Wochenende in Delhi/Agra

(Freitag 7. Oktober bis Dienstag 11. Oktober 2016)

Endlich war es Freitag Mittag und Flo und ich verliessen das Büro in Richtung Flughafen. Mein Magen schien sich erholt zu haben, ich war hungrig und Subway servierte ein leckeres Sandwich. Mit obligater Verspätung von über einer halben Stunde hoben wir ab, diesmal waren sogar andere Bleichgesichter an Bord.

In Delhi dauerte es eine halbe Stunde, bis wir unseren Uberfahrer gefunden hatten. Mein Hindi ist gar nicht für Uberfahrten trainiert:-) Schlussendlich erreichten wir das Hotel, gönnten uns eine schnelle Pizza im Einkaufszentrum nebenan und waren froh, dass wir im Hilton in Chennai wohnen, das uns doch besser gefiel.

 

00-india-gateDer Guide für den heutigen Tag war schon vor 7 Uhr bereit, obwohl wir immer gesagt haben, dass wir um 8 Uhr los wollen, aber auf uns hört ja niemand. Er brachte uns zum India Gate, einem Monument zur Erinnerung an die im Kriege Gefallenen. Nach obligaten Fotos (ja, wieder mit Fremden) und ausnahmsweise Einkäufen auf der Strasse sahen wir eine Parade vor dem Haus des Präsidenten, mit Musik die mich an Fasnacht erinnerte.1a-gurudwana

Der nächste Stopp war Gurudwara Bangla Sahib, ein Sikh Tempel, wo Bedürftige gratis Essen erhalten, hier ca. 25’000 Personen pro Tag. Im Inneren war alles mit Gold verziehrt, laut wurde aus dem heiligen Buch gelesen und die Menschen sassen stumm oder 1b-gurudwanamitbetend unter vielen Ventilatoren. Draussen lag ein eher dreckiger Tümpel mit grossen sichtbaren und angeblich noch grösseren unsichtbaren Fischen, ab und zu sollen Menschen sogar darin baden. Wir besichtigten die Küche, wo jede(r) Freiwillige mithelfen kann, verschiedene Brote zu backen oder Gemüse und Linsen für die Hungrigen zu kochen. Sehr spannend fand ich die automatische Brotbackmaschine, die den Teig teilte, über verschiedene Stationen flach ausrollte und anschliessend durch den heissen Ofen führte.

 

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Wir hatten nach einem Markt gefragt, der Guide führte uns aber in einen Laden, der alle möglichen Souvenirs von Schmuck über Teppich und Schals zu Statuen und anderen Staubfängern auf vier Stockwerken anbietet. Immerhin war die Temperatur angenehm, aber wir wollten einen richtigen Markt sehen. Auch hier führte uns der Guide nicht zum richtigen Markt, sondern eher eilig um den herum zum einzigen Shop mit allen Touristen. Mir ging es darum, die aufgeschichteten Gewürze zu sehen, einkaufen konnte ich das selbe im Supermarkt in Chennai. Schade, aber der Guide hatte nichts gelernt und führte uns in ein Restaurant, in dem alle Gäste weiss waren. Ich hatte noch nie so viele Weisse gesehen seit ich in Indien bin! Das Restaurant war ausgebucht, in der Alternative hatte es immerhin einige Inländer. Mein Essen war ausgezeichnet, bei Flo hatten sie es trotz mehrmaligem Betonen, keine Gewürze (“zero spice”) zu verwenden geschafft, Randen- und weiteres Gemüseplätzchen zu scharf zu kochen. Schade.

4-lotusWir überredeten den Guide, uns den Lotustempel zu zeigen. Er versuchte sich zu drücken und wies auf die Schlange vor dem Eingang hin, alles Inder. Innert 5 Minuten waren wir jedoch auf dem Areal und genossen das schöne Bauwerk, das von aussen einer Lotusblume gleicht. Rundherum waren Pools angelegt, das blaue Wasser sah sehr gut aus mit dem Weiss des Gebäudes. Wir verzichteten auf das Anstehen um hineinzugehen, zwangen aber den Guide zu Geduld mit eigenen Fotos und Posieren mit einer Gruppe Jungs.

