Jallikattu Proteste und Republic Day

Nach einigen wenigen Wochen in der Schweiz, in denen ich es sogar mal auf die Rigi in die Sonne schaffte, war ich bald wieder auf dem Weg zurück nach Chennai.

Ich amüsierte mich im Flugzeug, als sie verkündeten, es gebe kein Hühnchen mehr, obwohl sie extra viel bestellt hatten. Das war ein weiteres Zeichen, dass der Flug gut mit Indern besetzt war.

Im Hotel wurde ich wieder sehr herzlich empfangen, sie freuten sich mich zu sehen und machten extra noch Chai für mich, als ich nach 2 Uhr in der Nacht ankam. Ich wollte eigentlich nur noch ins Bett, aber freute mich sehr über die zuvorkommende Art.

Nach dem Ausschlafen erfuhr ich, dass ich heute nicht aus dem Haus konnte, auf den Strassen direkt vor dem Hotel wurde protestiert. Seit einer Wuche hatten schon Proteste stattgefunden, bisher aber hauptsächlich gewaltfrei am Marina Strand. Es geht darum, dass im Jahr 2014 ein lokales Spiel namens Jallikattu (“bull taming, not bull fighting” – Stiere umarmen, nicht Stierkämpfe) verboten wurde, weil Peta das als Tierquälerei einstuft. Bevor ich die Geschichte erzähle, hier ein guter Artikel dazu (der sich für einmal mit dem deckt, was ich hier vor Ort sehe und höre, nur die Karte ist nicht ganz korrekt):

https://www.nzz.ch/international/proteste-in-tamil-nadu-indien-streitet-ueber-den-stierkampf-ld.140975

Nach einer Woche ruhigen Protesten der Jungen hatten sich (so wurde mir erzählt) Politiker eingeschaltet, die weitere Dinge gefordert wie auch vermutlich einige bezahlt hatten, um Lärm zu machen und Unruhe zu stiften.

Wie gesagt, der Verkehr kam an den zentralen Orten zum Erliegen, wo die Protestierenden die Strassenkreuzungen blockierten. Die Busse vor dem Hotel blieben mind. 5 Stunden an Ort und Stelle, die Fahrgäste hatten sich schon lange zu Fuss auf den Weiterweg gemacht. Ich sah dem Geschehen vom Dach aus zu, ab und zu warf ich von dort einen Blick nach unten. Gemeinsam mit den Angestellten des Hilton beobachteten wir die Protestierenden, die die Stimmung mit einem Bullen noch mehr anheizten, und diskutierten, wie das wohl ausgehen werde.

Um 17 Uhr entschied die Regierung, dass dieser Stiersport doch wieder erlaubt sei und dann lösten sich langsam auch die Blockaden auf den Strassen, so dass Raphael dann doch noch im fast normalen Abendverkehr nach Hause kommen konnte. Ich bin gespannt, denn ich glaube nicht, dass die Geschichte hier zu Ende ist. Als nächstes werden die Bewohner im nördlicheren Staate Kannada (rund um Bangalore) verlangen, dass ihr Stierrennen Kambala auch wieder erlaubt werden soll…

 

Am Dienstag konnte ich dann endlich mein Team wieder begrüssen, wie auch alle anderen die ich einige Wochen nicht gesehen hatte. Am Mittwoch begrüssten wir die 11 neuen Teammitglieder, die uns im kommenden Jahr unterstützen werden und für dessen Training ich hier angereist war. Eine sollte am Freitag noch von Bangalore aus kommen. Uns erwartet eine spannende Zeit!

Am Donnerstag, 26. Januar war Republic Day, also ein Feiertag zu Ehren des Inkrafttreten der Verfassung, ca. 2.5 Jahre nach der Unabhängigkeit. Am Morgen fand das Hissen der Flagge vor dem Hotel statt, das ich mir nicht entgehen lassen konnte. Zusammen mit vielen Angestellten, Kindern aus einem Waisenhaus sowie einigen Gästen sass ich draussen und beobachtete das Geschehen. Die Sicherheitsleute machten einige einstudierte Schritte, angeführt von einem Herrn in Anzug, was ehrlich gesagt eher lustig aussah. Zwei Auserwählte in einer speziellen Uniform stolzierten mit dem Anzugträger zum Besitzer des Hotels, der dann die Fahne unter Applaus hisste. Anschliessend wurde noch die Nationalhymne gespielt, die mir langsam ziemlich bekannt ist (sie wird seit neustem vor jedem Kinofilm gespielt). Dann gab’s Frühstück und Süssigkeiten.

 

Später fuhren wir drei vom Hilton zum Westin Hotel zu den zwei anderen für einen Tag Arbeit (die ja trotzdem gemacht werden muss). Am Abend musste ich dann noch kurz ins Einkaufszentrum, was nicht die beste Idee war. Die Hallen waren zwar schön dekoriert, aber voller Menschen, die den freien Tag so verbrachten. Trotzdem schafften wir es, schnell unsere Einkäufe zu tätigen und dann zurück nach Hause, ohne Probleme. Wir waren gewarnt worden, dass es vermehrt Polizeipräsenz geben wird, aber glücklicherweise blieb alles ruhig.

Am Freitag konnten wir dann endlich mit dem Training für unsere Neuen beginnen, nur einer fehlte bereits wegen Malaria, das war ja ein guter Start… Ich hoffe, dass es besser wird als das letzte Jahr, von meinen 6 vom letzten Jahr sind nur noch zwei dabei. Hoffentlich können wir dieses Mal mehr Mitarbeiter behalten! Die Auswahlkriterien hatten wir bewusst anders gewählt. Ich bin gespannt! Bis jetzt machen sie einen motivierten Eindruck!

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