Zelt, packen unsere Sachen und laufen in den botanischen Garten, der gleich nebenan liegt. Inländische und ausländische Blumen und Pflanzen werden hier gezeigt.
Als nächstes steht die Perle auf unserem Plan. Etwas über der Stadt liegt dieses kugelförmige Gebäude und bietet einen guten Ausblick auf den angrenzenden alten Flughafen und die Stadt. Nach der ständigen Ruhe sind der leise Verkehrslärm, der Flugverkehr und auch die Touristen ein krasser Gegensatz.
Mit einem Glace und im T-Shirt spazieren wir weiter zu einer hellen Kirche, welche gerade renoviert wird. Wir werfen dennoch einen Blick ins Innere und auf die bekannte grosse Orgel.
Reykjavik ist meiner Meinung nach keine besonders imposante Stadt. Es hat vor allem in den Aussenquartieren viele heruntergekommene Häuser, aber bei allen ist noch viel grün zu sehen für eine so grosse Stadt. Unser Zeltplatz ist auch nur etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, liegt aber in einem riesigen Park.
Wir Frauen wollten schon länger shoppen, also suchen wir uns die Einkaufsstrasse und stürzen und nach einer Stärkung beim Mexikaner ins Getümmel. Schlussendlich werden alle fündig mit Shirts, Pullis und Mützen.
Ein weiterer Tipp, welchen wir von Bekannten erhalten haben ist das Volcano Kino. In zwei Stunden wird ein alter Dokumentarfilm über frühere Vulkanausbrüche und deren Auswirkungen gezeigt. Die Kameraführung ist beeindruckend, ich bezweifle, dass ich mich so nahe ans Geschehen gewagt hätte. Der Filmer selber steht auch hinter der Kasse und fragt uns, ob wir aus dem Bündnerland sind. Als wir die Region Zürich erwähnen, fragt er nach Zollikon. Es ist spannend zu sehen, was die Menschen von der Schweiz kennen.
Wir schlendern durch die Strassen und landen bei einem sympathischen Italiener fürs Abendessen. Bei Sonnenuntergang (ca. 22.15 Uhr) machen wir uns auf den Heimweg zum Zeltplatz. Vor uns liegt die letzte Nacht im Zelt.

Baden im Bergbach mal anders

(Donnerstag, 30. Juli 2009)

Die Sonne scheint wohl schon stundenlang, als wir erwachen. In unserem Zelt ist es ungewöhnlich warm. Wir frühstücken in der Sonne und freuen uns über diesen warmen Tag.
Mit dem Auto fahren wir an den Rand des Dorfes, packen unsere Wander- und Badesachen und laufen los. Erst kommen wir wieder an verschiedenen heissen Töpfen vorbei, aus denen es qualmt und spritzt. Nach einer guten Stunde unterwegs sehen wir bereits die ersten Badenden. Etwas später sieht man deutlich, wie der Fluss dampft. Wir marschieren erst mal ganz nach oben, um den Gipfel und auf der anderen Seite, dem kalten Bach entlang wieder zurück. Ab der Stelle, wo diese beiden unterschiedlichen Gewässer zusammen fliessen, ist baden angesagt. Der erste Pool ist uns allerdings fast zu heiss (schätzungsweise über 40 Grad), wir gehen noch ca. 100 m weiter und finden den perfekten Pool. An der tiefsten Stelle ist es über einen Meter, am Rande schön abfallend. Damit auch genügend Wasser im Pool ist, wurde eine kleine Staumauer erstellt. Ein künstlicher natürlicher Badeteich sozusagen. Solche sind entlang des Baches noch einige zu finden, je nach Temperatur sucht man sich einen aus.
Nach kurzer Zeit erhalten wir Gesellschaft von einem älteren Schweizer Pärchen, das seit zwei Wochen an der Südküste unterwegs ist. Wir unterhalten uns prächtig und geniessen alle das warme Wasser (ca. 35 Grad).
Leider sind nicht alle so höflich wie wir Schweizer und fragen ob Gesellschaft erwünscht ist. Eine bunt gemischte Gruppe Reisender macht sich neben unserem Gepäck breit, zieht sich umständlich um und springt ohne einen Ton zu sagen in “unseren” Pool. So schnell kann eine traumhafte Szene zu Ende sein. Da die Sonne sich versteckt und wir eh schon länger im Wasser sind, überlassen wir ihnen kampflos das Feld.
Irgendetwas muss in dem Wasser gewesen sein, denn die Mücken verfolgen uns bis zum Auto. Sie stechen zwar nicht, sind aber koordinativ eher unbegabt und stossen so oft an unsere Köpfe. Die Sonne ist zurück, der Wind hat Pause und so erleben wir doch noch einen fast heissen Tag. Mit hochgekrempelten Hosen und im T-Shirt beenden wir die heutige Wanderung zeitig. Manu und ich nutzen die vermutlich einmalige Gelegenheit und schlüpfen in unsere Flipflops. Das hätten wir uns vor einer Woche nicht vorzustellen getraut.
Nach einem kurzen Glacehalt an der nächsten Tankstelle fahren wir weiter in den Süden bei traumhaften 19 Grad. Martin hat auf einer Karte nochmals einen Vogelfelsen entdeckt, den er sich gerne anschauen möchte. Wir werden bald fündig und entdecken einige Papageientaucher in den Klippen. Die Fotosession erweist sich nicht als einfach, da wir nicht wissen, wie gut der Klippenrand hält. Immer wieder sind Fels- und Grasflächen abgestürzt.
Wir schiessen einige gute Fotos von diesen niedlichen Tieren und machen uns auf den Weg in die Hauptstadt.
Der Campingplatz in der Stadt ist gross und für uns ungewohnt voll. In der hintersten Ecke finden wir ein freies Plätzchen für unsere zwei Zelte, sogar unser Auto hat in der Nähe Platz.
Das Essen hat ziemlich gut gereicht, wir haben nur noch einige Suppen übrig, der Rest wurde gekocht und gegessen. Somit haben wir einige Kilos weniger auf der Heimreise.
Nach dem Essen sehen wir uns den Sonnenuntergang am Strand an.
Über Umwege gelangen wir zurück zum Campingplatz. Dort treffen wir das Schweizer Pärchen von Skaftafell wieder. Auch die Schweizer von Askja sind hier. Auch sonst sind noch viele hier, die auch noch um Mitternacht ungewohnt viel Lärm machen. Wir sind wieder in der Zivilisation angekommen.

