(Mittwoch, 13. bis Freitag 15. April 2016)
Am späten Mittwoch Abend wollten wir zu dritt nach Kerala fliegen. Am Flughafen in Chennai genossen wir noch ein schnelles Abendessen, bis wir ausgerufen wurden, als letzte das Flugzeug zu besteigen. Es war lustig, unsere Schweizerischen und Französischen Namen mit indischem Akzent zu hören. Nach einer guten Stunde Flugzeit erreichten wir Kochin, wo wir uns zu Fuss zum Hotel aufmachten. Glücklicherweise war wenig Verkehr, trotzdem ernteten wir drei Ausländer vermutlich einige fragende Blicke im Dunkeln auf der Strasse. Das Hotel war weniger als 1 km vom Flughafen entfernt und in erstaunlich gutem Zustand, für den Preis den wir zahlten. Nach einem Milchshake waren wir bereits im Bett.
Pünktlich holte uns unser Fahrer am nächsten Morgen ab, es ging in Richtung Munnar, in die Berge. Wir hielten an einigen Möchtegernwasserfällen, die wegen der Trockenzeit kaum Wasser führten; Regenzeit sollte im Juni beginnen.
Ein spannender Stopp war ein Gewürzgarten, wo uns viel über die Gewächse und ihre ayurvedischen Wirkungen bei allen möglichen Gebrechen erklärt wurde. Ich war schon nicht mehr so ganz bei der Sache, sondern kämpfte gegen die Hitze. Nach einem kurzen Einkauf im eigenen Laden waren wir froh, wieder im klimatisierten Auto zu sitzen. Für einen Snack mit Samosa und Veg Puffs hielten wir bei einer der vielen Bäckereien an der Strasse, es war so lecker, dass wir noch Samosas mit auf den Weg nahmen.
Der Halt beim Elefantenpark war sehr kurz, uns allen gefiel die Behandlung der angeketteten Elefanten nicht.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Hotel, ca. 10 km vor dem Städtchen Munnar. Der Fahrer meinte, wir könnten morgen alles Sehenswerte abklappern, wir sollen uns heute noch ausruhen. Nach einer Stunde Ruhe waren wir jedoch schon wieder auf den Beinen, die angenehmen Temperaturen und die Möglichkeit etwas zu laufen brachten uns nach draussen. Direkt vom Hotel aus ging eine Seitenstrasse steil nach oben, in den Wald hinein. Bald kamen wir an Häusern vorbei, die Bewohner winkten uns freundlich lächelnd zu, die Kinder begleiteten uns eine Weile. Als wir bei einem violetten Häuschen vorbei kamen, winkte uns die Familie hinein, wir sollen mit ihnen Vishu feiern, Kerala Neujahr.
Wir setzten uns auf ihre Terrasse und sie brachten uns Früchte und Wasser. Mit der 18jährigen Tochter konnten wir uns gut verständigen, sie lernte Englisch an der Schule. Ihr 27jähriger Bruder war etwas schwerer zu verstehen, aber nicht weniger stolz, uns das Haus zu zeigen. Die Eltern stellten sicher, dass es uns an nichts mangelte. Dann, endlich, der Regen setzte ein. Seit drei Monaten sehe ich zum ersten Mal wieder Regen. Ich genoss das Schauspiel, den kühlen Wind, die feinen Spritzer, die ich im Haus neben dem Fenster abbekam. Die Eltern sammelten das Regenwasser und füllten ihren Speicher auf.
Damien ergriff die Gelegenheit und liess sich zeigen, wie man einen Dothi, der traditionelle Rock der Männer, richtig bindet. Sogar wir Frauen durften es versuchen. Es endete mit ganz viel Selfies auf allen Seiten, bevor wir uns mit Blumen in den Haaren und einer Schachtel Kardamon als Geschenk auf den Heimweg machten. Sogar die Nachbarn begleiteten uns eine Weile.
In diesen kühlen Temperaturen setzten wir uns lesend nach draussen, einfach herrlich. Sogar im Zimmer war es wärmer als ausserhalb, so blieben wir an der wirklich frischen Luft bis wir hungrig waren. Wie es sich für Ferien gehört, waren wir auch sehr früh im Bett.
Herrlich, diese frische, kühle Luft. Wir sollten unser Büro hier nach Munnar verlegen!
Der erste Stopp am Freitag diente dazu, unsere Plätze am zweiten Stopp zu reservieren, um nicht anstehen zu müssen. Ich zeigte brav meine PAN-Karte (indischer Steuerausweis), woraufhin ich echt gefragt wurde, ob ich Inderin bin.
Beim Nationalpark waren wir dann froh um diese Reservation, wir sparten uns so ca. eine Stunde anstehen für Tickets und eine weitere Stunde beim Warten auf den Bus. Nach 10 Minuten Fahrt waren wir angekommen, voller Vorfreude spazierten wir den Berg hoch, sahen Bergziegen auf und neben der Strasse, bis wir nach ca. 15 Minuten am Ende des Parks ankamen. Also gab es doch keine Tiger und Elefanten hier zu sehen.
So begnügten wir uns mit dem Ausblick und damit, einer muslimischen Schulklasse von 17jährigen Jungen als Unterhaltung und Fotosujets zu dienen. Eigentlich wollten sie gar nicht mit uns Frauen sprechen, sie hielten genügend Abstand ein und scharten sich um Damien. So war die Busfahrt zurück doch sehr amüsant.
Wieder holten wir uns Snacks in einer lokalen Bäckerei, auch hier waren wir drei die einzigen Ausländer.
Der nächste Stopp war ein Damm mit Stausee, wo es einen Echopunkt hat. Für den hätten wir aber ein Pedalo mieten müssen, wir verzichteten und spazierten stattdessen wieder einige Meter bei diesen herrlichen Temperaturen.
Im Teemuseum zeigte uns ein Mitarbeiter die Fabrikanlagen und erklärte, welche Blätter für welchen Tee verwendet und wie diese verarbeiten wurden. Es gab Schnitzel- sowie Siebanlagen und weiteres, wir durften immer mal wieder am Resultat riechen.
Die anschliessende traditionelle Tanzdarbietung überzeugte uns gar nicht, so dass wir die darauffolgenden Kampfszenen ausliessen und stattdessen zu Fuss durch die Strassen schlenderten und Bananenchips, Gewürze und Schokolade einkauften. Irgendwann holte uns unser Fahrer ein, er war vermutlich verzweifelt, als er uns nicht mehr im Theater fand.
Nach den letzten Einkäufen des Tages assen wir in einem Kellergewölbe zu Abend, es war leckerer als wir erst dachten. Nur war die anschliessende, knapp einstündige Heimfahrt für ca. 15 km zuviel, wir fielen erneut erschöpft ins Bett.
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