(Freitag, 8. November bis Sonntag 10. November 2024)
Vermutlich bin ich das alles etwas naiv angegangen, dachte ich mir am Start. Pavan hatte uns für ein Brevet im Süden von Indien angemeldet, sehr flach und der Wendepunkt befand sich fast in offener See. Ich war sehr gespannt! Doch war ich fit genug, die Fahrt bei indischen Verhältnissen gut zu überstehen? Hatte ich genügend zu essen und Reparaturmaterial? Ich hoffte auf ausschliesslich positive Überraschungen.
Der Organisator hatte sich brav zurückgehalten, mich als Gastfahrerin anzukünden, aber angeblich wusste die Polizei dass eine Ausländerin mit am Start war. Es konnte also nichts schief gehen.
Wegen Arbeit starteten wir zwei nach dem Rest der Fahrer, nur zu zweit, 50 Min nach der ersten Gruppe. Pavan gab ein schnelles Tempo vor und bald hatten wir die Stadt Trichy hinter uns gelassen und rollten das Feld von hinten auf. Am ersten Check Point bei 53 km gab’s den ersten Stempel in der Brevet Card und mit vollen Flaschen ging es gleich weiter.
Wir waren mittlerweile auf einer Landstrasse, meist zweispurig, mit einer breiten Schulter, die meist frei war. Der Belag war viel besser als befürchtet! Der Verkehr durchaus erträglich und ab 22 Uhr wurde es immer weniger. Die Fahrer kündeten sich brav mit Hupen an und gaben freundlicherweise Volllicht, egal ob von vorne oder von hinten kommend. Dazwischen begleitete uns fast ohrenbetäubender Lärm von Fröschen und Grillen.
Beim zweiten CP (109 km) hatten wir Pavan’s Freunde eingeholt und beim dritten (198 km) hatten wir zur führenden Gruppe aufgeschlossen. Sie liessen mich auch Führungsarbeit leisten, so durfte ich manchmal die Spitze übernehmen, gefolgt von ca. 200 Indern (davon 2 andere Frauen). Die Stimmung war gut und ich genoss die Nachtfahrt! Doch wir waren zu schnell, die Brücke zu Dhanuskodi in Rameswaran öffnet erst um 6 Uhr morgens, daher schliefen wir eine Weile auf einer Wiese bei einer Tankstelle, um dann pünktlich die 18 km lange Fahrt zur Halbinsel anzutreten. Die Aussicht war wie versprochen, links Bay of Bengal – stürmisch, rechts Indian Ocean – ruhig. Am liebsten wäre ich dort an den Strand gelegen. Wir wollten diese Strecke jedoch vor Aufkommen des Windes hinter uns bringen.
Als zweite erreichten Pavan und ich den Turnaround Point, den äussersten Punkt Indiens vor Sri Lanka. Nach ein paar Fotos und einem weiteren Stempel ging es aber bereits zurück, um auf dem Festland zu frühstücken. Ich hielt mich etwas zurück mit lokalem Essen und vermied das scharfe Essen unterwegs. Meist ernährte ich mich von Clif Bars und Be Change Getränken. Dazwischen jedoch auch mal Curd Rice, Parotha und Tender Coconut Water. Plus Chai wo immer möglich.
Langsam machte sich das Schlafmanko breit, die zwei letzten Wochen war ich viel unterwegs und der Jetlag halt nicht. Wir waren erst in der Nacht vor dem Brevet angereist, ich hatte keine 5h geschlafen, Pavan nur 2h. So hielten wir immer mal wieder für Power Naps in Restaurants (am Tisch), neben Shops (auf dem Gehweg) oder eben am CP (zu zehnt auf einem grossen Tuch am Boden). Wir hatten mittlerweile eine gute Gruppe mit seinen Freunden gefunden, die sich mit Führungsarbeit immer wieder abwechselten, jedenfalls diejenigen, die noch etwas mehr Energie hatten.
Bei km 550 liessen Pavan und ich die Gruppe ziehen und dösten noch eine Weile, bis das Restaurant schloss. Dann ging es auf die letzte Runde. Ich hatte langsam richtigen Stalldrang und freute mich auf eine Dusche. Pavan wurde dann in der Stadt so richtig wach und übernahm die Führung der letzten 10 km durch den Verkehr, der auch um Mitternacht noch ungebrochen war.
Wir erreichten das Ziel kurz nach unseren Freunden, auch sie mussten noch Pausen einlegen. Viele wollten noch Fotos machen, ich spürte in diesem Moment auf keine Müdigkeit mehr sondern freute mich riesig, dieses Abenteuer ohne Zwischenfälle, ohne Überraschungen und mit viel Freude überstanden zu haben. Und die Dusche fühlte sich so toll an wie erwartet!





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