Untergangsstimmung am Fusse des Vulkans

(Mittwoch, 14. Oktober 2009)

Wir erwachen beim Geräusch des prasselnden Regens und drehen uns nochmal um. Eine Glocke spielt laut eine Melodie.
Unser heutiges Ziel ist ein verlassener Strand westlich von Porto di Levante, wo wir wohnen. Der Aufstieg zu den Klippen ist schwer, aber wie der Blick von oben zeigt, ist es dies absolut wert. Der steinige Strand ist am Rande eines tiefblauen, klaren Meeres, das perfekt zum Schnorcheln wäre.
Leider ist der Abstieg zum Meer unmöglich, da der ganze Hang und somit auch der Weg hinab weggeschwemmt wurde. Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg.
Bei unserem Lieblingsplatz neben Sabbie Nere lassen wir uns nieder und steigen mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ins blaue Nass. Uns erwarten farbige Fische und einzelne Fischschwärme, Seeigel und sogar ein Seestern. Leider habe ich die Unterwasserkamera nicht dabei, vielleicht hätte es noch ein gutes Bild gegeben.
Der Himmel wird langsam düster, wir gehen zurück in die Unterkunft und sehen uns das Spektakel von der Terrasse aus an. Eine riesige dunkle Kaltfront nähert sich von Westen her. Der Wind wird immer stärker. Die wenigen Menschen, die noch auf dem Kraterrand stehen, kämpfen gegen den Wind an. Die Nachbarinseln sind kaum noch zu sehen. Der Regen prasselt auf das Plastikdach, gleichzeitig weht er auch von der Seite her zu uns. So wie es aussieht, sind wir lediglich am Rand der Schlechtwetterfront und werden vom Schlimmsten verschont.
Wir waschen das salzige Meerwasser weg und lesen im Zimmer. Beim späteren Spaziergang zum Strand scheint bereits wieder die Sonne. Am Hafen versucht ein Schiff anzulegen, kämpft aber mit den drei Meter hohen Wellen. Die Passagiere müssen über die Brücke rennen, so dass das Boot gleich wieder weiter kann. Die Fischer ziehen mit gemeinsamer Kraft ihre Boote weiter den Strand hinauf; es ist eine kleine Insel, jeder hilft jedem. Die Wellen klatschen an die Hafenmauern und spritzen darüber hinaus. Auch auf dem Steg bleibt man kaum trocken. Für uns als Unbeteiligte ist es ein interessantes Schauspiel, aber für Betroffene wirkt es sehr anstrengend. Wir hoffen, dass wir morgen mit einem Schiff von hier wegkommen und es bis nach Stromboli schaffen. Ansonsten habe ich die Vermieterin bereits vorgewarnt, dass wir morgen abend wieder bei ihr stehen könnten. Sie ist sehr hilfsbereit und freut sich immer, wenn ich mit meinen wenigen Italienischkenntnissen etwas frage oder erzähle.
Wir ziehen unser Gelato vor und sehen der Barfrau zu, wie sie die kalte Masse kunstvoll auftürmt, damit möglichst viel in ein Cornetto passt.
Martin versucht beim Fernseher auf der Terrassse einen Sender zu finden, der das heutige Schweizer Spiel überträgt. Leider wird kein Schweizer Sender angezeigt.
Das Abendessen gibt es heute in der Cantina Stevensen, aus der laute Musik erklingt. Der Koch wurde wohl bereits in seine Winterresidenz geschickt, denn unsere Pizza sieht eher aus, als komme sie aus der Mikrowelle. Das aufgeschnittene Fladenbrot ist mit Käse und anderen Zutaten gefüllt und schmeckt lecker.
Zurück auf der Terrasse zeigt immerhin ARD einen Teil des Spiels. Wir sind nicht die einzigen, die Fussball schauen. Die Strassen sind leer gefegt, Italien kickt heute auch;-) Nach diesem entscheidenden Spiel packen wir unsere Sachen in der Hoffnung, morgen früh um halb neun das Schiff nach Strimboli zu erwischen.

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