Baños

(Mittwoch, 14. Juni – Freitag, 16. Juni 2017)
Im Taxi übten wir noch etwas unser Spanisch, am Busbahnhof war dann nichts mehr mit Englisch. Wir bekamen Tickets für den Bus in 15 Minuten, das passt. Die Fahrt nach Baños sollte ca. 3.5 Stunden dauern, Kostenpunkt 4.25 USD pro Person. 

Der Bus stand bereit und war nicht mal zur Hälfte gefüllt. Mit nur 4 Minuten Verspätung traten wir die Reise an. Im TV lief ein Actionfilm mit vielen Kampfszenen, die Kinder im Bus schien es nicht zu stören. Ab und zu hielten wir an (oder eher ein Rollstopp), um Gäste ein- oder aussteigen zu lassen. Immer mal wieder kamen auch Verkäufer dazu. Am meisten geschah bei einem Halt etwas später als Halbzeit: Mindestens 15 Verkäufer kamen hinein, mit Getränken, Sandwiches, Früchten, Glace, Powerbank und was man sonst noch so alles brauchen könnte. Es kamen sogar zwei Typen, die einen langen Momolog auf Spanisch führten und dann Geld wollten, absolut keine Ahnung wofür! Danach war der Bus voll, als wir weiterfuhren. 

Nach knapp vier Stunden und zwei Actionfilmen erreichten wir Baños, mitten in den Bergen. Unsere Unterkunft (gestern Abend spät gebucht) sei am Ende der einen Strasse, stand im Reiseführer. Meine App zeigte das Hostel etwas ausserhalb der Stadt. Als wir einen Einheimischen nach dem Weg fragten, lachte er nur. All das wären eindeutige Zeichen gewesen….

Wir folgten der Strasse, die dann schmaler wurde und begann anzusteigen. Immerhin waren noch Schilder zu sehen, noch 650m zum Casa Amarilla, wir waren also auf dem richtigen Weg. Aber diese 650 m waren steil und schmal, so dass maximal ein Esel hier hoch kommen würde. Einmal mussten wir pausieren, aber dann entdeckten wir die Eingangspforte, endlich!

Im Innern des Hauses stellte sich die Hausbesitzerin als Bettina (aus dem Engadin) vor. Sie führte diese Pension mit ihrem ecuadorianischen Mann seit etwa eineinhalb Jahren. Während sie unser Zimmer bereit machte, stellte Franziska fest, dass unsere Reservation für ein Hotel in der Stadt war, im Casa Amarilla City! Bettina stellte dies gleichzeitig fest und erklärte, dass ihr Mann für seine Eltern ein Haus gebaut habe und dort auch drei Zimmer vermietete, daher der gleiche Name. Wir durften dann entscheiden, wo wir bleiben wollten und nach langem Hin und Her (und längeren Plaudereien mit Bettina) machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Darwin, Bettina’s Mann, kam uns mit dem Auto entgegen, so weit er konnte, dann zeigte er uns sein Haus. Es war sehr hübsch dekoriert, die Zimmer klein und eng, aber hatten alles was wir brauchten. Nach 20 Jahren in der Schweiz verstand er auch schweizerdeutsch.

Franziska und ich schlenderten durch den Gemüsemarkt, kauften frische Brombeeren und beobachteten, wie ein entlaufenes Meerschweinchen eingefangen wurde. Unser morgiges Nachtessen?

Weiter liefen wir den Strassen entlang und fanden einen Stand mit Empanadas (Teigtaschen) mit allerlei Füllung, wir entschieden uns für Käse und Ananas und verschoben Banane/Schokolade für später. Wir hatten endlich den hübschen/touristischen Teil der Stadt entdeckt, so gefiel es mir schon besser. Die Kirche war gross und Franziska verfolgte die Messe in Spanisch. Anschliessend fanden wir ein leckeres Essen in einer irischen Bar mit schönen Wandmalereien, aber schon bald waren wir zurück in der Unterkunft. 


Die Nacht war zum Teil eher laut, aber jede Ausrede ist gut um auszuschlafen. Darwin machte uns leckeres Frühstück und dann spazierten wir los, in die Berge. Schon in der Stadt begann es steil anzusteigen, dann kamen viele Treppen, bis wir den Mirador de la Virgen erreichten. Mit Ausblick auf die unter uns liegende Stadt gönnten wir uns eine Verschnaufpause, bevor wir dem immer steiler werdenden Weg weiter folgten. 