Vermutlich glücklich, uns loszusein, setzte er uns am Hotel wieder ab.

Wir gönnten uns eine kurze Erholung mit einem Spaziergang durch das Einkaufszentrum neben dem Hotel und waren bald darauf wieder unterwegs. Das Abendprogramm heute war eine Bollywoodshow im Unterhaltungspark Kingdom of Dreams, das uns auch tatsächlich gut gefallen hat. Die Geschichte um einen Zigeunerprinzen war eine Mischung aus Tanz, Gesang und Dialogen, wobei die Schauspieler nicht immer dem (ins englische übersetzte Skript in unserem Kopfhörer) folgten.

 

Der Sonntag begann, wie ein Sonntag beginnen soll: mit Ausschlafen. Mit einem Uber fuhren wir zu Akshardham, einem kulturellen Komplex, der uns von vielen empfohlen wurde. Draussen mussten wir alles ausser Wasser und Geld abgeben, weder Kamera, noch Mobile oder Tasche durfte mitgenommen werden. Ich entschied mich glücklicherweise gegen einen Schmuggelversuch, die Kontrollen hier sind strenger als am Flughafen. Drinnen zeigten sich prachtvoll verzierte Gebäude, die wir ohne Fotos genossen. In einem der Tempel wohnten wir einer Prozedur bei, sprachen dem Priester unbekannte Worte und Gebete nach und wünschten uns etwas, während wir Wasser über die goldene Statue von Abhishek gossen. Für die getätigte Spende erhielten wir am Ausgang Süssigkeiten. Wie gesagt, leider keine Fotos, nur von der Broschüre oder unter http://akshardham.com/img_7948

Für den Heimweg hatten wir wieder ein Uber bestellt, aber er sprach kein Wort Englisch und hatte keine Ahnung wohin wir wollten. Er fixierte sein Telefon mit beiden Händen am Halter, während das Auto über drei Spuren rollte. Als die Polizei ihn stoppte, übergab er einige Dokumente, sprach mehr unverständliches Hindi mit uns und fuhr dann einfach weiter, “duplicate papers” murmelnd. Obwohl ich ihm mein Telefon als Navigationshilfe gegeben hatte, fand er den Weg überhaupt nicht und liess uns am falschen Einkaufszentrum aussteigen. Wir waren froh, ohne Unfall angehalten zu haben und suchten uns ein neues Taxi. (Uber reagierte prompt und erstattete mir den gesamten Preis zurück aufgrund meiner Mitteilung).

Zurück beim Hotel genoss ich einige Zeit am Pool, bevor wir wieder mit einem Uber an den Bahnhof gingen. Auch das war wieder eine spannende Geschichte, aber wir konnten den Fahrer mit INR 100 (CHF 1.50) „bestechen“, dass er unsere nicht korrekt bestellte Fahrt doch ausführte.

5-train-to-agraDer Bahnhof war einfacher verständlich als ich befürchtet hatte. Wir fanden den Zug und bald darauf unsere Sitz-/Liegeplätze. Die ganze Zeit liefen Männer umher und verkauften Wasser, Tee, Schokolade, Tomatensuppe, Spielkarten, was immer das Herz der Zugreisenden begehrt. Der Kontrolleur wollte unsere Tickets nicht sehen, die fremden Namen auf seiner Liste waren wohl passend genug zu den weissen Gesichtern.

