Puno

(Donnerstag, 9. November – Sonntag, 12. November 2017)
Etwas verspätet wurden wir abgeholt im Hotel und traten in einen stinkenden Bus, die anderen hatten die ganze Nacht da geschlafen. Ob es bei uns auch so gerochen hat?

Kurz darauf gab es einen kurzen Frühstückshalt, den wir ausliessen. Stattdessen dösten wir zwei Stunden bis zu einem Aussichtspunkt auf ca. 3500 m ü. M. Dort klappte eine junge Frau wegen der Höhe zusammen. Einmal mehr war ich froh, die Höhe gut zu vertragen. 

Und weiter ging es, diesmal mit einem Film, den wir jedoch mittendrin aufhören mussten, da wir spontan in einen anderen Bus umsteigen mussten. Wir gaben unser Hotel an, das Gepäck wurde auf das Dach geschnallt und wir stiegen ein. Nach langen Hin und Her stellte sich heraus, dass wir im falschen Bus sassen weil sie uns ins falsche Hotel gebucht hatten. Also wieder raus, das Gepäck (natürlich zuunterst) wieder vom Dach und auf das nächste Dach und dann ging es endlich weiter. 

Puno erreichten wir nach einer knappen Stunde, die Stadt überzeugte mich im ersten Augenblick nicht. Dreckige Strassen, unfertige Bauten und eher lieblose Wege sah ich. Ich weiss, dass ich meine Meinung revidieren werde, wenn ich denn am Wasser bin. Puno liegt am Titicacasee, dem höchstgelegenen, navigierbaren See. 

Die Temperatur war wieder eher kühl, auch im Hotelzimmer. Die 3 Decken sollten uns aber warm halten. 

Zu Fuss fanden wir die wichtigen Plätze und Kirchen sowie die Fussgängermeile, die sehr schön aussah. Wir fanden ein Restaurant zum späten Mittagessen, während dunkle Wolken aufzogen. Trotzdem schlenderten wir weiter, durch Touristenshops, den lokalen Fleisch- und Gemüsemarkt, an Schreibern mit Schreibmaschinen vorbei sowie durch den Gemischtwarenmarkt, wo in einer Ecke alles Nähmaschinen standen. Am Ende fanden wir doch noch einen Ort für einem Haarschnitt, für 4.5 Soles (1.50 USD) wurden wir etwas aufgehübscht. 

Geld abheben stellte sich hier auch als Herausforderung dar. Eine Bank würde uns gerne sparsamer erziehen und verneinte die Abhebung mit dem Kommentar, dass ich diesen Monat bereits Geld abgehoben hatte. Andere lehnten grundlos ab, da blieb uns nichts anderes übrig als bei der teuren Bank 6 USD Gebühren zu bezahlen. 

Mit einem diesmal eher wässrigen Fruchtsaft (sonst immer sehr sehr lecker und schon fast wie eine eigene Mahlzeit) kehrten wir ins Hotel zurück. Die vielen kurzen Nächte hatten es mir angetan, ich schlief vor neun Uhr bereits ein, dick eingepackt in Woll- und Daunendecke. 
Mehr als 9 Stunden Schlaf am Stück, so schön können Ferien sein! Nach dem Frühstück wurden wir für die heutige Tour abgeholt, alles sehr gut organisiert, PeruHop ist empfehlenswert!

Wir wurden an den Hafen und dort auf ein kleines Schiff gebracht. Nach ca. 30 Minuten Fahrt erreichten wir die schwimmenden Uros Inseln. Der Guide brachte uns noch die wichtigsten Wörter bei (Kamisaraki – good morning. Hello. How are you? / Waliky – i am fine) und erklärte, dass wir den Kindern keine Süssigkeiten geben durften, da es auf den Inseln keinen Zahnarzt gibt. Dort angekommen erklärten sie uns, dass die Inseln aus schwimmenden Wurzeln bestehen, auf die mehrere Schichten einer Art Seegras namens Totora gelegt wurden. Darauf folgten dann die Hütten und für die Küche wurde noch ein Stein dazwischengelegt, um das Abbrennen der Insel zu verhindern. Alle 15 Jahre müssen sie die gesamte Insel erneuern. Früher schwammen die Inseln ziellos umher, nun mit der Grenze zu Bolivien, die irgendwo durch den See verläuft, setzen sie eine Pflock ins Wasser um das Wegtreiben zu verhindern. Etwa 2000 Menschen wohnen auf diesen 97 schwimmenden Inseln. 

