Indien – November 2015 und Zukunft

Für alle, die es noch nicht wissen: Ich werde ab ca. 20. Januar 2016 für einige Zeit in Chennai, Indien, arbeiten. Aber dazu später.
Im November 2015 war ich wieder in Indien und hatte wieder einiges erlebt. Ich verbrachte Zeit in Chennai und auch in Bangalore, bei der Arbeit und mit Freunden. Am ersten Arbeitstag in Chennai wurden wir bereits am Mittag gebeten, das Bürogebäude zu verlassen, es drohte ein Zyklon. Es regnete stark, mehr war zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar.

Am nächsten Tag flogen wir nach Bangalore, wo es konstant nieselte und um einiges kälter war als normal. Viele Leute konnten mit der Nässe nicht umgehen, im Hotel waren die Angestellten konstant damit beschäftigt, den Boden zu trocknen. Es hinderte uns glücklicherweise nicht daran, am Samstag eine Safari im Zoo zu machen, es war ein regenfreier Tag, wenn auch nur ein einzelner.

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Ebenfalls besuchte ich den Campus eines Kunden, dort arbeiten 20’000 Personen in 50 Gebäuden für die gleiche Firma. Einer der langjährigen Angestellten durfte das erste Mal mit einem Golfwagen über den Campus fahren, um mir alles zu zeigen. Er genoss die Fahrt sichtlich!
Als ich nach einer Woche wieder nach Chennai wollte, waren meine Kollegen in Bangalore besorgt, hatte es doch in Chennai seit meiner Abreise konstant geregnet. Einige der Mitarbeiter in Chennai konnten nicht mehr aus ihren Häusern wegen Hochwasser, die Stromversorgung an einigen Orten war bereits instabil oder gar unterbrochen. Auf dem Weg vom Flughafen Chennai zurück ins Hotel durchquerten wir einige Strassenabschnitte, die unter Wasser standen.

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Vor dem Hotel waren alle Autos aus der Tiefgarage geparkt, dort lief das Wasser nicht mehr ab.
Im Büro waren dann doch wieder die Mehrheit der Kollegen anwesend, aber die Situation hatte sich noch nicht entschärft. Auch vor dem Bürogebäude waren die Bäume umgeknickt oder unter Wasser.

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Aber mehr sah ich nicht, zu sehr wurde ich „beschützt“ von den Kollegen hier. Ich durfte noch zwei Vorstellungsgesprächen beiwohnen, von denen ein Teil sogar in Deutsch gehalten wurde. Doch dazu später. Fest steht: Ich komme wieder!
So verliess ich Chennai wieder nach zwei Wochen in der Hoffnung, dass die angekündigten Zyklone nicht allzuviel Schaden anrichten werden.

 

 

Nun bin ich seit einiger Zeit wieder in Zürich und plane meinen nächsten Trip. Im Dezember hatte ich mich um meine Kollegen dort gesorgt.
Es hatte noch viel geregnet in Chennai, so viel dass auch ein Damm geöffnet werden musste, um eine Überschwemmung in der ganzen Stadt zu verhindern. So wurde sicher mal unser Büroquartier überschwemmt, im Bürogebäude waren bis zu 30 Fuss (gut 9 Meter) Wasser, auch andere Quartiere waren klar überschwemmt. Strom wurde unterbrochen, Strassen waren mit Auto oder gar zu Fuss unpassierbar, ganze Häuser standen unter Wasser, ein Taxidienst mit Booten wurde eingerichtet, kurzum: Es war Ausnahmezustand!

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Regelmässig war ich mit meinen Kollegen in Kontakt, bis dann auf einmal niemand mehr ins Büro durfte. Einige reisten irgendwie nach Bangalore oder Pondicherry in Sicherheit. Andere arbeiteten von zu Hause aus, mit Strom des einen Nachbarn und Internetzugang des anderen Nachbarn. Den zurückgebliebenen wurden dann Esswaren knapp, ohne Strom konnten sie sich auch nicht mehr via Mobiltelefon melden, dass sie in Sicherheit waren. So dauerte es einige Tage, bis ich von allen Schweizer Teams und meinen anderen Kollegen die Bestätigung hatte, dass es ihnen gut geht.
Ich bekam nur einen sehr kleinen Teil mit von dem, was sich in Chennai abspielte. Via whatsapp schickten meine Freunde Bilder wie die oben, auf facebook sah ich die Solidarität der Bürger untereinander: Es wurden Schlafplätze und Unterkünfte geteilt, Restaurants angegeben die gratis Essen verteilten oder Mitfahrgelegenheiten vermittelt. Was mich am meisten beeindruckte waren die Nachrichten, wo jemand ausserhalb von Chennai die Zurückgebliebenen bat, bei seinen Eltern, Verwandten oder Freunden nach dem Rechten zu sehen, weil sie nicht erreicht werden konnten. Solche Nachrichten wurden dann mehrfach geteilt, bis irgendjemand etwas über den Zustand der Gesuchten herausfinden konnte. Solche Geschichten, die ich mehrfach gelesen hatte, imponierten mir sehr. Die Solidarität der Mitmenschen in Zeiten der Not war ausserordentlich.
In den Schweizer Nachrichten war kaum etwas zu sehen oder hören, weder von der Notsituation noch von der Solidarität, was mich eher enttäuschte. Sobald dann aber wieder ein Menschenrecht verletzt wird, wird ausschliesslich Negatives über dieses Land berichtet. Ich will das Negative nicht in Schutz nehmen, auf keinen Fall! Ich möchte nur sagen, dass Indien ein grosses Land mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen ist und ich mir wünsche, dass auch andere Geschichten erzählt werden, nicht nur negative.
Wie gesagt, ich werde ab Mitte Januar einige Zeit in Chennai tätig sein. Ich darf ein Deutschschweizer Team aus indischen Mitarbeitern aufbauen, was auch der Grund für die Vorstellungsgespräche in Deutsch war. Es ist eine grosse Herausforderung für mich, aber ich freue mich darauf!

Mittlerweile konnte ich mich schon gut mit der indischen Mentalität anfreunden, aber für längere Zeit dort bzw. weg von zu Hause zu sein wird doch eine Umstellung. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, im Fitnesscenter (inkl. 25 m Pool) zu trainieren, den ganzen Tag englisch zu sprechen und mit einem Chauffeur herumgefahren zu werden (ich will aber auch mal selber in der Stadt fahren, bislang bin ich nur ausserhalb gefahren). Es wird spannend!

Ich freue mich auf eine neue Herausforderung und eine gute Zeit. Ab und zu, in unregelmässigen Abständen, werde ich hier berichten, wenn mir danach ist. Lasst mich wissen, wenn Ihr etwas Spezielles wissen möchtet oder in der Nähe seid 🙂

 

Noch als Information, einiges zum Thema Indien (nicht immer nur ernst gemeint ;-)):

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Ich werde hauptsächlich in Chennai sein, aber auch mal ab und zu nach Bangalore gehen. Mysore war ich schon bei meinem ersten Besuch. Vielleicht schaffe ich es auch nach Delhi, da in der Nähe ist der weltbekannte Taj Mahal…

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1 Kommentar

    • Kirsten (Langer) auf 4. Januar 2016 bei 16:10

    HAPPY NEW YEAR! Have a wonderful time in India 🙂

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