Naturgewalten und historische Plätze

(Mittwoch, 29. Juli 2009)

Der Regen hat über Nacht aufgehört, es ist auch wärmer geworden. Martin und ich gehen beim Hotel duschen, eine Wohltat.
Frühstücken können wir draussen, es gibt heisse Schokolade (mit Milchpulver).
Anschliessend schnappen wir unsere Kameras und gehen zu den Touristen, die sich um den Geysir Strokkur aufgestellt haben. Ich versuche, die Blase, die sich vor der Explosion bildet, zu fotografieren, was nicht so einfach ist.
Immerhin werden wir nicht nass, wie andere um uns herum.
Viele Fotos später gönnen wir uns einen kleinen Imbiss in der Cafeteria. Da taucht plötzlich die Sonne auf und zieht die Jungs mit den Kameras wieder zum Geysir. Manu und ich brechen die Zelte ab, wir schwitzen schon fast bei warmen 15 Grad. Das Wetter meint es doch noch gut mit uns.
Unsere nächste Station ist Thingvellir, das in Island von grosser Bedeutung ist. Der mittelatlantische Rücken ist nicht so gut sichtbar wie andernorts, aber die Schlucht soll jählich 8 mm auseinanderdriften.
Gesetze wurden hier am Lögberg gesprochen, auch andere wichtige Entscheidungen wie der Beitritt zum Christentum wurden hier gefällt. Aber nicht nur die gesetzgebende Versammlung tagte hier, sondern auch Hinrichtungen fanden hier statt.
Wir schlendern den Pfaden entlang, die an Seeufern vorbeiführen und uns auf die Basaltmauern bringen. Die Aussicht über die kleinen Seen und das weite Land ist imposant. Etwas weiter vorne bietet der Öxarárfoss, ein künstlich entstandener Wasserfall, einen schönen Blick und das abfliessende Bachbett sieht aus, als ob es Feen und Trollen beherbergt. Wir geniessen den Ausblick, vor allem auch, weil es hier wieder grüner ist und auch (kleine) Bäume hat.
Während der Weiterfahrt beginnt es zu regnen. Manu und ich schlafen ein und erwachen beim Campingplatz in Hveragerði. Der ist ziemlich klein, aber hat genügend Platz für uns. Wir stellen unsere Zelte unter einer Birke auf und kochen Abendessen. Heute gibt es drei Gänge: Tomatensuppe, Curryreis und Salat. Uns geht es gut! Vor allem, als gegen Ende des Essens die Sonne sich zeigt, ist der Abend für uns perfekt.
Nach dem Abwasch spazieren wir durch die verlassenen Strassen dieser Ortschaft, wo sich alte Häuser an topmoderne Liegenschaften reihen. Das geothermische Gebiet ist gut abgeriegelt und bereits verschlossen. Wir wandern etwas den Berg hinauf, geniessen die unglaubliche Farbenvielfalt in der nordischen Abendsonne und schiessen fantastische Fotos.
Der Wind wird wieder stärker, aber für morgen ist Sonne angesagt. Das wäre gut für unseren morgigen Plan. Aber erst mal geniessen wir die Wärme in unseren Zelten.