Eine Frau zeigte uns ihr kleines Haus, ich war erstaunt, eine Art Computer zu sehen. Vor der Hütte war ein Solarpanel, das erklärte einiges. 

Wir setzten uns in eines ihrer Schiffe, während die Frauen Abschiedslieder sangen. Während der Überfahrt zur Hauptinsel sangen die Kinder in verschiedenen Sprachen und sammelten dann Geld für ihre Darbietung. Vor dem Anlegen sammelten die Frauen von jedem Passagier noch 10 Soles (3.30 USD) ein. Hier wird das Geschäft klar mit den Touristen gemacht. Auch das Stempeln des Passes kostete wieder 1 Sole. Naja, wenn wir schon mal hier sind. 

Wir hatten uns mit zwei Deutschen angefreundet und setzten uns in unserem Boot auf das Dach. Die Fahrt nach Amantaní dauerte über zwei Stunden, genug Zeit sich anzufreunden und dann noch etwas zu dösen. 

Auf der nächsten Insel angekommen wurden wir auf verschiedene Familien verteilt, zusammen mit den Deutschen wurden wir bei Annamaria einquartiert. Wir sollen uns den Namen der Gastmutter gut merken, die Frauen sahen alle ähnlich aus. Sie führte uns in 10 Minuten in unsere Unterkunft für die folgende Nacht. Erst mal gab es jedoch Mittagessen: Quinoasuppe und Gemüse mit Bratkäse. Zu meinem Glück leben sie hier vegetarisch. Die Küche war ein separater Raum, wir alle mussten uns bücken um hineinzulaufen, unsere Gastmutter lief normal geradeaus. Mit unserem Spanisch schafften wir eine einfache Kommunikation und lernten, dass die 56jährige seit 30 Jahren Witwe ist und mit ihrem Vater, Bruder und einer Tochter sowie deren 3 Kindern hier wohnt. Das Haus bestand aus vielen kleinen Häusern, Franziska und ich bezogen unser Quartier in einer Art Turm. 

Hier spricht man Quechua, auch da mussten wir wieder die wichtigsten Worte lernen: 

Agli glianchu – hello. How are you

Agli tota – good night

[keine Haftung für korrektes Schreiben!]

Um 4 Uhr trafen wir die Gruppe beim Dorfplatz und der Guide erklärte, dass hier jede Community eine andere Farbe des Rockes hat. Wir sollen nach unserer Wanderung also wieder zu den schwarzen Röcken zurückkehren. Oben auf dem Berg sei der Tempel für Pachatata (Father Earth), auf 4200 m ü. M. Noch 50 m höher wäre der für Pachamama (Mother Earth). Ob es noch etwas für Mamachacha (?) hat, hab ich jedoch nicht verstanden. Er erklärte noch mehr über die Dreifaltigkeit dieser Religion, die sich immer wiederholt, bei den drei Elementen stellte ich ab, wir kennen ja vier Elemente. Spannend ist es trotzdem. Dann liefen wir los, von ca. 3800 m ü. M. ca. 400 m zum Teil steil nach oben. Der Weg war gesäumt von lokalen Frauen, die ihre Waren verkaufen wollten. Sie priesen gestricke Handschuhe, Schals und Pullover an, aber auch Wasser, Bier und Schokolade. Die Landschaft war weitläufig und von oben sahen wir einen traumhaften Sonnenuntergang und den See rund um die Insel. Auf dem Festland leuchteten die Schneeberge in der untergehenden Sonne. Windig, aber die Aussicht war es wert!

 Ich war sehr beeindruckt über die klaren Luftverhältnisse, wegen der fehlenden Luftverschmutzung sieht alle sehr klar aus, die Farben sind sehr intensiv, sehr beeindruckend. Nach den obligaten Fotos spazierten wir den gleichen Weg wieder zurück und trafen unsere Mama vor unserem Haus. 
Kurz darauf gab es Abendessen, Suppe und Reis mit Gemüse, sehr lecker. 

