Stromboli bei Nacht

(Sonntag, 18. Oktober 2009)

Mittlerweile wissen wir, dass der Regen den Tag beginnt, also bleiben wir noch etwas liegen und frühstücken im Bett. Später kann ich Martin überreden, doch noch etwas nach draussen zu gehen. Er hat sich diese Ferien wärmer und trockener vorgestellt und ist nun enttäuscht.
Wir kaufen uns Postkarten und sitzen mit einem Gelato auf einer Terrasse, während wir ein paar Worte schreiben. Obwohl heute Sonntag ist, ist die Kurche offen und so werfen wir einen kurzen Blick hinein. Alles ist sehr schön gestaltet und auch sehr farbig. Gemütlich spazieren wir zum Strand, beobachten die Einheimischen und den Helikopter, der die vielen Segelboote auf dem Meer begleitet und schliesslich auf der Insel wartet. Pünktlich zum nächsten Regenguss sind wir wieder in unserer Unterkunft.
Martin’s Laune hellt sich stark auf, als um vier wieder die Sonne scheint und sogar der Gipfel frei ist. Schnell haben wir alles gepackt und marschieren los. Wir entscheiden uns für einen anderen Weg als gestern.
Heute beginnt der Aufstieg direkt bei der Kirche. Nach 150 m Höhe zeigen sich bereits wieder die ersten Wolken am Gipfel. Nach 250 Höhenmetern geht die Querverbindung zur Feuerstrasse (da wo das Magma ins Meer fliesst, wenn der Ausbruch stark genug ist) nach rechts weg. Der sinnlose Aufstieg führt zu einem sinnlosen Abstieg, denn am Ende der Querstrasse sind wir wieder auf 250 m Höhe. Zudem stellen die Treppenstufen sicher, dass sich nie ein Kind diesem Weg stellen würde. Bereits für unsere langen Beine sind diese Absätze enorm kräfteraubend. Die letzten Meter bis zur 400 m Grenze sind anstrengend, aber in Vorfreude auf den Ausblick nehmen wir die gerne in Kauf. Wir sind auch heute nicht die einzigen auf der Plattform. Innert kurzer Zeit haben wir unsere Stative mit den Kameras aufgebaut und auch die Fernbedienungen sind bereit. Es ist herrlich, mit den Händen in den windgeschützten Taschen dazustehen und dennoch ein Foto machen zu können, wenn der Vulkan ausbricht. Zudem kann ich mich so viel besser auf den Vulkan konzentrieren und den Anblick geniessen. Es imponiert mir sehr, die glühenden Steine hochfliegen und dann den Berg hinunter kullern zu sehen. Wenn der bissige Wind nicht wäre, könnte ich stundenlang hier sitzen und zuschauen. Es ist jedoch nicht so einfach, denn oft lässt sich der Vulkan viel Zeit zwischen den Ausbrüchen. Es kann vorkommen, dass eine halbe Stunde nichts passiert.
Momentan muss ich mir mal wieder sagen, dass dies meine sommerlichen Herbstferien sind. Über dem T-Shirt trage ich einen dünnen und einen dicken Pullover, die Soft-Shell-Jacke und die Regenjacke. Zudem wärmt mich die Mütze auf dem Kopf. Was ich dennoch vermisse sind meine Handschuhe.
Es wird langsam dunkel, die Bilder werden besser. Nur die noch dunklere Wetterfront, die auf uns zukommt, bereitet uns Sorgen. Nachdem uns die letzten zwei anderen auch noch verlassen haben, stehen wir auch etwas zurück vor dem Gewitter. Martin ist der Meinung, dass es nur ein kurzer Regenschauer ist und möchte etwas entfernt vom Grat das Ende abwarten. Allerdings sind wir nach wenigen Minuten bereits klitschnass und dreckig von der Erde, auf der wir stehen, so dass wir das Experiment abbrechen und uns auf den Heimweg machen. Martin hatte Recht: Nach etwa 10 Minuten hört der Regen wieder vollständig auf. Meine Hose ist aber immer noch nass und auch ich freue mich, dass wir uns einen anderen Beobachtungsposten suchen für dieses Gewitter.
Nach einer guten Stunde Abstieg treffen wir im Dorf ein und gönnen uns für die Strapazen nochmals ein Gelato. Kaum liegen wir im Bett, tropft der Regen wieder auf’s Dach.
Martin ist nicht so zufrieden mit seiner Fotoausbeute. Aber auch ich kann mir vorstellen, in einem anderen Jahr wieder dort oben zu stehen und dem Stromboli zuzuschauen…
Aber erst einmal freuen wir uns auf unser warmes Zuhause in der Schweiz, morgen geht’s los.

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