Bald waren keine Treppen mehr da, nur noch Steine und Erde. Bei dem vielen Regen hier wird sich wohl ab und zu ein reissender Fluss auf dem Weg bilden. Mühsam kämpfend, unter Büschen bückend, erreichten wir ein Häuschen am Ende dieses Weges, ca. 800 Hm über der Stadt. Wo aber ist jetzt die Schaukel, die wir von der Stadt aus gesehen haben? Wir folgten einem Weg für 5 Minuten und entschieden uns dann für den anderen. Nach kurzer Zeit fanden wir das Gesuchte: Die Schaukel war 15 m hoch, zwei Männer halfen uns nacheinander mit Klettergurt und Helm, banden uns an die Schaukel und liessen den Boden unter uns fallen. Wir schaukelten beim ersten Mal in eine weisse Wolkenwand, beim zweiten Mal hatte ich einen schönen Blick auf Baños, was das Ganze etwas schlimmer machte. Alles in allem genossen wir die Riesenschaukel, sonst hätten wir uns ja nicht für eine zweite Runde entschieden. 

Weiter ging die Wanderung der Bergkante entlang, mit eigentlichem Ziel eines Hochkreuzes. Das sahen wir jedoch nicht mehr und der Weg war auch nicht so toll ausgeschildert, aber wir genossen die Bewegung. Unterwegs wurden wir von Downhillbikern in rasantem Tempo überholt, denen schien es egal zu sein, dass es überall so richtig steil war. Nach dem eher bewölkten und regnerischen Morgen zeigte uns die Sonne, wie schön die Landschaft hier aussah. 

Früher als geplant sahen wir die Schweizerfahne beim Casa Amarilla. Bettina brachte uns hausgemachtes Glace, zeigte uns den Garten bei Sonnenschein, erklärte die Blumen und das Gemüse, dann lasen wir auf der Terrasse bis Darwin mit Sohn Rumi eintraf. Er war fürs Kochen verantwortlich und wir hatten heute die Spezialitäzät bestellt: Meerschweinchen vom Grill. So etwas musste auch ich als Vegetarier mal probieren! Wir hatten ein Ganzes bestellt, im Wissen dass der Vater unseres Gastgebers dies sehr mag und dann auch gerne die Resten essen würde. Es war rauchig, aber zartes Fleisch. Für mich zuviel Fleisch, für Franziska zuviele Knochen, daher trugen wir das meiste dann auch hinunter in unsere Unterkunft für den Vater, der uns immer freundlich in Spanisch begrüsste. 
Es regnete die ganze Nacht, am Morgen war der Himmel auch noch wolkenverhangen. Wir zogen uns einigermassen regenfest an und schwangen uns auf die bereitstehenden Pferde. Für heute hatten wir eine Tour gebucht zum Wasderfall. Das konnte ja heiter werden. Mein Pferd war 5 Jahre alt und hiess Michael Jackson, das von Franziska war 6 und hörte (theoretisch) auf den Namen Whiskey. Meines folgte noch ziemlich gut bei links und rechts, aber wie es schneller laufen sollte, das lernte ich nicht mehr. Wir ritten mit Julio, unserem Führer, durch die Stadt und weitere Quartiere, bis wir den Wasserfall erreichten. Endlich mal absteigen, mein Po, Oberschenkel und Knie schmerzten, laufen tat gut. Der Rückweg war der gleiche Weg, nur feste Strassen, keine gemütlichen Weiden oder Grasflächen oder bequeme Wege. Mir taten die Pferde fast leid. Bald wusste ich nicht mehr wie sitzen und war froh, als Julio uns etwas früher gehen liess, damit wir noch etwas essen konnten in der Stadt. Mein Po schmerzte mehr als nach einer zu langen Velotour auf einem schlechten Sattel. Franziska’s Knie schmerzten. Aber auch das wird wieder!

Unser nächstes Ziel war der Laden mit Empanadas, lecker! Jeder von uns hatte zwei, Käse mit Guayaba und Banane mit Schokolade, sehr lecker! Gleich nebenan kauften wir ein Busticket für den heutigen Abend, ein direkter Bus (9 Stunden) nach Santa Elena, eine Stadt am Strand. Von dort aus sind es noch 30 Minuten nach Montañita, wo wir die letzten Ferientage verbringen wollen. 

Nach den Regentropfen am Morgen zeigte sich auch heute wieder das bessere Wetter am Nachmittag, so verbrachten wir die nächsten Stunden lesend in der Hängematte. 

An der Touristenstrasse fanden wir ein italienisches Restaurant, das sehr sehr gute Pasta servierte, zusammen mit schnulziger Musik. In der Unterkunft packten wir die letzten Dinge zusammen und machten uns bereit für eine lange Busfahrt….
PS: Irgendwann sollten wir auf einem Foto sein hier: www.casaamarilla-ec.com

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