In Agra angekommen wurden wir von so vielen Chauffeuren belagert, dass mir unwohl wurde. Leider schien Uber nicht bis hier hin gekommen zu sein, also blieb uns nichts anderes übrig, als ein solches Taxi zu mieten. Mit viel Geplauder durch den Fahrer kamen wir aber unversehrt im Hotel an. Die hatten aber wohl im Englischunterricht gefehlt, denn als wir Kaffeebecher bestellten brachten sie uns Wasser, als ich wegen der Steckdose nachfragte, kam ein IT Typ für den Fernseher vorbei. Aber immerhin konnten wir den Taj Mahal bereits als Schatten am Horizont ausmachen.

 

6a-tajDen Taj Mahal muss man bei Sonnenaufgang gesehen haben, wurde uns mehrfach gesagt. So hiess es am Montag sehr früh aufstehen, mit einer Rikshaw zum Taj, mit Touristen für ein Ticket anstehen und mit einer Velorikshaw zum Eingang des Taj, wo noch mehr Touristen bereits anstanden. Einerseits war der Himmel nicht wolkenlos, andererseits hatte es zu viele Touristen, als dass der Sonnenaufgang wirklich etwas Spezielles ist hier. Aber trotzdem ist es sehr eindrücklich, eines der sieben Weltwunder so nah zu sehen, nachdem ich es überall auf Bildern gesehen hatte. Ich spielte auch Tourist, machte unzählige Bilder und spazierte umher.

 

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Im Innern des Taj Mahal ist das Grab der Geliebten des Königs, deshalb ein Schild, das um Ruhe bittet. Den grössten Lärm machten jedoch die Aufseher, die mit Pfeifen allfällig langsame Besucher zur Eile drängten. Schade, dass die Stimmung so eher vermiest wurde.

Wir frühstückten europäisch in einem Hotel und weiter ging es mit der nächsten Rikshaw zum Agra Fort. Der Fahrer wollte auf uns warten, obwohl wir ihm nichts versprechen wollten.

7d-fort-manu7c-manu-squirrelIm Fort hatte es wieder mehr indische Touristen, auch eine Schulklasse die auch wieder Fotos mit Weissen machen wollte. Wir sahen den Taj Mahal aus verschiedenen Blickwinkeln, schlichen durch die verschiedenen Gewölbe und spielten mit den vielen Eichhörnchen, bis wir dann mal genug hatten.

 

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img_0793Draussen wartete der Rikshaw-Fahrer auf uns und brachte uns zum Hotel zurück. Dort durfte ich eine Runde mit der Rikshaw drehen, es war ähnlich eine alte Vespa, von der Schaltung her. Es machte viel Spass und ich wäre gerne noch etwas weiter gefahren, aber wir waren ja bereits angekommen. Da der Zug erst am Abend wieder zurück nach Delhi ging, assen wir im Hotel zu Mittag und genossen die Sonne am Pool dösend. Der Bahnhof und der entsprechende Zug war schnell gefunden. Im Schnellzug hatte es keine Liegewagen, aber unsere Sitze waren sehr bequem und das Personal verteilte Wasser, Saft, ein vollwertiges Essen und anschliessend sogar noch Glace. Ich war überrascht!

 

Der Weg zurück ins Hotel war diesmal einfach und wir begannen uns Gedanken zu machen, was wir denn am Dienstag noch machen können.

 

Wie sich herausstellte, war Dienstg ein nationaler Feiertag (nicht nur lokal in Chennai), das heisst auch hier was alles geschlossen. Alle unsere Pläne wurden so zunichte gemacht und wir beide hatten keine Lust, ein Grab oder eine Säule anzuschauen, so blieben wir stattdessen im Hotel. Leider hatte jemand die glorreiche Idee, den Pool an einem Feiertag zu renovieren, so blieb uns nichts anderes übrig als im Einkaufszentrum nebenan ins Kino zu gehen. Wir wurden gut unterhalten mit der Königin von Katwa!

Am späteren Nachmittag verliessen wir das Hotel, fanden mit einem Uber-Fahrer im zweiten Anlauf den richtigen Eingang des Flughafens und kamen problemlos wieder in Chennai an. Es war gut, wieder zu Hause zu sein!

 

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