Regen in Island

(Dienstag, 28. Juli 2009)

Nach einer wunderbar warmen Nacht im halbdunklen Schlafzimmer erwache ich ein einem richtigen Bett. Der Weg zur Dusche ist kurz und warm. Es tut sehr gut!
Wir frühstücken noch im Zimmer, packen unsere Sachen wieder und verlassen das warme Dach über dem Kopf wieder.
Draussen ist immer noch alles grau und etwa 8 Grad. Nach kurzer Fahrtzeit beginnt es zu regnen. Wir verlassen die Ringstrasse Richtung Kjölur. Die Ringstrasse (Nr. 1) führt rund um Island herum und ist die best ausgebaute Strasse. Wir haben uns schon länger für einen Weg durch das Hochland entschieden. Sprengisandur ist die grössere, schlechtere Durchquerung.
Daher fahren wir via Kjölur auf einer meist akzeptablen Strasse.
Beim ersten Stopp erreichen wir Hveravellir, ein weiteres geothermisches Gebiet. Schon von Weitem sehen wir Menschen in einem warmen Pool. Einige tragen Wollmützen, aber das Wasser wird schön warm sein. Wir, ausgerüstet mit Regenhosen und -jacken, wandern auf Holzstegen von einem sprudelnden Topf zum Türkis Pool und weiter zu den dampfspeienden Löchern. Es ist immer wieder faszinierend, sowas zu sehen. Am liebsten hätte ich eine solche heisse Quelle in unserem Badezimmer;-) Wir fahren weiter auf der holprigen Strasse, weichen entgegenkommenden Autos aus und halten kurz für einige Fotos. Der leichte Regen will allerdings nicht mehr aufhören. Aber der war ja statistisch gesehen schon lange überfällig auf unserer Reise.
Für einen Abstecher nach Kerlingarfjöll verlassen wir unsere Strecke und erreichen nach kurzer Zeit einige versteckte Häuser. Wir folgen dem Fluss zu Fuss und sind begeistert von diesen Farben: Moose und Gräser in allen Grüntönen, braunrote Steine, die violette, goldige und gelbe Flecken zeigen und ein oranger Fluss, der die Farbe der Steine angenommen hat. Unsere Fotografen finden hier genügend Sujets. Gemütlich spazieren wir zum Auto zurück, ziehen die Regenkleider aus und gönnen uns einen süssen Zvieri.
Da das Wetter nicht so toll ist, entscheiden wir uns, weiterzufahren in der Hoffnung auf wärmere Temperaturen. Was uns langsam aber sicher nervt ist der obere Kofferraumdeckel. Wenn die Strasse zu holprig ist (was ja hier oft vorkommt), öffnet sich der Deckel automatisch und wir müssen aus dem warmen Auto nach hinten um ihn wieder zu schliessen. All dies hält Manu nicht davon ab, im Auto zu schlafen. Ich habe mich am Morgen von ihr anstecken lassen, es hat gut getan;-) Nach einiger Zeit erreichen wir die nächste Attraktion, den Gullfoss. Dies ist ein Wasserfall, der erst über kleinere Stufen 11 m hinabstürzt und danach über eine Höhe von 21 m in eine Schlucht fällt. Im Schnitt fliessen hier 103 m2 pro Sekunde, momentan sind es knapp 190 m2, aber der Rekord liegt bei 2’000 m2 pro Sekunde. Da es sowieso regnet und überall Wasser hat, fahren wir weiter.
Unser Nachtlager schlagen wir in unmittelbarer Nähe des Geysirs auf. Es regnet immer noch leicht, daher müssen wir uns beeilen mit Zelt aufstellen.
Unseres wird von innen nach aussen aufgestellt, das heisst, wir müssen das Innenzelt zuerst aufstellen und dann erst das Aussenzelt darüberspannen. So wird zwar das Innenzelt nass, aber unser Zelt ist aus wasserabweisendem Material und absolut dicht, daher kein Problem. Beim Zelt von Manu und Urs wird erst das Aussenzelt aufgespannt und das Innenzelt eingehängt. Da sie auch das grössere Vorzelt haben, essen wir bei ihnen im Trockenen.
Der Campingplatz gehört zu einem Hotel, das auch noch heisse Pools zur Verfügung hat. Manu und Urs nutzen dieses Angebot und wärmen sich auf.
Martin und ich gönnen uns ein Stück Schokoladenkuchen und machen uns auf die Jagd nach guten Fotos.
Bei diesem geothermischen Gebiet ist der ursprüngliche Geysir zu finden, der der Wasserfontäne weltweit seinen Namen gegeben hat. Leider eruptiert er nicht, während wir da sind. Gemäss Reiseführer sollte er dies “hin und wieder” tun, was auch immer das heissen soll. Der kleine nebenan, Strokkur, spritzt etwa alle fünf Minuten in die Höhe und eignet sich daher besser als Fotosujet. Die warmen Pools darum herum sehen traumhaft aus. Von Türkis bis tief Blau mit Höhle und Münzen ist alles zu finden. Wir geniessen das Spektakel eine Weile und kriechen dann ins Zelt, um beim Klopfen des Regens aufs Zeltdach einzuschlafen.