Danach wurden wir umgezogen, das heisst wir wurden in traditionelle Kleodung gesteckt. Jan und Tobi bekamen einen Poncho und lustige Hüte, Franziska und ich Röcke und Blusen, Brustgurt und ein schwarzes Tuch über den Kopf. So trafen wir dann auch die restlichen der Gruppe in der Halle des Ortes an. Extra war eine Musikgruppe aus Puno angereist, die für Stimmung sorgte und die Lokalen zogen uns auf die Tanzfläche. Wir tanzten im Kreis zu typisch peruanischer Musik und sogar ein Cover von Despacito spielten sie. Mit einem Bier verzogen wir uns nach draussen um die unzähligen Sterne zu betrachten. Ab und zu sahen wir sogar eine Sternschnuppe. Wir waren langsam müde und unsere Mutter brachte uns auf den Heimweg. Die Jungs blieben in einer Bar hängen, sie wollten noch das Qualispiel Peru – Neuseeland sehen, wir Mädels legten uns unter unsere Schichten von schweren Alpacadecken und waren bald eingeschlafen. 
Am Morgen zeigte sich das Wetter von bester Seite, die Vorhersagen scheinen falsch zu sein. Wir frühstückten und verabschiedeten uns von unserer Gastfamilie. Mit dem Boot ging es weiter zur Insel Taquile, wo ca. 2700 Menschen leben. Wir schlenderten zum Dorfplatz und genossen die Aussicht in der Sonne. Mit hübschen Armbändern ausgestattet spazierten wir weiter, entlang von schönen Steinwegen, an kleinen Häusern vorbei, viele mit Solarpanels ausgestattet. Hier ist das Leben noch sehr einfach! Überall am Wegrand verkauften sie geknüpfte Armbänder oder hielten einfach so die hohle Hand hin. Es scheint wirklich so als ob sie das ganze Geld vom Tourismus machen und das scheint nicht mal so schlecht zu funktionieren. 

Beim nächsten Stopp zeigte uns ein junger Lokaler wie Shampoo hergestellt wurde, durch einfaches Zerreiben einer bestimmten Pflanze, das Resultat, was er an dreckiger Wolle zeigte war gut. 

Der Guide erklärte uns, dass Jungs bis 6 Jahre eine bestimmte Mütze tragen, die der Nationalblume ähnlich sieht. Danach gab es bis 18 Jahre eine rot-weisse Mütze mit weissem Bauchgurt, sofern der junge Mann noch Single ist. Nach der Heirat (die eher früh ist und lebenslang bleibt) trägt der Mann eine rote Mütze mit rotem Bauchtuch sowie einem Gurt, in dem die Haare seiner Frau eingearbeitet sind. Ausserdem tragen sie eine kleine Tasche mit Cocablättern, die werden ausgetauscht zur Begrüssung, anstelle eines Handschlages. Die Frau erhält zur Hochzeit keinen Ring, sondern ein schwarzes Tuch mit Pompons an den Ecken, um Kinder und Material zu tragen. Die 25 regierenden Männer der Insel wiederum tragen andere Mützen zusammen mit einem Hut als Erkennungszeichen. Alles scheint hier seine Ordnung zu haben.

Sie servierten uns eine Quinoasuppe sowie frischen Fisch, zum Abschluss den typischen Muñatee mit frischen Kräutern. Dann hiess es bereits wieder, die Insel zu verlassen und den weiten Weg nach Puno anzutreten. Für Unterhaltung sorgte ein junger deutscher Tourist, der beim Hafen sein Telefon ins Wasser fallen liess und ihm dann (leider erfolglos) nachtauchte. 

Nach fast drei Stunden dösen, lesen und die letzte Aussicht auf dem Dach geniessen erreichten wir wieder den Hafen von Puno. 

Wir schlenderten durch den samstäglichen Markt, wo Jacken, Unterwäsche, Duschmittel, Süssigkeiten, Schreibwaren, einfach alles angeboten wurden. Für uns gab es noch Kokoskekse und frischen Fruchtsaft, bis es dann mal an der Zeit war, uns mit den Jungs zu treffen. Im uns empfohlenen Restaurant Colors in der Fussgängermeile servierten sie Alpaca, doch auch dieses Fleisch überlasse ich gerne anderen. Wir hatten einen vergnüglichen Abend zu viert. Auf dem Heimweg kamen wir an einer Geburtstagsparty für eine 15jährige vorbei, das schien hier gross gefeiert zu werden. Wir waren klar underdressed und entschieden uns so dagegen, die Party zu crashen.
Das Hotel Independencia Suites war nicht sehr gut isoliert. Wir hörten die Türklingel im dritten Stock und auch alle frühen Nachbarn, als ob sie bei uns im Zimmer wären. Morgens war dann auch noch der Strom ausgefallen, so dass wir auch mit kaltem Wasser duschen mussten. Auch das klappte und wir wurden sogar pünktlich von unserem Bus abgeholt. Es geht heute nach Bolivien. 

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